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Nacht der Vampire

Nacht der Vampire

Titel: Nacht der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Giles
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zulächelte.
    »Wo haben Sie das her?«
    Grennis zuckte die Achseln. »Polizeiarbeit. Erhebungen sind mein Ressort. Ich habe sie unmittelbar nach Bonnie Wallaces Tod angestellt.«
    »Aber warum —«
    »Versteht sich doch von selbst. Haben wir einen waschechten Werwolf in der Gegend, dann muß ich darüber unterrichtet sein. Anderenfalls kann ich wenigstens mit Überzeugung sagen: ›Ich bin der Geschichte nachgegangen. Sie stimmt nicht.‹« Grennis setzte ab. Sein Lächeln hatte sich unmerklich vertieft, und seine Augen funkelten schadenfroh. Dann fügte er hinzu: »Aber es stimmt doch, nicht wahr, Duffy?«
    »Nein.« Duffy beherrschte sich mühsam. »Sie streift weder in Wolfsgestalt durchs Land, noch tötet sie Menschen —«
    »Das habe ich auch nicht behauptet. Regen Sie sich nicht gleich auf. Ich tue bloß meine Pflicht —«
    »Wäre es nicht auch Ihre Pflicht, das sensationsgierige Pack da draußen zu vertreiben?«
    »Ja, wenn ich eine Alarmbrigade hätte. Leider habe ich keine. Ich kann bestenfalls zu verhindern suchen, daß die Leute noch aufgebrachter werden, als sie es bereits sind . . . Sind Sie mit Proviant und Trinkwasser versorgt?«
    » Ja .«
    »Dann rühren Sie sich besser nicht aus dem Haus. Manche Leute sind hysterisch. Wenn Sie sich ihnen zeigen, wäre es dasselbe, als ob Sie vor einem bissigen Hund davonlaufen wollten. Dann schnappt er nämlich bestimmt zu. Warten Sie, bis sich die erste Wut gelegt hat. Bis dahin werde ich Ihnen einen Wachtposten vor die Tür stellen. Sollten die Leute allerdings mit Steinen werfen, kann er Ihnen auch nicht viel helfen. Aber meist genügt schon der Anblick des Sheriffsterns und eines Revolvers, um Übergriffe zu verhindern. Oder haben Sie etwas dagegen, wenn ich für den Rest des Tages einen Posten hierher abkommandiere?«
    Duffy schüttelte den Kopf. Der Sheriff hatte mit dieser Vorsichtsmaßnahme sicher recht. Außerdem konnte er Roxanne kaum aus dem Haus schaffen, solange das Schlafmittel wirkte.
    Duffy beobachtete durchs Fenster, wie Grennis einen Polizisten aus dem Streifenwagen zu sich rief und mit ihm sprach. Der Mann machte ein unglückliches Gesicht, aber er nickte und schritt langsam zur Tür der Veranda. Dort drehte er sich um und richtete den Blick fest auf die Neugierigen. Der Sheriff bestieg den Streifenwagen und fuhr fort.
    Zurück blieb die Menschenmenge. Manche Leute gingen vorbei, manche standen einfach da und gafften. Duffy hielt es für sicherer, sich nicht am Fenster blicken zu lassen.
    Er warf sich auf eine Couch. Obwohl der Tag kaum begonnen hatte, waren seine Nerven bereits verbraucht. Woran war Zachary gestorben? Wer oder was hatte ihn auf diese gräßliche Weise ermordet und dann die zerstümmelte, zerfetzte und angeknabberte Leiche auf den Rasen vor seinem Haus geschleppt? War er hier getötet worden, nur wenige Meter von dem Bett entfernt, in dem Duffy und Roxanne schliefen? Oder anderswo und nachher hier abgeladen worden?
    Und konnte Roxanne etwas mit diesen Todesfällen zu tun haben . . .?
    Bei dieser Frage revoltierte Duffys Magen. Vor vielen Jahren war es ein kleiner Junge gewesen, vor einer Woche Bonnie Wallace und jetzt Zachary Hale. Bisher hatte Duffy sich geweigert, im diesem Zusammenhang an Roxanne auch nur zu denken. Selbst jetzt fand er die Zumutung grotesk, ein Mensch könnte sich tatsächlich in einen Wolf verwandeln. Und doch . . . und doch . . . Zum erstenmal war er unsicher geworden.  Vielleicht war sie es doch.
    Vor dem Haus stießen sich die Menschen und warteten auf den Einbruch der Nacht.
    Auch Duffy Johnson wartete.
    Die Mittagssonne stand am Himmel. Mit bleiernen Schritten schleppte sich Ward Douglas zu seinem Sommerhaus. Die lähmende, einschläfernde Hitze machte selbst vor dem Haus nicht halt. Jeanne öffnete erschöpft die Tür.
    »Ist drüben alles in Ordnung?«
    Ward zuckte die Achseln und biß auf seine Zigarettenspitze. »Was heißt hier Ordnung? Roxanne hat eine Spritze bekommen und schläft. Also geht es ihr im Augenblick vermutlich gut. Duffy sieht aus wie ein Gespenst.«
    »Aber hast du etwas erfahren? Was sagen sie?«
    Ward zuckte die Achseln und fiel schwer auf einen Stuhl. Sein Gesicht war tiefrot angelaufen. »Duffy hatte keine Lust zum Reden und ich auch nicht zum Fragen. Aber die Tatsachen scheinen recht simpel zu sein. Roxanne erwachte früh am Morgen — knapp nach Morgengrauen — und wollte schwimmen gehen. Dabei fand sie auf dem Rasen vor dem Haus Zachary, oder was noch von ihm übrig

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