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Nacht der Vampire

Nacht der Vampire

Titel: Nacht der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Giles
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zu versinken.
    »Die glauben, daß ich den Mann ermordet habe, nicht wahr?«
    »Versteh doch, Roxanne —«
    »Genau wie sie glauben, daß ich diese Bonnie Wallace auf dem Gewissen habe. Wer imstande ist, an Werwölfe zu glauben. . . Falls nach Bonnie Wallace noch Zweifel bestanden, sind die jetzt sicher behoben. Sie glauben —«
    »Sie irren sich!« sagte Duffy energisch. »Alle irren sie sich!«
    »Ich kann ihnen nicht mal einen Vorwurf machen. Wie sollte ich, wo ich selbst gestern nacht fest davon überzeugt gewesen bin, daß ich mich in einen Wolf verwandelt hatte und rannte und jagte -«
    »Inzwischen hast du deinen Irrtum aber eingesehen!«
    Wirklich? Lange Zeit hatte sie ihrem eigenen Verstand nicht getraut, und jetzt bedeuteten ihr Duffys Behauptungen wenig. Ihre Beziehung zur Wirklichkeit war bedenklich schwach.
    »Was wird geschehen, Duffy?« Sie sprach sehr leise, als befürchtete sie, ihre Stimme könnte ein labiles Gleichgewicht zerstören. Sie wußte, daß man in manchen Augenblicken das lautlose Näherrücken der Gefahr fühlen konnte.
    »Gar nichts wird geschehen. Ich bin bloß zu müde, sonst würde ich vorschlagen, daß wir noch heute abend abreisen. Unser Bedarf an dieser Gegend ist reichlich gedeckt. Ich will mich nur noch einmal gründlich ausschlafen und —«
    Das Licht ging aus.
    »Rühr dich nicht von der Stelle!« befahl Duffy.
    Sekundenlang glühte das Licht in Roxannes Augen nach. Dann umfing sie völlige Dunkelheit. Sie fühlte eine starke Beklemmung und legte die Hand zwischen die Brüste. Ihr Herz klopfte wie rasend.
    Duffy wiederholte seinen Befehl, daß sie sich nicht rühren dürfe, und sie verhielt sich vollkommen still. Sie hörte ihn durch das dunkle Zimmer tappen. Zeitweise flackerte ein Streichholz auf.
    Und immer noch spürte sie das Heranrücken einer Gefahr.
    Aus der Küche fiel ein Lichtstrahl. Duffy hatte eine Sturmlaterne entdeckt und angezündet. Kurz darauf hatte er zwei weitere Lampen gefunden und entzündet und brachte sie nun alle ins Wohnzimmer.
    »Die Sicherungen sind in Ordnung«, sagte er. »Es scheint sich um eine Stromstörung zu handeln.«
    Roxanne flüsterte erstickt: »Jemand hat absichtlich den Strom abgeschaltet.«
    »Schon möglich«, sagte Duffy nervös.
    »Die wollen, daß wir hilflos im Dunkeln sitzen.«
    »Roxanne, bitte —«
    »Wir müssen hier raus!« Trotz ihrer Angst hatte sie zu schreien begonnen. »Duffy, wir müssen hier raus —«
    »Also gut!« sagte er scharf. »Wir werden das Haus verlassen. Aber nimm dich zusammen. Wir fahren in die Stadt und übernachten heute im Hotel. Ich will nur vorher dort anrufen.«
    Er ging zur Haustür, neben der der Apparat an der Wand hing. Roxanne rührte sich nicht vom Fleck. Seit die Lichter erloschen waren, hatte sie sich kaum bewegt. Zitternd wie ein kleines Tier, das bei der leisesten Bewegung einen Angriff befürchtet, stand sie auf ihrem Platz.
    Duffy suchte die Nummer aus dem Telefonbuch. Dann hob er den Hörer ab. Er begann zu wählen, stockte, als lauschte er, und wählte dann weiter. Aber er hing sofort wieder ein. Betreten wandte er sich an Roxanne.
    »Kein Zeichen«, sagte er. »Die Leitung ist tot.«
    Wie lange sie einander anstarrten, wußte sie nicht. Sie hatte das Herannahen der Gefahr gefühlt. Jetzt war sie da.
    Die Gefahr kündigte sich in einem Aasgeruch an, der ihr den Atem raubte. Ihr Haar sträubte sich, und ihre Lippen verzogen sich fletschend. Ihr Kopf kippte nach hinten, und die Knie gaben unter ihr nach. Ob sie schrie oder aufheulte, war ihr nicht bewußt.
    Plötzlich war Duffy neben ihr und faßte sie unter. Sie klammerte sich an ihn.
    »Roxanne —«
    »Duffy, es ist dort oben!«
    »Was ist dort oben? Was meinst du?«
    »Auf dem Dach!«
    »Herzchen, auf dem Dach ist nichts!«
    »Doch! Es ist wieder da  —  wie in der ersten Nacht!«
    »Aber Roxanne, dort ist nichts! Nichts!«
    Er schüttelte sie sanft, aber die Angst ließ sie nicht los. Schluchzend sank sie auf die Knie. Es war der gleiche fremdartige Geruch, den sie am Abend ihrer Ankunft gespürt hatte. Heute aber war er bedeutend kräftiger und trug neue Gerüche von Tücke und tödlicher Wut mit sich.
    »Hier! Nimm das!«
    Duffy kniete neben ihr. In der einen Hand hielt er ein Glas Wasser, in der anderen eine Kapsel.
    »Nein!« Er hielt sie für hysterisch, und vielleicht hatte er damit sogar recht. Aber wenn sie ein Schlafmittel nahm, war sie gänzlich ausgeliefert.
    »Es schadet dir nicht. Das weißt du doch.«
    »Mir

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