Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
– und hier lief er nun in seiner weiten Fallschirmjäger­ uniform als strahlender Held herum und hatte das Eiserne Kreuz Erster und Zweiter Klasse vorzuweisen. Wieder trank er direkt aus der Schnapsflasche. Im gleichen Moment öffnete sich die Tür hinter ihm, und Rommel, Oberst Halder und Hofer traten ein.

    Es war Mitternacht, und Hugh Kelso war noch nie so glücklich gewesen, wie er da in seinem Sommerhäuschen auf Cape Cod auf der Veranda in der Hollywoodschaukel saß und ein Buch las, neben sich einen kühlen Drink. Jane, seine Frau, die vom Strand heraufkam, rief ihm etwas zu, das Gesicht lag im Schat­ ten eines großen Sonnenhuts, die wohlgeformten Beine unter dem alten Baumwollkleid waren gebräunt, die Mädchen liefen in Badeanzügen herum und schleppten Eimer und Spaten, und ihre Stimmen hallten schwach durch die warme Nacht des Nachmittags. Alle waren glücklich, ungemein glücklich. Ihm war überhaupt nicht mehr kalt, er spürte so gut wie nichts mehr. Als Jane die Treppe zur Veranda heraufkam, streckte er ihr die Hand hin, aber da verklangen die Stimmen, und er er­ wachte und zitterte am ganzen Körper.
    Es war eine pechschwarze Nacht, und obwohl sich das Meer
    etwas beruhigt hatte, schien das Rettungsfloß schneller voran­ zukommen. Mit steifen Fingern öffnete er den Reißverschluss des Eingangs und schaute hinaus: phosphoreszierende Wellen­ kronen, ansonsten eine unendliche Dunkelheit. Seine Augen schmerzten vom Salzwasser. Einen verrückten Augenblick lang glaubte er, weit draußen ein Licht wahrzunehmen. Er schüttelte den Kopf, kniff die Augen zusammen und öffnete sie wieder. Natürlich eine Täuschung. Ringsum unendliche Nacht. Er machte die Plane wieder zu, lehnte sich zurück, schloss die Augen und versuchte an Jane und seine beiden Töchter zu den­ ken. Vielleicht würden sie im Traum zu ihm zurückkehren?
    Ohne es zu wissen, hatte er seit Verlassen der Lyme-Bucht bereits über hundert Kilometer zurückgelegt – und seine Augen hatten ihn nicht getäuscht. In der Dunkelheit hatte er tatsäch­ lich ein kurzes helles Aufblitzen wahrgenommen – ein deut­ scher Posten am Point Pleinmont an der Südspitze der Insel Guernsey hatte eine Tür geöffnet, um seinen Dienst anzutreten. Weiter südöstlich, etwa fünfzig Kilometer entfernt, lag Jersey, die größte Kanalinsel. Und in diese Richtung trieb der auffri­ schende Wind das Rettungsfloß, während Hugh Kelso wieder entschlummerte.

    Rommel lehnte am Kaminsims und stocherte mit der Stiefel­ spitze in der Glut herum. »Soso, die anderen möchten, dass ich mit von Stülpnagel und Falkenhausen spreche?«
    »Jawohl, Herr Generalfeldmarschall«, antwortete Hofer. »Aber wie Sie selbst sagten – man muss die Dinge im Moment sehr vorsichtig angehen. Für eine solche Zusammenkunft wäre absolute Geheimhaltung erforderlich.«
    »Und eine günstige Gelegenheit«, fügte Rommel hinzu. »Wir brauchen Abschirmung und Gelegenheit.« Die Uhr auf dem Kamin schlug zweimal, und er lachte. »Zwei Uhr früh! Die günstigste Zeit für verrückte Ideen.«
    »Was haben Sie im Sinn, Herr Generalfeldmarschall?«
    »Im Grunde etwas ganz Einfaches. Was ist heute, Sonn­ abend? Wie wär’s, wenn wir für nächste Woche mit von Stülp­ nagel und Falkenhausen ein Treffen vereinbarten, während ich mich gleichzeitig offenkundig an einem anderen Ort aufhalte? Beispielsweise – auf Jersey?«
    »Auf der Kanalinsel?«, fragte Hofer verwundert.
    »Der Führer hat mir vor knapp zwei Monaten persönlich ans Herz gelegt, die dortigen Anlagen zu inspizieren. Sie wissen, wie ich die militärische Bedeutung der Insel einschätze. Die Alliierten werden dort niemals zu landen wagen, weil es dabei in der Zivilbevölkerung zu viele Verluste gäbe. In der briti­ schen Zivilbevölkerung, müsste man wohl sagen.«
    »Trotzdem liegt dort die 319. Infanterie-Division«, gab Ho­ fer zu bedenken. »Auf Jersey allein sechstausend Mann. Zehn­ tausend Mann alles in allem, wenn man Luftwaffe und Marine mitzählt.«
    »Wir sind dort so stark engagiert, Konrad, weil der Führer das einzige britische Territorium, das wir je besetzen konnten, unbedingt halten will. Die stärksten Befestigungen der Welt. So viele Unterstände und Geschützbatterien wie an der gesam­ ten europäischen Küste von Dieppe bis St. Nazaire.« Lächelnd wandte er sich um. »Der Führer hat Recht. Als Befehlshaber über den Atlantikwall muss ich einen so wichtigen Teil meines Verantwortungsbereiches

Weitere Kostenlose Bücher