Nacht der Vampire
auf.
Verzweiflung packte sie. Aus voller Kehle brüllte sie die Zaubersprüche in die Nacht, ohne Rücksicht darauf, ob jemand sie hörte.
Nichts geschah.
15
Ward lag tot auf der Erde.
Sie waren jetzt beinahe fertig mit ihm, obwohl sich noch immer einige Fledermäuse an ihn krallten und ihre Saugzungen ausstreckten, als hofften sie auf einen letzten Schluck. Andere hatten ihre Zähne benützt und Ward, genau wie Jeanne Douglas, bis zur Unkenntlichkeit zerfleischt.
Duffy wußte, daß die Reihe jetzt an ihm war.
Lily und zwei Magier hatten als einzige noch ihre menschliche Gestalt beibehalten. Jetzt kamen sie auf ihn zu. Lily lächelte. Ihr Lächeln war genauso innig, unschuldig und betörend wie immer.
»Es wird spät, mein Schatz«, flüsterte sie und trat so dicht an ihn heran, daß er sekundenlang ihren Atem fühlte.
»Wir haben alle geschworen, daß es auf diese Art enden würde, nicht wahr?« sagte sie leise. »Vor dreizehn Jahren hast du selbst diesen Fluch auf dich geladen. Jetzt nimmt die Gerechtigkeit ihren Lauf. Du hast dich dem Teufel verschrieben, mein Schatz, und hast beschworen, für jeden Verrat zu bezahlen. Weißt du es noch?«
Duffy nickte. Er erinnerte sich. Er hatte das Gefühl, daß er sich auch noch nach seinem Tod im tiefsten Schlund der Hölle daran erinnern würde. Aber ob tot oder lebendig — in der Hölle war er schon jetzt.
»Vielleicht möchtest du dich mit dem Teufel aussöhnen«, schlug Lily spielerisch vor. »Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Wärst du bereit, mit deiner Frau Platz zu tauschen?«
Stumm ließ er den Kopf hängen. Er konnte sich nicht dazu überwinden, den Kopf zu schütteln, und er hatte Angst, er könnte nicken.
»Warum antwortest du nicht, mein Schatz? Wir haben deine Zunge doch nicht verspeist — noch nicht.«
Er schloß die Augen. Der Magier zu seiner Linken riß ihm den Kopf zurück und ohrfeigte ihn.
»So ist’s recht. Sieh mich an, Duffy. Du hast immer behauptet, ich sei schön. Sieh mich nur genau an, damit du dich in der Hölle an mich erinnerst. . .«
»Das werde ich«, ächzte Duffy. Seine Kehle war wie verdorrt.
Lily lachte. »Ach, er kann sogar sprechen! Und halbwegs bei Sinnen ist er auch noch! Das bedeutet, daß er begreifen wird, was mit ihm geschieht!« Sie lächelte spitzbübisch. »Aber es muß ja nicht unbedingt geschehen, mein Schatz. Vielleicht kannst du dein Schuldkonto mit dem Teufel begleichen. Dafür müßtest du allerdings Strafe zahlen. Die verlorenen Söhne des Teufels kommen nicht billig davon.«
Sie griff nach seinem Kragen und hielt ihn fest. Mit einem heftigen Ruck riß sie sein Hemd zur Seite, so daß eine nackte Schulter zum Vorschein kam. Dann lehnte sie sich an ihn und grub ihm die Zähne ins Fleisch. Er schluchzte bei ihrem Biß laut auf. Lily gab ihn frei. Auf ihren Lippen standen Blutstropfen.
»So«, sagte sie, »wenn du jetzt gerne weiterleben möchtest, erlauben wir es dir vielleicht sogar, Schatz. Aber du wirst für den Rest deines Lebens eine Vampirfledermaus sein. Du wirst dich nie wieder in einen Menschen zurückverwandeln können wie wir. Du wirst dein Leben als unser Maskottchen verbringen!« Sie lachte. Die beiden anderen lachten mit.
Die Feuer waren beinahe niedergebrannt, und die Schatten deckten die Leichen Ward und Jeanne Douglas’ barmherzig zu. Die Fledermäuse kümmerten sich nicht mehr darum. Duffy sah, daß sich die gesamte Aufmerksamkeit auf ihn richtete.
Lily trat von ihm zurück.
»Ich glaube, er möchte nicht einer von uns werden. Bindet ihn los«, sagte sie.
Der Magier an Duffys rechter Seite kniete nieder und löste den Klotz von seinen Füßen. Während der zweite Magier seine Handfesseln abnahm und ihn an den Baum band, raffte Duffy die letzten Kraftreserven zusammen.
Kaum war er frei, warf er sich nach vorn und griff nach Lilys Hals. Er fühlte ihre weiche Haut unter seinen Händen. Die beiden Magier heulten wütend auf und hieben auf seine Arme ein. Duffy sah, wie Lily sich vor seinen Augen verwandelte. Ihr Körper schrumpfte zusammen. Aus ihrem Gesicht wuchs eine Schnauze. Er machte einen letzten, verzweifelten Versuch, ihr das Genick zu brechen, doch dann wurden seine Arme nach unten gedrückt, und Lily entglitt ihm.
Im Gegensatz zu Ward und Jeanne versuchte Duffy nicht zu fliehen. Statt dessen griff er an. Kaum stürzte sich eine Fledermaus aus der Dunkelheit auf ihn, sprang er nach ihr, bekam eine Schwinge zu fassen und renkte sie aus. Ein grauenhafter Schrei
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