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Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Nachrichten aus einem unbekannten Universum

Titel: Nachrichten aus einem unbekannten Universum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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ein, kurz vor dem Impact seien die Temperaturen wieder gestiegen; vielleicht hätten die Saurier ohne den Meteoriten doch noch die Kurve gekriegt. später im Jahr: Forscher ermitteln das Alter des Chicxulub-Meteoriten anhand außerirdischer Sedimentpartikel im Krater. Der Brocken war ein echter Methusalem, stellen sie fest, über vier Milliarden Jahre alt, ein Zeitzeuge der Entstehung unseres Planeten. Wann genau er Yucatan traf und welche Auswirkungen der Impact hatte, können aber auch sie nicht endgültig beantworten.
    Tunesien: Der italienische Forscher Simone Galeotti von der Universität Urbino findet in Fossilien den Beweis dafür, dass der Einschlag einen globalen Winter heraufbeschworen hat und die Erde fünf bis zehn Jahre weitgehend ohne Sonnenlicht auskommen musste. In der Folge war es 2.000 Jahre lang bitter kalt. Nur kleine Lebewesen mit einem überschaubaren, wenig anspruchsvollen Energiehaushalt konnten unter solchen Voraussetzungen überleben.
    2005: Nach wie vor zerfällt die wissenschaftliche Welt in zwei Lager: die Katastrophisten und die Gradualisten. Katastrophisten vertreten, wie der Name schon sagt, die Auffassung, ein singuläres Ereignis habe den Sauriern sozusagen Knall auf Fall das Licht ausgeknipst. Den Gradualisten ist das zu einfach. In seinem Buch Dinosaurier spricht der Oxforder Paläontologe David Norman von einem »Untergang auf Raten«. Gradualisten messen einer globalen Klimaveränderung unmittelbar vor dem Übergang der Kreide ins Tertiär große Bedeutung bei. Sie führen an, ein Klimawandel könne gleich zwei Phänomene auf einmal erklären: den Niedergang der Saurier — zu kalt — und den Siegeszug der Säuger — genau richtig. Auch das Auftreten einer veränderten Vegetation bestätigt die Gradualisten, die allerdings unterschiedlicher Meinung über den Grund für die klimatischen Schwankungen sind. Einigermaßen sicher wissen wir, dass sich gegen Ende der Kreidezeit das Meer auf weiten Strecken zurückzog und der Vulkanismus zunahm. Das Land wanderte, Meeresströmungen änderten sich, was wiederum Einfluss auf das Wetter hat, zum Beispiel auf die Intensität von Stürmen. Möglicherweise war das Klima nun stärkeren Schwankungen unterworfen. Wo vorher subtropisches Einheitsklima herrschte, gab es plötzlich Jahreszeiten und damit aus Sicht der wärmeliebenden Saurier ein Wetter der Extreme, das sie nicht vertrugen.
    Weitgehend einig ist man sich, dass ein Meteorit auf die Erde fiel und allgemein mit wenig Begeisterung aufgenommen wurde.
    Ob ausschließlich er für das Artensterben verantwortlich war oder nur ein bisschen nachtrat, als alles schon am Boden lag, wird aber kaum je erschöpfend zu beantworten sein. Das Problem mit dem Universum ist, dass es keine klaren Kausalitätsmodelle zulässt. Im Geflecht der Abhängigkeiten wird die Frage nach dem eigentlichen Auslöser obsolet, weshalb Vorgänge auf der Erde weder so einfach zu prognostizieren noch zu kontrollieren sind, wie wir es gerne hätten. Das Sterben am Ende der Kreidezeit beschäftigt uns vor allem darum, weil es durchaus Parallelen zu möglichen Szenarien unserer eigenen Zukunft aufweist. Allzu gerne wüssten wir genau, was damals geschah, um besser auf kommendes Unheil vorbereitet zu sein. Doch Wissenschaft ist die Kunst der Annäherung. Lassen Sie sich also nichts erzählen und misstrauen Sie Dogmen. Der Mensch ist zwar ein aufmerksamer, aber eben auch subjektiver Beobachter. Hochrangige Gelehrte bezweifeln, dass wir überhaupt je etwas werden verifizieren können. Was anderes ist ein Beweis als die Summierung gleicher Erfahrungen zu einem allgemein akzeptierten Ergebnis? Nie können wir genügend Versuchsreihen durchführen, um etwas wirklich zu beweisen, denn die Reihe dieser Versuche müsste theoretisch unendlich sein.
    Ist aber nicht so schlimm, wie’s klingt. Dafür vermögen wir sehr wohl zu falsifizieren. Die Kunst, Information zu erlangen, besteht darin, sie zu vernichten. Das ist wie beim makedonischen Bildhauer, der einen Löwen aus einem Marmorblock hauen sollte. Er versuchte gar nicht erst, den Löwen zu erschaffen, sondern schlug einfach alles weg, was nicht nach Löwe aussah. Ein feiner, aber wesentlicher Unterschied in der Herangehensweise. Erst im Wegstreichen der Variablen nimmt das Ergebnis Kontur an.
    Auch die Evolution verfährt nicht anders. Bis zu einer bestimmten Entwicklungsreife hat ein ungeborenes Kind keine Hände, sondern Paddel. Dann gelangt ein Prinzip zum Einsatz, das als

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