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Nacht der Hexen

Titel: Nacht der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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nach wie vor nach mir, und als sie sich umdrehte, wäre ich beinahe geflüchtet. Stattdessen hielt ich den Atem an und wartete. Ihr Blick traf meinen. Sie zwinkerte und rieb sich mit den Handflächen über die Augen.
    »Mom?«
    »Ich hab dich rufen hören.«
    »Mom!« Sie sprang von den Knien auf, stürzte auf mich zu und warf beide Arme um mich. Sie vergrub das Gesicht an meiner Schulter und begann zu schluchzen. »Oh, Mom, es ist alles so fürchterlich. Ich … ich hab alles falsch gemacht.«
    Instinktiv hob ich die Hand, um ihr übers Haar zu streichen, vergaß völlig, wer ich angeblich war, und sprach wie ich selbst. »Du hast überhaupt nichts falsch gemacht. Gar nichts.«
    »Doch, habe ich! Ich hab Paige dazu gebracht, dass sie mit mir hier geblieben ist, und jetzt ist sie nicht mehr da.« Ihre Stimme brach. »Ich – ich glaube, sie ist tot, Mom. Es ist meine Schuld. Ich hab sie dazu gebracht, hier zu bleiben, und die haben sie umgebracht.«
    »Nein«, sagte ich scharf, während ich mit der Hand ihr Kinn anhob. »Paige geht’s gut. Du musst aus diesem Haus raus, Savannah, bevor es zusammenbricht.«
    Als wollte es meinen Worten Nachdruck verleihen, begann das ganze Haus zu schwanken. Splitter begannen aus den Deckenbalken zu brechen.
    »Ich – ich wollte das nicht bewirken. Ich hab nur immer weiter und weiter gerufen, und alles Mögliche ist gekommen, aber du warst nicht dabei. Und ich hab doch nur dich rufen wollen.«
    »Jetzt bin ich ja hier.« Ich küsste sie auf die Stirn. »Aber du musst jetzt gehen, Savannah. Ich liebe dich sehr, aber ich kann nicht bleiben. Das weißt du.«
    »Oh, Mom. Ich vermisse dich so.«
    Meine Stimme kippte. »Ich weiß. Ich vermisse dich auch. So sehr.«
    Unmittelbar über dem Ofen brach ein Balken, dann ein weiterer. Ein paar Brocken fielen von der Decke.
    »Du musst gehen, Savannah«, sagte ich. »Bitte.«
    Ich drückte sie an mich, so fest, dass ich ihre Rippen knacken hörte.
    Sie lachte kurz und hektisch auf, dann griff sie nach oben und küsste mich auf die Wange.
    »Kann ich dich wieder sehen?«, fragte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid, Liebes, aber das funktioniert nur ein Mal. Ich werde trotzdem bei dir sein. Selbst wenn du mich nicht sehen kannst. Das weißt du.« Ich umarmte sie noch einmal und flüsterte ihr ins Ohr – und die Worte kamen mühelos, als sei es jemand anderes, der da sprach. »Du warst mein ganzes Leben, Savannah. Das Beste, was ich je gemacht habe.«
    Sie erwiderte die Umarmung mit aller Kraft und trat dann zurück. Die Decke stöhnte.
    »Geh«, sagte ich. »Ich bleibe hier und passe auf. Geh. Geh schon.«
    Sie ging rückwärts; ihre Augen wichen nicht von meinem Gesicht. Über uns begannen die Balken zu brechen wie Streichhölzer.
    »Beeil dich!«, rief ich. »Die Treppe rauf jetzt. Renn!«
    »Ich liebe dich, Mom.«
    »Ich liebe dich auch, Baby.«
    Sie warf mir eine Kusshand zu, drehte sich um und rannte los. Ich wartete, horchte auf ihre Schritte, um ganz sicher sein zu können, dass sie wirklich fort war, bevor ich meinerseits die Flucht ergriff. Ich hörte Cortez brüllen. Hörte Savannah antworten.
    Und dann brach die Decke ein.

Der achte Tag
     
    I ch bin mir nach wie vor nicht ganz sicher, wie ich es ins Freie geschafft habe. Reines Glück, nehme ich an. Wahrscheinlich hatte ich mir mittlerweile einen Anspruch auf ein einziges Wunder erworben. Ich brachte es fertig, mich in eine Nische zu ducken, als das Haus um mich herum einstürzte. Danach – ja nun, an das, was danach passierte, erinnere ich mich nur noch verschwommen, aber ich schaffte es ins Freie, ohne mir mehr zuzuziehen als Kratzer und Blutergüsse.
    Savannah hat nie herausgefunden, dass ich vorgetäuscht hatte, ihre Mutter zu sein. Sie nahm an, ich hätte im Haus nach ihr gesucht und es dann nicht rechtzeitig zur Tür geschafft. Und wie Cortez vorgeschlagen hatte – wir werden es ihr auch nie erzählen. Sie hat ein Anrecht auf diese Illusion, und ich beneidete sie darum – um diese wenigen letzten Minuten mit der Person, die ihr mehr bedeutete als irgendjemand sonst auf der Welt.
    Wir würden in wenigen Tagen immer noch Savannahs Zeremonie durchführen müssen, aber jetzt, nachdem sowohl Leah als auch Nast tot waren, würde uns niemand mehr daran hindern können. Und damit war es vorbei. Es war
vorbei
. Ich hätte Erleichterung verspüren sollen bei diesen Worten, aber ich brachte es nicht fertig, denn es war
wirklich
vorbei. Mein Leben, so wie ich es gekannt

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