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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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allen Seeleuten bei, die bei solchem Wetter draußen sein müssen.«

    3

    Als Kommandeur der Heeresgruppe B war Generalfeldmar­ schall Erwin Rommel für den Atlantikwall verantwortlich, mit dem Auftrag, jeden alliierten Landungsversuch in Nordfrank­ reich unbedingt zurückzuschlagen. Seit der Übernahme des Kommandos im Januar 1944 hatte er die Küstenverteidigung ungemein verstärkt, hatte Strande abgeschritten, jeden Stütz­ punkt besucht und von den Divisionskommandeuren bis hinab zum letzten Gefreiten alle mit seiner persönlichen Energie an­ gesteckt.
    Sein Hauptquartier schien ständig im Umzug begriffen, so dass niemand genau wusste, wo er am nächsten Tag auftauchen würde. Er hatte die unangenehme Angewohnheit, in seinem bekannten schwarzen Mercedes unangemeldet zu erscheinen. Meistens wurde er dabei nur von einem Fahrer und seinem engsten Adjutanten begleitet – Major Konrad Hofer, den er schon aus dem Afrikakorps kannte.
    Am Abend jenes schicksalhaften Tages, etwa um die Zeit, da Hugh Kelso im Bereich des Casquets-Leuchtturms westlich von Alderney trieb, nahm Generalfeldmarschall Rommel mit den Offizieren des 21. Luftlanderegiments ein frühes Abendes­ sen ein. Das Ereignis fand in einem Schloss in Campeaux statt, etwa fünfzehn Kilometer vom normannischen St. L6 entfernt.
    Er hatte einen guten Grund für seine Anwesenheit. Das Oberkommando wie auch der Führer gingen davon aus, dass die Invasion, wenn überhaupt, in der Gegend von Pas-de-Calais stattfinden würde. Rommel war nicht dieser Ansicht und hatte klargestellt, dass er an Eisenhowers Stelle auf die Normandie zielen würde. Seine Einwände hatten ihn bei den entscheiden­ den Leuten im OKW, dem Oberkommando der Wehrmacht in Berlin, nicht gerade populär gemacht. Aber das war Rommel inzwischen egal. Der Krieg war verloren. Ungewiss blieb nur, wie lange sich die Kämpfe noch hinziehen würden.
    Und hier lag der zweite Grund für seinen Aufenthalt in der Normandie. Er hatte sich auf ein gefährliches Spiel eingelas­ sen, weswegen es ratsam war, viel unterwegs zu sein. Nach Übernahme des Kommandos über die Heeresgruppe B hatte er seine Freundschaft mit General von Stülpnagel, dem Militärbe­ fehlshaber in Frankreich, und General Alexander von Falken­ hausen erneuert. Die beiden waren zusammen mit von Stauffenberg in die Verschwörung gegen Hitler verwickelt. Es hatte nicht lange gedauert, Rommel ebenfalls auf ihre Seite zu bringen.
    Diese Männer wussten von dem geplanten Attentatsversuch in Rastenburg vom gleichen Morgen. Rommel hatte Konrad Hofer am Vortag nach Berlin fliegen lassen, um die Ereignisse in General Olbrichts Hauptquartier abzuwarten, doch war bis jetzt keine Nachricht eingetroffen. Auch im Radio nicht die geringste Andeutung.
    Oberst Halder, der das Regiment führte, erhob sich im Offi­ zierskasino, um den gebotenen Trinkspruch auszubringen. »Meine Herren — auf unseren Führer und den Endsieg!«
    So viele junge Männer, dachte Rommel. Und wofür das al­
    les? Aber er hob sein Glas und trank mit den anderen.
    »Und jetzt auf Generalfeldmarschall Erwin Rommel, den Wüstenfuchs, der unser Offizierskasino heute Abend mit seiner Anwesenheit beehrt.«
    Man leerte die Gläser und klatschte und jubelte ihm zu, und Rommel zeigte sich gerührt. Oberst Halder fuhr fort: »Herr Generalfeldmarschall, zu Ihren Ehren haben die Männer eine kleine Aufführung vorbereitet. Wir hoffen, Sie möchten sich das anschauen.«
    »Aber selbstverständlich.« Rommel ließ sich Champagner nachschenken. »Mit Vergnügen.«
    Hinten im Kasino ging die Tür auf. Konrad Hofer trat ein. Er schien müde zu sein und brauchte dringend eine Rasur. Den feldgrauen Mantel hatte er bis oben hin zugeknöpft.
    »Ach, Konrad, da sind Sie ja!«, rief Rommel. »Trinken Sie ein Glas Champagner mit uns. Sie sehen aus, als könnten Sie es gebrauchen.«
    »Komme eben aus Berlin, Herr Generalfeldmarschall. Bin in St. Lò gelandet.«
    »Ein ruhiger Flug?«
    »Nein, es war schrecklich.«
    »Mein guter Mann, gehen Sie erst mal duschen, dann wollen wir versuchen, Ihnen ein belegtes Brot zu besorgen.« Rommel wandte sich an Oberst Halder. »Vielleicht können Sie die Auf­ führung Ihrer Männer um eine halbe Stunde verschieben.«
    »Kein Problem, Herr Generalfeldmarschall.«
    »Gut – dann sehen wir uns später.« Rommel nahm eine volle Flasche Champagner und zwei Gläser und verließ, gefolgt von Hofer, den Raum.
    Kaum war die Schlafzimmertür geschlossen, zeigte sich

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