Nacht des Begehrens - Cole, K: Nacht des Begehrens
dir ein wenig Gesellschaft leisten.“
Als nicht einmal auf diese Ankündigung eine Reaktion erfolgte, begann er sich ernsthaft Sorgen zu machen. Er fühlte ihre Stir n – ihre Haut war kalt wie Eis.
Er zog sie hoch in eine sitzende Position. Ihr Kopf hing schlaff herunter. „Was ist mit dir los? Sag’s mir!“
„Lass mich in Ruhe. Ich brauch noch eine Stunde.“
Er ließ sie wieder niedersinken. „Wenn du krank bist, musst du trinken.“
Nach ein paar Sekunden öffneten sich ihre Augen einen Spaltbreit.
Endlich begriff er, und sein ganzer Körper verkrampfte sich. „Das kommt vom Hunger?“, brüllte er.
Sie blinzelte ihn an.
„Du hast mir erzählt, du hast am Montag erst Nahrung zu dir genommen. Wie oft musst du trinken?“
Als sie nicht antwortete, schüttelte er erneut ihre Schultern.
„Jeden Tag. Okay?“
Er ließ ihre Schultern los, und seine Hände ballten sich sogleich zu Fäusten. Sie war hungrig gewesen? Verdammt noch ma l – seine Gefährtin war hungrig, während sie unter seinem Schutz stand? Er hatte keine Ahnung, was zum Teufel er da eigentlich macht e … Verfluchter Mist, er war unfähig, sich um sie zu kümmern. Nicht nur, dass er sie zwei ganze Tage lang hatte hungern lasse n – offensichtlich hatte er sie von der Jagd abgehalte n – , sie musste jede Nacht ein Opfer finden. Jede einzelne Nacht würden sie das durchstehen müssen.
Ob sie wohl jedes Mal tötete, so wie andere Vampire? „Warum hast du mir das nicht gesagt?“
Ihre Lider begannen sich wieder zu schließen. „Damit du mir einen weiteren Handel vorschlagen kannst?“
Ob er ihr wohl gestatten könnte, von ihm zu trinken? Innerhalb seines Clans war es verpönt, einen Vampir von sich trinken zu lassen; so etwas wurde als verabscheuungswürdiger Akt angesehen. Selbst wenn es gegen seinen Willen geschah, würde ein Lykae abgrundtiefe Scham empfinden. Aber was hatte er für eine Wahl?
Er atmete aus und sagte schweren Herzens: „Von jetzt an wirst du von mir trinken.“ Kein Vampir hatte ihn je gebissen. Demestriu hatte es in Erwägung gezogen und mit den Ältesten darüber diskutiert. Aus irgendeinem Grund hatte er sich am Ende dagegen entschieden und es vorgezogen, Lachlain stattdessen zu foltern.
„Kann nicht von dir trinken“, murmelte sie. „Nicht direkt aus der Quelle.“
„Was? Ich dachte, deine Art empfindet dabei besonderes Vergnügen.“
„Hab’s noch nie gemacht.“
Unmöglich. „Du hast noch nie von einem anderen Lebewesen getrunken? Und noch nie getötet?“
Sie warf ihm einen schmerzlichen Blick zu. Hatte seine Frage sie verletzt?
„ Natürlich nicht .“
Sie war kein Raubtier? Es gab Gerüchte von einer kleinen Splittergruppe von aufständischen Vampiren, die nicht töteten. Natürlich hatte er diese Geschichten nicht ernst genommen. Wie nannte man sie doch gleich noch? Devianten? Könnte sie eine von ihnen sein? Dann runzelte er die Stirn. „Und woher bekommst du dein Blut?“
„Blutbank“, murmelte sie.
Sollte das ein Witz sein? „Was zum Teufel ist das? Gibt es eine hier in der Nähe?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Dann musst du von mir trinken. Weil ich mich nämlich vertraglich verpflichtet habe, dein Frühstück zu sein.“
Sie wirkte zu schwach, um an seinem Hals zu trinken, darum schlitzte er sich mit einer Klaue seinen Finger auf. Sie wandte ihr Gesicht ab. „Tu es in ein Glas. Bitte .“
„Hast du Angst, ich verwandle dich in einen Lykae?“ Unter keinen Umständen würde er an ihr dieses mörderische Ritual vollführen. „Oder denkst du, du wirst mich verwandeln?“ Das konnte sie doch sicher nicht glauben. Es gab nur einen Weg, sich in einen Vampir zu verwandeln: zu sterben, während sich das Blut eines Vampirs im eigenen Körper befand. Nur Menschen glaubten, dass einen allein schon der Biss eines Vampirs verwandeln konnte, während mythische Wesen wussten, dass die Chance, sich zu verwandeln, größer war, wenn sie selbst den Vampir bissen.
„Das ist es nicht. Ein Gla s … “
Er begriff nicht, wieso das einen Unterschied machte. Dann verengten sich seine Augen zu Schlitzen. Ob sie es abstoßend fand, von ihm zu trinken? Das war bitter. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, welches Opfer er für sie brachte. „Trink endlich!“, befahl er ihr knapp und ließ sein Blut über ihre Lippen tröpfeln.
Sie leistete länger Widerstand, als er es vermocht hätte, wenn ihn der Hunger geplagt hätte. Schließlich berührte sie ihre Lippen mit der Zungenspitze,
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