Nacht der Seelen - Armintrout, J: Nacht der Seelen
schwarz. Sein gewelltes Haar war so nachtschwarz wie ihres, aber an den Schläfen zeigte es weiße Strähnen. Bellas Haare waren ganz glatt. Ihre Gestik ähnelte sich, das musste sie von ihm geerbt haben, und beide verfügten über eine geschmeidige Eleganz, von der Max irrtümlich angenommen hatte, dass sie allen Werwölfen zu eigen war.
„In der Tat wollte ich dich sehen.“ Der Mann kam näher. „Du kannst mich Julian nennen. Wir gehören doch jetzt zur selben Familie, oder nicht?“
„Das stimmt.“ Max würde allem zustimmen, was Julian sagte, denn Widerspruch konnte Verbannung bedeuten, Verbannung bedeutete, von Bella getrennt zu sein, und zwar für immer. Das wollte er nicht riskieren.
Als habe er sich selbst daran erinnert, in welcher Form sie miteinander verbunden waren, schnupperte Julian herum. Einen Augenblick lang wurden seine Gesichtszüge hart, dann nahm er wieder die zweckmäßige Haltung einer falschen Freundschaft ein. „Und wie geht es meiner Tochter?“Max machte es Vergnügen, wenn auch verbotenes, zu wissen, dass der Mann Bella an ihm riechen konnte. Er konnte sich sicher sein, dass er ihre olfaktorische Note an seinem Körper trug, die ohne Worte signalisierte „Sie gehört jetzt mir!“. Aber Max’ Mine blieb ausdruckslos. „Sie ist glücklich. So glücklich wie lange nicht mehr, glaube ich.“
Julian nickte. „Dann komme ich direkt zur Sache.“ Er hatte Max noch nicht mal angeboten, sich zu setzen. „Du musst in die Vereinigten Staaten zurückkehren. Morgen.“
Max verschluckte sich fast bei dem Versuch, einen Schwall von Flüchen zu unterdrücken. Er brachte nur ein Wort hervor: „Warum?“
Mit einem mitleidigen Lächeln schüttelte Julian den Kopf. „Nicht für immer – kein Grund zu verzweifeln. Aber das Kind, das meine Tochter unter dem Herzen trägt, ist eine Waffe, du hast es selbst gesagt. Und der Mann, der diese Waffe haben möchte, ist sehr wahrscheinlich in der Lage, sich dieses Kind zu holen.“
Scheiße. Es stimmte, der Souleater existierte ja immer noch da draußen. Und nach wie vor war er ein übler Mistkerl. Und immer noch wollte er das Kind in seine Gewalt bekommen wollen. „Ich habe Freunde drüben in den Vereinigten Staaten, die sich um diese ganze Sache kümmern.“
„Maximilian, darf ich ehrlich zu dir sein?“, fragte Julian, als sei er es nicht schon immer gewesen.
Max wappnete sich dafür, was der Mann als Nächstes äußern würde. Wahrscheinlich war es nichts, was er gerne hören wollte.
„Du bist nicht einer von uns. Meine Tochter hegt Gefühle für dich, und was immer zwischen euch ist, genügt, dass ich dir meinen Segen gebe. Aber meine Sorge um Bellas Sicherheit übertrumpft, so sagt man, glaube ich, jegliche Sorge um ihr Glück.“ Er legte die Finger an den Mundund schien sich seine nächsten Worte gut zu überlegen. „Ich muss dich nicht daran erinnern, dass ich die Verantwortung für das Rudel trage, und für die Konsequenzen, die sich daraus für die Meute ergeben, falls der Souleater kommt, um das Baby zu holen.“
Genau das hast du gerade getan, dachte Max gereizt. „Ich verstehe deine Vorbehalte. Aber Jacob kann mit dem Baby nichts anfangen, solange er noch kein Gott geworden ist. Er will es wegen dieser Vorsehung haben, und ich denke, dass die Vorsehung nicht vor der Vorschule eintrifft, oder irre ich mich? In der Zwischenzeit verstehe ich nicht, was es Bella nützen sollte, dass ich sie verlasse, wenn sie mich doch jetzt am meisten braucht. Ich meine, es gibt niemanden im Rudel, der stärker darum kämpfen würde, sie zu beschützen als ich.“
Julians Gesichtszüge waren versteinert. „Ich denke nicht, dass das stimmt.“
Max war nicht hergekommen, um mit ihm zu streiten. Aber er würde auf keinen Fall Bella hier lassen. „Nein. Wenn ich gehe, dann kommt sie mit.“
„Maximilian, es ist nur vorübergehend.“ Julian lachte, als sei das von Anfang an klar gewesen, nur Max zu blöd, es zu begreifen. „Wenn du sagst, dass dieser Vampir kein Interesse an meiner Enkelin habe, bis er zu einem Gott geworden ist, dann glaube ich dir. Aber ich wünsche, dass du schon diesen kleinen Sieg für ihn zu verhindern weißt. Wenn er besiegt ist und du überlebst, dann kannst du gern zu meiner Tochter zurückkehren.“
Darum ging es also. Er sollte verschwinden in der Hoffnung, dass er nicht mehr zurückkam. „Ich bin kein Vampir mehr. Ich bin ein Werwolf. Ein Vampirhybrid“, fügte er schnell hinzu, bevor Julian ihn als
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