Nachruf auf eine Rose
vom Algenbelag der Felsen waren, erkennen konnte. Mit letzter Kraft griff er nach oben, fühlte, wie starke Arme ihn hochzogen und eine schwere Decke um seine Schultern gelegt wurde.
53B 47
Als er zum zweiten Mal erwachte, lag er in einem anonymen Krankenhauszimmer. Drei Tage war er bereits hier, seit der Nacht, in der Sally Wainwright-Smith in den Fluten versunken und ihre Leiche hinaus aufs Meer getragen worden war. Die Ärzte hatten seine Hand genäht und sein Knie wieder zusammengeflickt, und heute würde man ihn entlassen, unter der Voraussetzung, dass er sich an die Anweisungen der Ärzte hielte und sein Bein für weitere drei Wochen schonte. Doch er wusste bereits, dass er alle guten Ratschläge in den Wind schlagen würde, sobald er seine Kinder wieder sähe und sie so lange fest in seinen Armen hielte, bis der Schmerz sich mit Macht in Erinnerung brächte.
Doch es war nicht die Sehnsucht nach seinen Kindern, die ihn die Augen schließen ließ; vielmehr war es diese immer noch andauernde Verwirrung, die in seinem Kopf herrschte, wenn er an Alexander Wainwright-Smith dachte. Seit dem Moment, als er das Bewusstsein wiedererlangt hatte, konnte er an nichts anderes denken als an diesen Mann.
Wie hatte er je glauben können, Alexander sei ein unschuldiges Opfer der Machenschaften seiner Frau? Schon viel früher hätte er erkennen müssen, dass Alexander es niemals geduldet hätte, wenn Sally etwas gegen seinen Willen getan hätte. Dieser Mann hatte nicht nur die Wainwright-Millionen von seiner Familie geerbt. Nein, auch die Herrschsucht seines Großvaters und die Kontrollneurose seines verstorbenen Onkels.
Nach Stunden des Grübelns war Fenwick schließlich zu der Überzeugung gelangt, dass Alexander an der Planung der Morde beteiligt gewesen war und dass Sally ihm dabei schlicht als Werkzeug gedient hatte. Gleichzeitig wusste er jedoch, dass er das niemals würde beweisen können. Denn Sally war tot.
Was die Ereignisse in jener Nacht, als sie ums Leben kam, betraf, tappte er immer noch im Dunkeln. Warum sollte Fenwick sie alleine antreffen? Er war überzeugt davon, dass Alexander die Mannschaft bewusst an einen anderen Ort geschickt hatte, auch wenn Boyd seine Erklärung, es habe sich um ein Versehen gehandelt, akzeptiert hatte. Was konnte einen Mann dazu bewegen, seine Frau bewusst in eine hoffnungslose und gefährliche Lage zu bringen – denn für Alexander wäre es doch ein Leichtes gewesen, sie zu einem anderen Treffpunkt zu schicken –, indem er den Vater des Kindes, das sie soeben entführt und zu töten versucht hatte, an eben diesen Ort kommen ließ, um ihr auf sich selbst gestellt entgegenzutreten?
Hatte Wainwright-Smith erwartet, dass er sie töten würde? Der Gedanke erschreckte und entsetzte ihn. Der Mann konnte sich doch denken, dass Fenwick die Gerechtigkeit vor seinen persönlichen Racheakt stellen würde. Dann kam ihm der Gedanke, dass Alexander vielleicht einfach nur von sich selbst ausgegangen war, davon, wie er reagiert hätte. So etwas kam schließlich alle Tage vor.
Mir seinen bandagierten Fingern rieb er sich die Stirn und versuchte, die Kopfschmerzen, die er seit jener furchtbaren Nacht nicht mehr losgeworden war, zu vertreiben. Wenn er ausgesandt worden war, um Sally zu töten, dann hatte Wainwright-Smith ihn falsch eingeschätzt … und doch, Sally war gestorben. Mit einem Ruck setzte Fenwick sich im Bett auf, wobei er der Schwester, die gerade seinen Morgenkaffee brachte, einen gewaltigen Schrecken einjagte. Rasch verließ sie das Krankenzimmer und Fenwick, der mir vor Entsetzen geweiteten Augen die gegenüberliegende Wand anstarrte. Es war nicht Fenwick, den Wainwright-Smith in jener Nacht des Schreckens manipuliert hatte, sondern seine eigene Frau! Er hatte Sally dazu gebracht, sich in ein Fluchtmanöver zu stürzen, das von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Wie hätte Sally je gegen ein Team von Spezialisten ankommen können?
Wie oft hatte Alexander im Hintergrund die Fäden gezogen und bequem hinter den Kulissen darauf gewartet, dass seine psychotische Frau ihm das verschaffte, was bis dahin weit außerhalb seiner Möglichkeiten gelegen hatte? Nun hatte er sein Erbe, war seine gefährliche Frau losgeworden und noch dazu FitzGerald, der bis dato immer noch das Sagen in der Firma gehabt hatte. Zwar war Wainwright Hall dem Feuer zum Opfer gefallen, doch sein Einsatz hatte sich gelohnt. Immer vorausgesetzt, Miles Cator und sein Team förderten nicht doch noch etwas zu
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