Nach Diktat verblichen
geschrieben, in dem er ihm gewisse Bedingungen diktiert.«
»Typisch.«
»Ich bin Privatdetektiv«, sagte ich. »Hier ist meine Karte.«
Sie sah sich die Karte an und fragte: »Wer ist B. Cool?«
»B. heißt Bertha«, erklärte ich. »Bertha Cool ist ein hartgesottenes, mit allen Wassern gewaschenes und mitleidloses Flintenweib mit einem Lebendgewicht von einhundertsechzig Pfund. Sie ist so unangenehm und kratzbürstig wie eine Rolle Stacheldraht und sieht auch so ähnlich aus. Sie würde Ihnen gefallen.«
»Bezaubernd«, stellte Lois fest.
»Und wenn ich auch nicht so aussehe«, fügte ich hinzu, »so möchte ich Sie doch darauf aufmerksam machen, daß auch ich ziemlich unangenehm werden kann.«
Sie musterte mich mit abschätzendem Blick.
»Das nehme ich Ihnen nicht ab. Sie wirken eher melancholisch, Donald. Bei Ihrem Anblick erwachen in jeder Frau die Mutterinstinkte. Sie haben bestimmt alle Mühe, sich gegen Ihre Verfolgerinnen zur Wehr zu setzen.«
»Wir sprechen hier nicht über mein Privatleben«, sagte ich.
»Warum nicht?« versetzte sie. »Über meines sprechen wir doch auch.«
»Meine Freunde schreiben aber keine Briefe«, entgegnete ich.
Sie lachte. Dann schlug ihre Belustigung in Ärger um. »Ich hätte dem Burschen längst den Kragen umdrehen sollen.«
»Wenn es ein Erpressungsversuch sein sollte«, erklärte ich, »wird Ihnen das binnen kurzem in der Seele leid tun. Sie werden nämlich keinen roten Heller bekommen, aber wahrscheinlich hinter schwedischen Gardinen landen.«
»Seien Sie nicht albern, Donald. Von Erpressung kann keine Rede sein.«
»Wovon denn sonst?«
»Das ist schwer zu erklären«, gab sie zurück. »Ich habe George gern. Er ist ein ernster und aufrichtiger Mensch, der eines Tages vielleicht etwas Großes leisten wird. Leider fühlt er sich auch zum Weltverbesserer berufen. Außerdem bildet er sich ein, mich zu lieben. Das geht schon seit einiger Zeit so.«
»Und was empfinden Sie für ihn?«
»Manchmal langweilt er mich zu Tode. Und manchmal fasziniert er mich mit seinen Gedanken. Er mißbilligt meine Lebensweise, aber er liebt mich.«
»Was treibt er so?«
»Er denkt.«
»Und womit verdient er seinen Lebensunterhalt?«
»Den braucht er nicht zu verdienen. Er hat geerbt. Er denkt nur.«
»Wieviel Geld hat er geerbt?«
»Einen Haufen.«
»Denkt er viel?«
»Nicht zuviel, aber genug.«
»Worin sieht er den Sinn seines Lebens?«
»Er wird eines Tages den großen amerikanischen Roman schreiben. Er wird malen. Er wird in die Politik gehen. Er wird Sauberkeit in diese korrupte Welt bringen.«
»Ist es nicht manchmal schwer, mit ihm auszukommen?«
Sie lehnte sich im Sessel zurück. Der leichte Spott in ihren Augen, das feine Lächeln um ihren Mund verrieten ihre Lebensphilosophie — leben und leben lassen.
»Donald«, sagte sie, »es gibt keinen Mann, mit dem sich tagein, tagaus gut auskommen läßt. Sie haben Ihre Karten auf den Tisch gelegt, also will ich das gleiche tun. Ich bin kein unbeschriebenes Blatt. Ich liebe das Leben und die Abwechslung. Doch allmählich werde ich der Abwechslung müde. Ich würde sehr gern eine kleine Boutique aufmachen. Ich weiß einen Laden, der zum Verkauf steht. George möchte ihn mir kaufen. Und wenn Sie, Donald, und diese B. Cool mir das Projekt verpfuschen, dann werden Sie Ihr blaues Wunder erleben. Ich kann nämlich auch unangenehm werden.«
»Und was verlangt George als Gegenleistung für den Kauf des Geschäfts?« fragte ich.
»Das weiß ich nicht«, versetzte sie schamhaft. »Er hat es mir nicht gesagt — noch nicht.«
»Heirat?«
»Große Güte, nein. Nicht noch einmal.«
»Wieso >nicht noch einmal«
»Ich war verheiratet. Die Ehe hat nicht lange gehalten.« Ihre Lider senkten sich.
»Was also erwartet George von Ihnen?«
»Er möchte die Vorrechte eines Verlobten zugestanden bekommen. Er möchte mich beschützen. Ich will aber gar nicht beschützt werden, ich will nur eine Boutique. George fürchtet, ich hätte einen Hang zur Promiskuität.«
»Wie lautet seine Definition für dieses schöne Wort?«
»Alle Männer haben für dieses Wort dieselbe Definition«, antwortete sie. »Was du mit mir machst, ist in Ordnung, was du mit anderen tust, ist unmoralisch.«
»Würde George Barclay Fisher in Schwierigkeiten bringen wollen?«
»Weiß der Himmel, was George alles fertigbringt.«
»Würden Sie mir seine Adresse geben?«
»Nein.«
Ich schüttelte den Kopf. »Schade, Lois. Ich werde ihn trotzdem
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