Nacht der Versuchung
versicherte Mariella rasch.
„Diese … Angelegenheit ist noch nicht ausdiskutiert, Mariella!“ warnte er sie eindringlich. „Wenn ich wieder in die Villa zurückkehre, werden wir noch einmal darüber sprechen.“
Mariella hielt es für klüger, nicht darauf zu antworten. Es war auch nicht nötig und hätte nur weiteren Streit zwischen ihnen provoziert.
Der Fries war fertig, es gab nichts, was sie noch in Zuran hielt. Es gab keinen Grund und keine Notwendigkeit für sie, noch länger zu bleiben. Mariella hatte deshalb insgeheim längst beschlossen, ihre sofortige Heimreise nach England in die Wege zu leiten.
11. KAPITEL
„Du musst zur Rennwoche kommen, Mariella! Der Prinz wird zutiefst gekränkt sein, wenn du nicht erscheinst, und außerdem denk an die möglichen lukrativen Aufträge, die du dadurch verpassen würdest! Ich meine, die Liste der geladenen Gäste umfasst jeden, der in der internationalen Welt der Pferderennen Rang und Namen hat, und dazu einen Querschnitt durch die nobelste Prominenz auf diesem Planeten! Das Rennen in Zuran wird die herausragendste Veranstaltung des internationalen Pferderennsports in diesem Jahr sein, und du erklärst, dass du nicht kommen willst! Warum? Du weißt doch, dass der Prinz ganz begeistert ist von deinem Fries, und zur Eröffnung der Rennwoche wird es offiziell enthüllt. Eine bessere Publicity für deine Arbeit kannst du doch gar nicht bekommen!“
Mariella konnte den Ärger und das Unverständnis ihrer Agentin verstehen, aber Kate wiederum wusste ja nicht, dass sie, Mariella, zwei sehr triftige Gründe hatte, nicht nach Zuran zurückkehren zu wollen. Xavier und … unwillkürlich legte sie sich eine Hand auf den noch flachen Bauch. Im dritten Monat sah man ihr die Schwangerschaft noch nicht an, aber ihr Arzt hatte ihr versichert, dass das Baby sich völlig gesund entwickle und der dicke Bauch noch früh genug komme.
Gegenwärtig konnte Mariella es manchmal selber noch nicht glauben, dass sie tatsächlich schwanger war. Schwanger … mit einem Baby, das sie sich mehr als alles auf der Welt gewünscht hatte. Ihr Kind! Ihr Kind und … Xaviers Kind, korrigierte sie sich der Vollständigkeit halber.
Doch Xavier brauchte es gar nicht zu erfahren. Augenblicklich konnte eigentlich keiner, der sie sah, auf die Idee kommen. Allerdings würde es möglicherweise Anlass zu unnötigen Spekulationen geben, wenn sie nicht zur Einweihung der neuen Familienloge des Prinzen und gleichzeitigen Enthüllung ihres Frieses nach Zuran kam. Tanya würde bestimmt kein Verständnis dafür haben und womöglich Verdacht schöpfen! Außerdem würde es die Gelegenheit sein, ihre kleine Nichte wiederzusehen, und Fleur würde immer einen ganz besonderen Platz in ihrem Herzen einnehmen.
Gegen all diese Überlegungen sprach allein die Tatsache, dass sie Xavier wiedersehen würde. Xavier, an den sie seit ihrer Rückkehr nach England viel zu viel gedacht hatte. Seltsamerweise hatte nicht einmal die Bestätigung der ersehnten Schwangerschaft etwas daran geändert, dass er sich Tag und Nacht in ihre Gedanken drängte. Es gab keinen vernünftigen Grund, warum sie sich immer noch vor Sehnsucht nach Xavier verzehrte! Das waren die Gefühle einer Frau, die liebte … und sie war doch nicht so dumm, sich zu verlieben! Sie hatte sich geschworen, dass ihr Kind nie erleben würde, wie es war, von seinem Vater zurückgestoßen zu werden … weil gar kein Vater da sein würde, der es hätte zurückstoßen können! Sie, Mariella, würde ihrem Kind von Anfang an alle Liebe und Geborgenheit geben, die es brauchte, so dass es den Vater nie vermissen würde. Es sollte nie hören, wie seine Mutter voller Sehnsucht von dem Mann sprach, der sie beide verlassen hatte. Mariella wollte nie, wie ihre Mutter es getan hatte, dem Kind das Gefühl geben, sie hätte lieber auf das Kind verzichtet und dafür den Mann behalten, der vor der Verantwortung der Vaterschaft geflüchtet war.
„Du musst nach Zuran reisen!“ beharrte Kate.
„Du musst kommen“, bat Tanya.
Und Mariella gab sich geschlagen.
„Du wirst natürlich bei uns wohnen“, sagte Tanya aufgeregt, als sie Mariella vom Flughafen abholte und zu der bereitstehenden Limousine führte. „Ich habe Fleur nicht mitgebracht, weil sie wieder ein neues Zähnchen bekommen hat … wir hatten eine ziemlich unruhige Nacht. He, ich kann die Eröffnung der Rennwoche gar nicht erwarten! Das wird
das
gesellschaftliche Ereignis dieses Jahres sein, und Khalid hat mir einen
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