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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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Sohn Chris im vergangenen Jahr gehabt hatte. Angespannt wartete er auf die schlechten Neuigkeiten.
    «Komm, lass uns hier reingehen.»
    Das Kindermädchen trat vor ihm in die Küche. Auf dem Tisch stand ein kaputtes Holzkästchen, und daneben lag ein Häufchen weiß schimmernder Kieselsteine.
    «Chris hat die ganze Woche über Steine gesammelt. Alle Kinder in seiner Gruppe haben ein Kästchen bekommen, das sie mit Steinen füllen und es morgen mitbringen sollten. Er hat so viele gefunden und alle hineingestopft, dass es auseinandergebrochen ist. Und er hat sich solche Mühe gegeben!»
    «Ich habe bestimmt noch irgendwo einen Schuhkarton, der tut’s auch, Wendy.»
    Er konnte an ihrem Gesichtsausdruck erkennen, dass das die falsche Antwort war.
    «Er ist felsenfest davon überzeugt, dass er morgen unbedingt das Originalkästchen mitbringen muss. Man kann es kleben. Und ich sagte ihm, sein Papa könne es bestimmt reparieren. Er hätte sonst nicht aufgehört zu weinen!»
    Fenwick betrachtete das zerbrochene Holzkästchen. Er wusste, dass sein sechsjähriger Sohn fest damit rechnete, dass sein Vater das wertvolle Kästchen reparieren würde.
    «Mit ein bisschen Klebstoff ist es hier nicht getan. Okay, Wendy. Lass mich erst einmal etwas essen, dann schnappe ich mir diese Bruchstücke und geh rüber in den Schuppen. Bist du heute den ganzen Abend hier?» Es war bereits halb zehn.
    «Hm, Tony wollte rüberkommen.» Plötzlich errötete sie, und Fenwick hatte das Gefühl, dass sie ihm etwas Wichtiges und für ihn Unangenehmes zu sagen hatte. Wendy war so ein hervorragendes Kindermädchen, und er wollte die Neuigkeit, die sie offensichtlich dringend loswerden wollte, gar nicht hören.
    «Nun sag schon. Was ist los?»
    «Er hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten möchte», wisperte sie schüchtern.
    «Und was hast du geantwortet?»
    «Ja!», sagte sie, und ihre Stimme war nur mehr ein aufgeregtes Quieken.
    Fenwick drückte sie an sich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. «Das ist toll! Meinen Glückwunsch. Ich freu mich für euch. Tony ist ein anständiger Kerl.»
    Er bereitete sich rasch sein Abendessen, Pasta mit einer Tomaten-Basilikum-Sauce und grünen Salat. Heute würde er auf das Glas Wein verzichten. Er hatte noch zu viel zu tun, und es war bereits zehn Uhr. Als er sein Essen beendet hatte, jedoch noch immer niemand gekommen war, um ihm die Beschwerdeakte zu bringen, machte er sich auf, um Christophers Kästchen in Angriff zu nehmen. Bevor er hinüber in den Schuppen ging, wollte er noch rasch nach den Kindern sehen. Obwohl jedes ein eigenes Zimmer hätte haben können, blieben sie lieber zusammen. Seitdem ihre Mutter nicht mehr da war, schienen sie noch mehr aneinander zu hängen. Inzwischen waren fast zwei Jahre vergangen, und doch schmerzte ihn die Erinnerung an sie noch mit jedem Tag. Er hoffte nur, dass die Kinder sie nicht so vermissten, wie er es tat. Er verdrängte den Gedanken an sie und öffnete die Tür zum Kinderzimmer.
    Es war immer dasselbe. Immer. Dieser Moment angestrengten Lauschens, bis er sie atmen hörte; dieses konzentrierte Warten, bis Bess ein leises Schnorcheln von sich gab oder Christopher sich leicht im Schlaf bewegte. Ein Streifen Mondlicht schien zwischen den Vorhängen hindurch und warf einen bläulichen Schimmer auf die beiden Betten.
    Ein leises Grunzen von Bess, ein Seufzen von Chris, und er fühlte, wie die Anspannung von ihm wich. Die Kinder hatten sich inzwischen daran gewöhnt, ihn unter der Woche fast nie zu Gesicht zu bekommen, doch Fenwick verspürte jeden Tag aufs Neue ein leises Bedauern darüber, dass er nicht mehr Zeit mit ihnen verbringen konnte. Er beugte sich hinunter und gab Bess einen Kuss auf ihre glatte Kinderstirn. Wie immer musste er ihr einfach die Locken aus dem Gesichtchen streichen, obwohl sie davon aufwachen könnte.
    Sie lächelte im Schlaf, und eine Welle der Zärtlichkeit erfasste ihn. Wenn sie die Augen geschlossen hatte, glich sie wenigstens ihrer Mutter nicht zu sehr. Das Gesicht tief in einer Falte vergraben, hatte Chris sich unter der Decke wie eine Kugel zusammengerollt. Behutsam strich Fenwick die Decke glatt und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Sein Sohn regte sich nicht. Fenwick richtete sich auf und schlich zur Tür. Ein schrilles Quieken zerschnitt die Stille. Fenwick fluchte innerlich, während er sich bückte und das neue Spielzeug, auf das er getreten war, aufhob.
     
    Detective Constable Nightingale folgte Wendy in das ansprechend

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