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Nacht der Füchse

Titel: Nacht der Füchse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Ordnung, Sir. Halten Sie sich nur fest. Wir haben hier ein Rettungsfloß.«
    Das Floß ragte in der Dunkelheit empor. Es handelte sich um ein aufblasbares Modell, wie man es nach Einsätzen im Pazifik entwickelt hatte. Eine runde, hochgewölbte orangegelbe Kugel, die hoch im Wasser schwamm und bis zu zehn Mann aufneh­ men konnte. An der Oberseite schützte ein Baldachin die Insas­ sen vor Wind und Wetter. Die Eingangsplane war offen.
    »Ich schiebe Sie hinein, Sir, dann schwimme ich zurück, um andere zu holen. Los, hinauf mit Ihnen.«
    Kelso fühlte sich schwach, aber sein unbekannter Helfer war umso kräftiger. Er griff energisch zu und schob Kelso mit dem Kopf voran durch die Öffnung. Erst in diesem Augenblick be­ gann Kelso die Schmerzen im rechten Bein zu spüren; sie zuckten auf wie Flammen, schlimmer als alles, was er je erlebt hatte. Er schrie auf und verlor das Bewusstsein.
    Als er wieder zu sich kam, war er starr vor Kälte und brauch­ te einige Minuten, um sich zu orientieren. Von dem unbekann­ ten Helfer war nichts zu sehen. Er tastete in der Dunkelheit herum und schaute aufs Meer hinaus. Gischt sprühte ihm ins Gesicht. Nirgendwo ein Licht, ringsum nur Schwärze und Wind und das Fauchen der bewegten See. Er schaute auf die Leuchtanzeige seiner wasserdichten Uhr. Kurz vor fünf Uhr. Im nächsten Augenblick fiel ihm ein, dass es in den Rettungs­ flößen einen Erste-Hilfe-Kasten geben musste. Als er danach zu tasten begann, raste der Schmerz wieder durch sein Bein. Er biss die Zähne zusammen, und seine Hände fanden den Kasten und öffneten ihn.
    Unter dem Deckel klemmte eine wasserdichte Taschenlam­ pe, die er nun einschaltete. Wie er schon vermutet hatte, war er in der orangeroten Höhle allein und lag etwa dreißig Zentime­ ter tief im Wasser. Unter dem rechten Knie war die Uniform­ hose zerfetzt, und als er vorsichtig die Hand hineinschob, spürte er an mehreren Stellen spitze Knochenkanten.
    Im Kasten fand er außerdem eine Verey-Leuchtpistole und betastete sie. Eigentlich sprach nichts dagegen, eines der Not­ signale abzuschießen, die an ihren kleinen Fallschirmen lang­ sam herabsinken würden – aber dann kamen ihm doch Bedenken. Er versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Was würde passieren, wenn die deutschen Boote noch in der Nähe waren? Wenn er vom Feind aufgelesen wurde? Dieses Risiko durfte er nicht eingehen. Schließlich war er ein Eingeweihter. In wenigen Wochen würde eine Armada aus sechstausend Schiffen über den schmalen Kanal setzen – und Kelso kannte Zeitpunkt und Ziel. Nein, am besten wartete er bis zum Mor­ gengrauen.
    Das Bein schmerzte nun höllisch. Er wühlte in der Kiste her­ um und fand den Medikamentenbehälter mit den Morphium­ ampullen. Er injizierte sich eine ins Bein und nach kurzem Zögern eine zweite. Dann ertastete er die Schöpfeimer und schippte mit müden Bewegungen Wasser durch den Einstieg. Himmel, er war so schrecklich müde! Vielleicht machte sich schon die Überdosis Morphium bemerkbar, aber wenigstens hatte der Schmerz nachgelassen. Kelso ließ den Schöpfeimer sinken, schloss den Reißverschluss der Eingangsplane, legte
    sich zurück und schlief sofort ein.
    Rechts von ihm, nur wenige hundert Meter entfernt, ragte Start Point empor. Eine Zeit lang sah es so aus, als triebe er auf die Felsen zu, aber dann wurde er von einer Gegenströmung fortgezogen. Zehn Minuten später glitt das Rettungsfloß an jener letzten Landspitze vorbei und wurde vom auffrischenden Wind in das kalte Gewässer des Kanals hinausgetrieben.

    Eisenhower saß in der Bibliothek der Hayes Lodge in einem Regency-Erker und frühstückte verlorene Eier, Toast und Kaf­ fee. Der junge Adjutant führte Dougal Munro zu ihm.
    »Lassen Sie uns allein, Captain«, sagte der General und war­ tete, bis sich der Adjutant zurückgezogen hatte. »Heute früh fällt mir das Lächeln schwer, Brigadier.«
    »Leider wahr«, sagte Munro.
    »Haben Sie schon gegessen?«
    »Ich frühstücke seit Jahren nicht mehr, General.«
    Eisenhowers berühmtes Lächeln zuckte auf und verschwand. »Was beweist, dass Sie nicht Ihr Leben lang beim Militär wa­ ren. Sie mögen Tee lieber, nicht wahr?«
    »Ja, General.«
    »Sie finden welchen auf der Anrichte neben sich -extra für Sie bestellt. Bedienen Sie sich, dann berichten Sie mir, was Sie von der schlimmen Sache wissen. Meine Leute haben mir ihre Version schon vorgetragen, aber Sie wissen, dass ich von Ihren SOE-Agenten eine hohe Meinung

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