Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
»Kommando Vier hat ihn schon zweimal nachts an Küstenabschnitten der Nor­ mandie abgesetzt, wo er prüfen wollte, ob sich das Terrain für Fahrzeuge eignet.«
    »Abschnitte Schwert und Utah«, stöhnte Munro. »Um Him­ mels willen, Jack, was ist, wenn er von einem feindlichen Schiff aufgefischt wurde? Vielleicht befindet er sich längst in Gefangenschaft. Die Deutschen bringen jeden zum Reden, wenn sie wollen, das wissen Sie.«
    »Ich halte es für unwahrscheinlich, dass die Vermissten von der Gegenseite aufgelesen wurden, Sir. Der Kapitän des Zer­ störers Saladin, der zu den Begleitschiffen gehörte, hat gemel­ det, die Torpedoboote hätten aus einer Distanz von anderthalb Kilometern geschossen und dann schleunigst die Flucht ergrif­ fen. Typischer Angriff aus dem Hinterhalt mit sofortigem Ab­ gang. Großes Durcheinander auf beiden Seiten, Dunkelheit, außerdem mieses Wetter. Windstärke fünf bis sechs zuneh­ mend, aber man hat mir gesagt, so wie die Strömungen in der Lyme-Bucht laufen, werden die meisten Toten an die Küste geschwemmt. Hat auch schon angefangen.«
    »Die meisten, Jack, die meisten.« Munro klopfte auf die Kar­ te. »Die Deutschen wissen genau, dass wir kommen. Sie rech­ nen mit der Invasion. Sie haben sich darauf vorbereitet. Hitler hat Rommel für die Küstenbefestigungen persönlich in die Pflicht genommen. Man weiß nur nicht, wo wir zuschlagen werden – und auch nicht, wann.« Er schüttelte den Kopf, ohne den Blick von der Karte zu heben. »Wäre es nicht die schlimm­ ste Ironie, wenn die größte Invasion der Weltgeschichte abge­ blasen werden müsste, weil ein Mann mit allen Informationen in die falschen Hände geraten ist?«
    »Damit ist nicht zu rechnen, Sir, das können Sie mir glau­ ben«, sagte Carter leise. »Dieser Colonel Kelso wird von der Flut an Land geschwemmt werden wie alle anderen.«
    »Gott steh mir bei – ich werde darum beten, Jack«, sagte Dougal Munro inbrünstig.

    Doch zur gleichen Zeit war Colonel Hugh Kelso noch recht lebendig. Allerdings litt er schlimmere Schmerzen als je zuvor in seinem Leben, war unterkühlt und durchnässt und stand To­ desängste aus. Er lag zusammengekauert auf einem Rettungs­ floß in mehreren Zentimetern Wasser und trieb gut eineinhalb Kilometer vor der Küste von Devon; eine schnelle Gegenströ­ mung trug ihn auf Start Point an der Südspitze der Lyme-Bucht zu – und dahinter erstreckte sich der offene Ärmelkanal.
    Kelso war zweiundvierzig Jahre alt, verheiratet und hatte zwei Töchter. Als Ingenieur leitete er seit mehreren Jahren eine in Familienbesitz stehende Baufirma in New York und genoss in seiner Branche einen guten Ruf. Dies war auch der Grund, warum er 1942 ins Pionier-Corps eingezogen und sofort zum Major befördert worden war. Seine Erfahrung mit technischen Problemen von Lande-Operationen an verschiedenen südpazi­ fischen Inseln hatte ihm eine weitere Beförderung eingebracht – und die Versetzung ins SHAEF-Hauptquartier in England, um dort an den Vorbereitungen der Invasion teilzunehmen.
    Am Manöver »Tiger« hatte er auf Bitte des befehlshabenden Offiziers aus einem einzigen Grund teilgenommen. Die Erste Amerikanische Pionier-Spezialbrigade gehörte zu den Einhei­ ten, die bei der bevorstehenden Normandie-Landung den Strandabschnitt »Utah« einnehmen sollten. Hugh Kelso hatte vor sechs Wochen im Schutz der Dunkelheit persönlich den »Utah«-Strand besichtigt, bewacht von den britischen Son­ dereinheiten. Slapton Sands hatte große Ähnlichkeit mit dem Terrain. Deshalb hatte man ihn als Berater dabeihaben wollen – und deshalb war er auf der LST 31 von Plymouth losgefahren.
    Für Kelso wie für alle anderen war der Angriff völlig überra­
    schend gekommen. In einiger Entfernung hatte man Leuchtku­ geln aufsteigen sehen und vermutet, dass sie von britischen Torpedobooten stammten. Aber gleich darauf war der erste Torpedo hochgegangen, und die Nacht hatte sich in eine Hölle aus brennendem Öl und schreienden Männern verwandelt. Kel­ so konnte es nicht wissen, aber allein an Bord von LST 13 gab es vierhundertdreizehn Tote. Eine Explosion riss ihn von den Beinen und schleuderte ihn gegen eine Reling. Dann stürzte er ins Wasser. Die Schwimmweste hielt ihn oben, doch verlor er das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kam, wurde er durch das eiskalte Wasser gezogen.
    Die Flammen loderten gut hundert Meter entfernt, und in ih­ rem Widerschein nahm er ein ölverschmiertes Gesicht wahr.
    »Alles in

Weitere Kostenlose Bücher