Nachrichten aus einem unbekannten Universum
raschen Drehung seines Körpers im See verschwunden, wo er fürs Erste abtaucht. Könnten Sie ihn schwimmen sehen, die Auf- und Abbewegungen des Rumpfes verfolgen, Sie wären überrascht von so viel Eleganz. Sein Stil würde Sie durchaus an einen Wal erinnern. Aber Sie haben ja Kaffeepause. Kaffee ist ungesund, doch gerade hat er Sie vor dem Schlimmsten bewahrt.
Jedes Jahr kommen im australischen Busch Menschen ums Leben, die auf fast identische Weise von Krokodilen erbeutet werden.
In Afrika kann man beobachten, wie Tiere, die an Gewässern ihren Durst stillen, plötzlich von den Echsen angefallen und unter die Oberfläche gezerrt werden. Ein besonders schönes Filmdokument zeigt aber auch, was dabei schief gehen kann. Nie wird die Giraffe vergessen, wie sie an jenem Tag den langen Hals beugt und die Lippen ins Wasser steckt, zu schlürfen beginnt — und sich unvermittelt zwei kräftige Kiefer um ihren Kopf schließen. Nur hat sich das Krokodil, wie die Aufnahmen zeigen, gehörig verschätzt. Der Kopf der zu Tode erschrockenen Giraffe schießt nach oben, und weil Giraffenköpfe in luftigen Höhen zu Hause sind, wird das ganze alberne Krokodil mit aus dem Wasser gerissen und von den Gesetzen der Fliehkraft in den Wipfel eines nahe gelegenen Baumes geschleudert. Die Giraffe macht sich mit Nasenbluten davon, das Krokodil sitzt in den Ästen und muss sich im Folgenden überlegen, wie es zurück in den See kommt. Frage an Radio Eriwan: Können Krokodile fliegen? Antwort: Im Prinzip ja.
Dann doch lieber Wal werden.
Ist Ihnen aufgefallen, wie üppig sich die Natur präsentiert vor 50 Millionen Jahren? Was ist geschehen nach dem verheerenden Kometeneinschlag? Ganz einfach. Das, was immer geschieht: Das Leben berappelt sich.
Nach dem Desaster ging Miss Evolution daran, am Tertiär, der Erdneuzeit, zu arbeiten. Kurz mag sie überlegt haben, ob es sich lohnen würde, die Saurier wieder aufzupäppeln, aber dafür hätte man sie neu erfinden müssen. Ein paar kleine Reptilien, Eidechsen und Warane, waren davongekommen, auch einige Krokodile. Das musste reichen. Unterm Strich hatte das ständige Hungergeschrei von T-Rex und Konsorten ohnehin genervt. Die Säuger machten einen weit gesitteteren Eindruck, sie waren nicht so unhandlich groß, und außerdem stand reichlich Gartenarbeit an. Miss Evolution band sich die Schürze um. Eine Million Jahre nach dem Niedergang des Kometen hatte sie stellenweise den äquatorialen Regenwald wieder aufgeforstet, üppiger und artenreicher denn je. In anderen Gebieten der Erde dauerte das Weltgenesungswerk etwas länger, aber auch dort sprossen bald wieder Farne, Koniferen und Blütenpflanzen. Letztere schienen geradezu auf ihr Coming-Out gewartet zu haben, sie entfalteten sich zu wahrer Pracht, und allerorts gediehen Früchte und Gemüse. Da musste das Leben ja gesunden. Im frühen Eozän, der Epoche vor 56 bis 34 Millionen Jahren, hoppelten bereits Paarhufer und Unpaarhufer durch die Landstriche, die sich ohne die störenden Saurier explosionsartig vermehrten. Zu Anfang noch kleinwüchsig, brachten Säuger und Vögel mit der Zeit immer größere und modernere Arten in die Welt.
Am Ende des Eozäns herrschte mildes, teils subtropisches Klima. Wo keine Wälder sprossen, erstreckten sich Graslandschaften, Savannen und Sümpfe. All diesen Gegebenheiten passte sich das Leben freudig an, es traten auf die Schweine, Tapire und Flusspferde, Fledermäuse und erste Katzen, gefolgt von Füchsen und Bibern,
Kamelen, Miniaturpferden, Prototypen von Wölfen, Bären, Rotwild, komischen kurzhalsigen Giraffen, Hyänen und Säbelzahntigern, die sich nachfolgend im Oligozän und Miozän häuslich einrichteten. Im Pliozän, dem Abschnitt bis vor 5,3 Millionen Jahren, stapften bereits Elefanten durch Eurasien. Auch mit Fröschen, Mäusen, Schlangen und Ratten sparte die Evolution nicht, der Luftraum gehörte den Vögeln und die Erde ansonsten wie gehabt den Gliederfüßern und Mikroben.
Auch im Meer — als Pakicetus und Ambulocetus erste zögerliche Schritte ins Wasser wagten — hatte sich das Leben erholt, wenngleich es immer wieder zurückgeworfen wurde durch Zickigkeiten der Natur. Nur zehn Millionen Jahre nach dem Einschlag des Kometen entwichen in einer Kettenreaktion aus Erwärmung und unterseeischen Rutschungen bis zu 2.000 Milliarden Tonnen Methan in Wasser und Atmosphäre. Ganze Meere kippten um, mehr als zwei Drittel aller am Ozeanboden lebenden Foraminiferen, riesige Einzeller in
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