Nacht des Begehrens - Cole, K: Nacht des Begehrens
was sie war, dass er nicht einen Gedanken daran verschwendet hatte, wie sie ihn sah.
Er lenkte den Wagen an den Straßenrand, drehte sich zu ihr um und versuchte ihren Mund gewaltsam zu öffnen. Als er ihr dann etwas von seinem Blut einflößte, war es um ihre Selbstbeherrschung geschehen. Sie presste ihre Lippen an sein Handgelenk, schloss die Augen und trank in tiefen Zügen. Sogleich hörten ihre Wunden auf zu bluten. Als sie das Bewusstsein verlor, fuhr er mit Höchstgeschwindigkeit weiter.
Die Fahrt nach Kinevane stellte für ihn eine neue Art von Hölle dar. Er fuhr sich mit dem anderen Arm über die Stirn, schweißgebadet, ohne die geringste Ahnung, ob weitere Angreifer folgen würden oder woher diese überhaupt gekommen waren. Er wusste nicht, ob sie stark genug war, diese Verletzung zu überleben. Woher hatte sie gewusst, dass sie vor ihnen fliehen musste?
Vier Tage, nachdem er sie gefunden hatte, hätte er sie um ein Haar wieder verlore n … Nein, er hätte sie um ein Haar weggegeben, hätte ihnen gestattet, sie mit nach Helvita zu nehmen, an einen Ort, den er nie hatte ausfindig machen können. Er hatte ganz Russland danach abgesucht und war ihm möglicherweise sogar nahe gekommen, als sie ihn das letzte Mal in einen Hinterhalt gelockt hatten.
So kurz davor, sie zu verliere n … Jetzt wusste er, dass er alles tun würde, damit sie bei ihm blieb. Er konnte seinen Schmerz und die quälenden Erinnerungen überwinden, weil er heute Nacht erkannt hatte, wie sehr sie sich von den anderen unterschied. Ihre ganze Erscheinung, ihre Bewegungen, alles war anders. Es lag nicht in ihrer Natur, zu wüten und zu töten, im Gegensatz zu anderen Vampiren. Für si e – und jetzt auch für Lachlai n – bedeutete Blut Leben .
Ihre Wunden hatten gleich zu heilen begonnen, als sie von ihm trank. Er konnte ihr die nötige Kraft geben. Das war das Wenigste, was er tun konnte, da sie dafür gesorgt hatte, dass sein Leben wieder lebenswert war.
Emma hörte lautes Gebrüll, als sie erwachte, und öffnete ihre Augen einen Spaltbreit.
Sie sah im Licht der Scheinwerfer, wie Lachlain die Schulter gegen ein wuchtiges Tor stemmte, genau gegen das Wappen in der Mitte. Das erhöhte Wappen bestand aus zwei Hälften, in denen sich zwei Wölfe gegenüberstanden. Die Wölfe waren auf eine Weise dargestellt, wie es vor langer Zeit üblich war: Man sah die Köpfe mit gefletschten Fängen und die Vorderpfoten mit langen, kräftigen Krallen, die Ohren waren aufgestellt.
Na klasse: Lykae-Land. Also lag Kansas wohl endgültig hinter ih r …
Trotz seiner gewaltigen Stärke gelang es Lachlain nicht, auch nur die kleinste Delle im Metall zu hinterlassen. Vielleicht ein magischer Schutzzauber? Natürlich. Freya sei Dank war er immerhin so schlau gewesen, nicht zu versuchen, mit dem Auto durchzubrechen.
Sie beobachtete mit halb geschlossenen Augen, wie er im Nieselregen hin und her lief und sich immer wieder mit der Hand durch sein feuchtes Haar fuhr, während er das Tor anstarrte. „ Verdammter Mist, wie komm ich da rein ?“ Er versuchte es noch einmal mit Gewalt, und noch einmal ertönte ein herzzerreißendes Gebrüll.
Ob sie ihm wohl von einem Gerät namens Gegensprechanlage erzählen sollte? War sie physisch überhaupt dazu in der Lage? Noch während sie hin und her überlegte, öffnete sich das Tor.
Lachlain kam zum Wagen zurückgerannt. „Wir sind da, Emma!“
Obwohl die Heizung voll aufgedreht war, genauso wie die Sitzheizung, fröstelte sie in ihrer feuchten Kleidung. Noch nie in ihrem Leben war ihr dermaßen kalt gewesen. Als sich das Tor mit lautem Krachen hinter ihnen schloss, fielen ihr die Augen wieder zu. Endlich war sie in Sicherheit. Zumindest vor weiteren Vampirangriffen.
Sie bekam vage mit, dass sie über ein Grundstück fuhren, das mehrere Meilen lang sein musste. Endlich stellte Lachlain den Motor ab und sprang aus dem Wagen, um gleich darauf die hintere Tür aufzureißen und sie herauszuziehen. Er hielt sie fest an seine Brust gedrückt und rannte in eine Eingangshalle, die so hell erleuchtet war, dass ihre Augen schmerzten. Er sprang die Treppen hoch und erteilte einem jungen Mann, der ihm hinterhereilte, Anweisungen.
„Verbandszeug, Harmann. Und heißes Wasser.“
„Aye, mein Lord.“ Er schnippte mit den Fingern, und Emma hörte, wie jemand losrannte, um den Befehl auszuführen.
„Ist mein Bruder hier?“
„Nein, er ist in Übersee. E r … wir dachten, Ihr wärt tot. Als Ihr nicht zurückkehrtet und
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