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Nacht der Vampire

Nacht der Vampire

Titel: Nacht der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Giles
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auf den Beinen zu halten, kämpfte das letzte der drei Opfer um sein Leben.
    Sie zögerte keine Sekunde. Mit grimmigem Geheul sprang der Werwolf von Sanscoeur auf die Lichtung, um zu töten.

16
    Kurz nach Morgengrauen erwachte er durch den fernen Donner und das unablässige Plätschern des Regens. Er lag etwa eine Viertelstunde da, ohne sich zu rühren. Dann hob er langsam den Kopf und blickte sich um. Was er sah, glitt unverstanden an seinem Bewußtsein vorbei.
    Etwas später gelang es ihm aufzustehen. Unsicher blieb er stehen, als warte er darauf, daß auch Roxanne sich erheben würde, aber sie blieb reglos neben Lily liegen. Allein taumelte er fort. Er bemerkte nicht, was von Ward und Jeanne Douglas übriggeblieben war, und warf im Vorbeigehen nur einen flüchtigen Blick auf die zerfleischte Leiche Talbot Grennis’. Auf dem Weg durch den Wald kam er an mehreren Hunden vorbei, die einen Tierkadaver, mit Flügeln fraßen. Für Sekunden kehrte sein logisches Denken wieder, und er fragte sich, wer sich wohl nicht wieder in einen Menschen verwandelt hatte. Vielleicht war er zu rasch gestorben. Oder vielleicht war seine wahre Gestalt die einer Fledermaus.
    Das Denken war ihm zu schwierig. Er marschierte weiter.
    Er hatte keine Ahnung, wohin er ging. Vielleicht wußte er gar nicht, daß er ging. Kinder sahen ihn schwerfällig über eine Landstraße stolpern und liefen vor ihm davon. Später erschienen andere Leute und beobachteten ihn aus der Ferne.
    Es hatte zu regnen aufgehört, als er Sanscoeurville erreichte. Er hatte nicht die Absicht gehabt, dorthin zu gehen, wie er ja überhaupt kein Ziel gekannt hatte, aber man schien ihn bereits zu erwarten. Er erkannte den Hilfssheriff, der sich vor ihm zu fürchten schien. Dann aber forderte ihn ein fremder Mann auf, der sich Doktor nannte, mit dem Hilfssheriff zu gehen. Natürlich tat er das. Einer Weisung zu folgen, war einfach. Weshalb hätte er Widerstand leisten sollen?
    Sie behandelten ihn gut. Der Arzt und eine Krankenschwester reinigten seine Wunden und verbanden ihn. Sie bemühten sich, ihm dabei nicht weh zu tun, aber ihm konnte der Schmerz längst nichts mehr anhaben. Nichts konnte ihm noch etwas anhaben, weil ihm nichts mehr wichtig genug war.
    Vor kurzem schien etwas Fürchterliches geschehen zu sein. Er hörte die Leute darüber sprechen. Menschen waren gestorben, andere verschwunden; dieser oder jener hatte schreckliche Verletzungen davongetragen. Die verschiedensten Vermutungen wurden laut, man tuschelte von Werwölfen, von Vampiren und sogar von Hexenversammlungen. Fremde Menschen kamen zu ihm und stellten ihm Fragen. Aber was sollte er ihnen antworten? Sie würden ihn weder verstehen noch ihm glauben. So blieb er stumm.
    Der Tag wurde zur Nacht, die Nacht zum Tag und wieder zur Nacht. Er verlor jede Zeitrechnung. Aber das war unwesentlich. Die Menschen waren gut zu ihm, und das erschien doch wesentlich, denn ab und zu weinte er. Er nahm an, daß er es aus Dankbarkeit tat.
    Sie brachten ihn zuerst in ein Haus, dann in ein anderes. Ihm war es einerlei. Fremde kamen, um ihn anzusehen, in seine Augen zu leuchten, seine Reflexe zu untersuchen und darüber zu reden. Das war ganz in Ordnung. Lange Zeit hindurch redeten Menschen auf ihn ein und fragten ihn beinahe täglich aus. Aber was sie sagten, interessierte ihn nicht, und er kümmerte sich nicht um ihre Fragen.
    Schließlich hörten sie damit auf, ihn von einem Quartier ins andere zu überstellen, und redeten immer seltener mit ihm. Er erhielt ein sehr kleines Zimmer. Wo er sich befand, wußte er nicht. Die meiste Zeit über blieb er sich selbst überlassen. Da er fast immer allein war, trug er auch kaum noch Kleider. Ungestört hockte er in einem Winkel seines winzigen Zimmers.
    Er wartete auf nichts, erwartete nichts und wünschte nichts.
    Vorderhand.
    Trotz seiner Teilnahmslosigkeit kannte er allmählich doch einige der Ärzte. Manchmal brachte ein alter Arzt einen neuen mit, der ihn sehen wollte. Dann wurde der Schuber hoch oben in der Tür zurückgezogen, und das bekannte und das fremde Gesicht betrachteten ihn durch das Maschengitter.
    »Hallo, Duffy«, sagte das bekannte Gesicht dann regelmäßig. »Wie geht’s uns denn heute?«
    Duffy antwortete nie. Das bekannte Gesicht erwartete auch keine Antwort.
    Das neue Gesicht glotzte immer dumm. »Und Sie wollen mir einreden, daß er wirklich einmal Psychiater war?«
    »Aber ja, der alte Duff ist unser Berufskollege. Habe ich recht, Duffy?«
    »Du lieber

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