Nacht der Versuchung
große Sorge nahm, sie könnte sich tatsächlich in Xavier verliebt haben. Wie dumm von ihr, auch nur daran zu denken! Mit dieser beruhigenden Überzeugung fiel es ihr leichter, sich einzugestehen, wie sehr sie ihn begehrt hatte und dass sie es immer noch tat. Sie begehrte ihn, weil sie ein Kind von ihm wollte!
„Xavier hat angerufen, um zu sagen, dass er noch eine Woche in der Oase bleibt“, informierte Madame Flavel Mariella beim Abendessen und seufzte missbilligend. „Es muss langweilig für Sie sein,
chérie
, da Ihnen nur Ihre Arbeit und meine Gesellschaft bleibt.“
„Aber nein, überhaupt nicht“, widersprach Mariella.
„Non?
Aber Sie vermissen
la petite bébé?“
Nun war es an Mariella zu seufzen. „Ja, ich vermisse Fleur“, gestand sie ehrlich.
„Dann sollten Sie vielleicht überlegen, eigene
enfants
zu bekommen“, meinte Madame Flavel. „Ich bedaure es jedenfalls sehr, nie Kinder gehabt zu haben. In diesem Punkt habe ich meine Schwester immer beneidet. Ehrlich gesagt, kann ich es nicht begreifen, warum zwei Menschen wie Sie und Xavier, die ganz wunderbare Eltern abgeben würden, sich bewusst dazu entscheiden, nicht zu heiraten.“ Die alte Dame betrachtete Mariella prüfend. „Sie arbeiten viel zu hart an Ihrem Fries,
chérie
. Es würde Ihnen gut tun, sich ein paar Tage freizunehmen.“
Mariella musste zugeben, dass Xaviers Großtante Recht hatte. Sie hatte wirklich hart gearbeitet. Aber nun war der Fries praktisch fertig. Sollte sie sich wirklich ein paar Tage freinehmen? Um was zu tun? Nur noch mehr Zeit zu haben, Fleur zu vermissen und sich nach einem eigenen Kind zu sehnen? Noch mehr Zeit zu haben, sich zu wünschen, Xavier hätte ihr Liebesspiel nicht beendet, bevor sie … Wenn sie nur etwas wagemutiger gewesen wäre … ihn verführt hätte bis zu einem Punkt, da es für ihn kein Zurück mehr gegeben hätte, dann hätte sie jetzt schon schwanger sein können!
Eine Vorstellung, die Mariella keine Ruhe mehr ließ. Nach dem Essen zog Madame Flavel sich in ihr Zimmer zurück, und Mariella schlenderte durch den kleinen Gartenhof. Wenn Xavier nur in der Villa wäre! Dann könnte sie zu ihm gehen … und? Von ihm verlangen, dass er mit ihr schlief und ihr ein Kind machte? Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie bereitwillig er einwilligen würde!
Aber warum verlangen? Sie war eine Frau, oder nicht? Und Xavier war auch nur ein Mann. Und sie wusste, dass er sie begehrte … Doch er war nicht hier, sondern in der Oase.
Die Oase … Mariella schloss die Augen und stellte sich Xavier dort vor. In jener Nacht, als er sie für Tanya gehalten und fast genommen hätte. Erotische Bilder tauchten vor ihr auf, und sie sehnte sich nur noch mehr nach ihm.
Ärgerlich ließ Mariella ihren Skizzenblock sinken und betrachtete gereizt, was sie gezeichnet hatte: Babys … die zudem alle eine unverkennbare Ähnlichkeit mit Xavier hatten!
Sie hatte die halbe Nacht wach gelegen, und wenn sie einmal in einen unruhigen Schlaf gesunken war, wurde sie von unglaublich erotischen Träumen gequält, die sich alle um Xavier drehten. Selbst in ihren Träumen, in ihrem Unterbewusstsein schien der Wunsch nach Xaviers Kind fest verankert.
Tatsächlich fehlte ihr lediglich der Mut, ihren Wunsch in die Tat umzusetzen. Aber wollte sie wirklich irgendwann in der Zukunft auf ihr Leben zurückblicken und sich eingestehen müssen, dass sie einfach nicht den Mut aufgebracht hatte, das, was sie sich am sehnlichsten gewünscht hatte, auch anzustreben? Schließlich hatte sie ja nichts Unrechtes vor. Sie würde nie etwas von Xavier verlangen … ganz im Gegenteil! Sie war fest entschlossen, ihr Kind allein aufzuziehen, einen Mann wollte sie nicht. Sie brauchte Xavier nur für die Zeugung, musste also nur … musste es ihm unmöglich machen, ihr zu widerstehen! In der Oase war er der geballten Macht ihrer Verführungskünste völlig ausgeliefert … und sogar der Zeitpunkt in ihrem Zyklus passte!
Ein kühner Plan nahm ganz allmählich Formen an. Der erste Schritt war ein sofortiger Einkaufsbummel, um sich mit einigen verführerischen Accessoires auszustatten!
Als Mariella schließlich Stunden später aus der Stadt in die Villa zurückkehrte, war sie restlos erschöpft … aber auch die stolze Besitzerin eines speziell für sie komponierten Parfüms und einer Körperlotion, die ihr eine Haut wie Samt und Seide garantierte. Außerdem hatte sie der Versuchung nicht widerstehen können, in einem exklusiven kleinen Laden einige
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