Nachruf auf eine Rose
und viertel nach. Chief Inspector?»
Der bittende Unterton in Wainwright-Smiths Stimme ließ Fenwick aufhorchen.
«Was ist?»
«Sie hat mir erzählt, was sie getan hat.»
«Und das wäre?»
«Wie sie Graham getötet hat, dass sie Ihre Tochter entführt hat, auch das mit FitzGerald.»
«Nicht auch, dass sie Ihren Onkel getötet hat?»
Eine kurze Pause trat ein, dann erwiderte Wainwright-Smith einfach: «Nein.»
Fenwick hatte den Eindruck, dass er log, doch er erkannte auch, dass sie ihr dieses Verbrechen nie würden nachweisen können.
«Warum erzählen Sie mir das alles?»
«Ich dachte, Sie sollten das wissen», antwortete Wainwright-Smith mit leisem Erstaunen. «Das wird ihre Verteidigung nicht beeinträchtigen. Die Rechtsanwälte, die ich beauftragen werde, werden dafür sorgen, dass sie auf keinen Fall verurteilt wird. Ich habe mich bereits erkundigt: Wir werden auf verminderte Schuldfähigkeit wegen Unzurechnungsfähigkeit plädieren.»
Fenwick spürte, wie sein Zorn ihn zu überwältigen drohte. Er fühlte eine Hitze in seiner Brust aufsteigen, spürte, wie sein Nacken und sein Gesicht brannten. Er umklammerte das Lenkrad so fest, dass seine Finger zu schmerzen begannen.
«Mein Job ist es, sie festzunehmen, nicht, sie zu verurteilen, Sir. Warum lassen wir das Thema also nicht lieber ruhen.» Seine Stimme klang hart und unerbittlich und konnte kaum mehr höflich genannt werden. Er biss sich auf die Zunge. Das Telefon fest zwischen Kinn und Schulter geklemmt, spürte er plötzlich einen Krampf im Nacken. Er bat Wainwright-Smith, die Fahrbeschreibung zu dem kleinen Jachthafen noch einmal zu wiederholen, und war froh, als der Akku endlich seinen Geist aufgab, da er sich nicht mehr länger in der Lage sah, mit dem Mann zu sprechen.
Im Lauf der nächsten zehn Minuten konzentrierte er sich voll auf den Weg, der vor ihm lag. Er befand sich auf einer kleinen Nebenstraße in den South Downs und würde bald durch Rottingdean kommen. An der Küste bog er nach links ab, fuhr durch Saltdean, sah sich dann gezwungen, sein Tempo zu verringern, während er auf den Abzweiger wartete, der ihn zu dem Hafen führen würde, wo Sally auf ihren Mann wartete. Er drehte den Zündschlüssel, stellte den Motor und die Scheinwerfer ab und versuchte die Einsatzzentrale zu erreichen. Auf seiner Armbanduhr war es 4.08 Uhr. Die Kollegen in Brighton hätten doch inzwischen längst eine Mannschaft herschicken und Sally verhaften können. Der Akku seines Mobiltelefons war inzwischen völlig leer, doch nicht weit entfernt war eine Telefonzelle. Cooper meldete sich beim ersten Klingeln.
«Was ist los, Sergeant? Ich scheine der Einzige zu sein, der zu unserem Stelldichein erschienen ist.»
«Es sind alle da, Sir! Brighton hat eine ganze Mannschaft geschickt, und Inspector Boyd ist gerade zu ihnen gestoßen. Das Problem ist nur: Weit und breit keine Spur von Sally Wainwright-Smith!»
Ein schrecklicher Gedanke überkam Fenwick.
«In welchem Hafen sind sie, Cooper?»
«Halingford, Sir. Ungefähr drei Kilometer östlich von Peacehaven.»
«Sie ist in Salingford, Cooper! Das liegt ungefähr sieben Kilometer von dort entfernt. Alexander Wainwright-Smith wollte Sie doch anrufen. Alle sollen sofort hierher kommen!»
«Sind Sie sicher, dass sie dort ist?»
«Ich habe noch keinen Blickkontakt, aber da, wo die andern sind, ist sie jedenfalls nicht. Machen Sie denen Dampf, sonst gerät sie noch in Panik. Sie erwartet ihren Mann um Viertel nach vier.»
«Bleiben Sie am Apparat, Sir. Ich verbinde Sie mit Inspector Boyd.»
Nach einer kurzen Pause erklang die vertraute Stimme.
«Wir werden die Hälfte des Teams schicken, Sir, und die Küstenwache ist auch alarmiert. Aber könnten Sie versuchen, sie zu sichten? Ich möchte nicht die ganze Mannschaft schicken, falls wir sie verpassen.»
«Okay. Ich werde Sie in fünf Minuten zurückrufen.»
Um genau 4.12 Uhr öffnete er die Tür der Telefonzelle, die sofort von einer kräftigen Böe erfasst wurde. Jeder Windstoß brachte einen Schwall salziger, seetanggeschwängerter Luft mit sich. Sein Gesicht brannte, und Tränen traten in seine Augen, während er den dunklen Pfad zum Meer hinunterging.
Sally wartete im Schutze einer geschlossenen Bretterbude mit Schiffszubehör, den Zündschlüssel für das Boot fest in der Hand. Außer ein paar vereinzelten Booten, die auf der unruhigen See auf- und niedertanzten, lag der Hafen völlig verlassen da. Die Nacht war so stürmisch, dass sogar die Wellen
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