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Nachruf auf eine Rose

Titel: Nachruf auf eine Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Fenwick
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einflussreichen und verärgerten Mann, dessen Vater gerade Selbstmord begangen hatte, klarzumachen, dass die Todesursache eindeutig geklärt war, und ihn so gut es ging zu beruhigen, wobei er jedoch peinlich darauf achten sollte, bitte nur ja keinen Ärger zu erzeugen, da der Fall ja bereits als erfolgreich abgeschlossen zu den Akten gelegt worden war. Fenwick verstand augenblicklich, warum sein Vorgesetzter nicht Blite angerufen hatte, der ja eigentlich seine erste Wahl hätte sein müssen. Es käme einem Wunder gleich, wenn es ihm gelänge, diese Angelegenheit zu einem Abschluss zu bringen, ohne die Familie zu brüskieren oder das öffentliche Interesse an dem Fall erneut anzuheizen.
    «Graham Wainwright ist ein wichtiger Mann. Seine Bedenken sollten ernst genommen werden. Aber das Letzte, was wir brauchen, sind Schlagzeilen, die verkünden, dass wir mit dem Ergebnis der Voruntersuchung nicht einverstanden sind. Denn dies ist natürlich nicht der Fall .Ich sagte ihm, Sie würden sich heute bei ihm melden und dass Sie für Ihre Diskretion bekannt seien.»
    Harper-Brown gab ihm Graham Wainwrights Nummer und legte auf. Fenwick rief seine Sekretärin.
    «Anne, rufen Sie bitte in der Registratur an und lassen Sie sich die Akte Alan Wainwright bringen. Der Fall muss vom Januar dieses Jahres sein. Und dann bitten Sie Sergeant Cooper zu mir.» Auf Coopers Diskretion konnte er sich stets verlassen. Der Mann war zuverlässig und behielt vor allen Dingen einen kühlen Kopf. Genau der richtige Mann für diesen Job.
    Es dauerte nicht lange, da hatte er eine dünne Mappe vor sich liegen. Während er auf Cooper wartete und einen Blick in die Unterlagen warf, fühlte er, wie sein Mut sank. Blites Team hatte die Familie, die Freunde und Geschäftskollegen des Toten befragt. Die Aussagen stimmten insofern überein, als keiner der Befragten sich einen Grund vorstellen konnte, warum Alan Wainwright Selbstmord hätte begehen sollen. Lediglich ein Bekannter äußerte Bedenken, dass sein Tod möglicherweise kein Selbstmord gewesen sei, doch schienen diese Bedenken weder kommentiert noch bei der Untersuchung des Falles berücksichtigt worden zu sein. Im Obduktionsbericht war von unerklärlichen Hautabschürfungen an Wainwrights Armen, Knien und am Rücken die Rede sowie von Hämatomen auf der linken Körperseite. Alles deutete darauf hin, dass er kurz vor seinem Tod nicht nur einmal schwer gestürzt sein musste.
    An seiner Kleidung waren Spuren von Lehm, und in seinen Schuhen hatte man Steinchen gefunden, ein Hinweis darauf, dass er vor seinem Selbstmord durch den Wald gegangen war. Einen schlammgetränkten Handschuh hatte man auf der Lichtung sichergestellt. Vom zweiten Handschuh fehlte jede Spur. Da die Polizei jedoch keinerlei Bedenken geäußert hatte, wurde bei der Leichenschau festgestellt, dass Alan Wainwright sich in einem Anflug von Unzurechnungsfähigkeit selbst getötet hatte.
    Als Fenwick die Akte schließen wollte, bemerkte er einen braunen Umschlag, der hinten im Aktendeckel steckte. Er öffnete ihn und las die beiden dicht beschriebenen Seiten aufmerksam durch. Seine Sekretärin war ohne anzuklopfen hereingekommen, eine Kanne frischen Kaffee in der Hand. Fenwick faltete die Blätter und steckte sie wieder in den Umschlag. «Anne, bitte rufen Sie Detective Constable Nightingale. Sie soll sofort zu mir kommen. Wenn sie nicht da ist, suchen Sie sie.»
    Er erinnerte sich gut an Nightingale, eine junge Polizistin, die sich noch in der Ausbildung befand. Letztes Jahr hatten sie zusammen an einem Fall gearbeitet. Sie hatte ihn stark beeindruckt, aber abgesehen von gestern Abend hatte er sie seitdem nicht oft zu Gesicht bekommen. Erinnerungen an diesen letzten Fall wurden wach, als seine Gedanken von einem zögerlichen Klopfen an der Tür unterbrochen wurden.
    «Entschuldigen Sie die Störung, Sir.» Detective Constable Nightingales Herz schlug schneller, als sie an Fenwicks halb offene Tür klopfte.
    «Ja bitte?»
    Fenwick blickte auf. Sein Gesichtsausdruck war neutral, weder freundlich noch ablehnend, und doch fühlte sie Nervosität in sich aufsteigen.
    «Sie wollten mich sprechen, Sir?»
    «Kommen Sie herein. Es geht um den Fall Wainwright. Sie waren bei dem Team, das die Untersuchung durchgeführt hat?»
    «Ja, Sir. Ich war die Erste am Tatort und habe auch ein paar Zeugen befragt.» Man hatte ihr die weniger wichtigen Befragungen zugewiesen: die Haushälterin, den Gärtner und die Dienstmädchen im Wainwright’schen

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