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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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vollständig in ihn einzutauchen.
    In diesem Augenblick kam Mrs. Broadfield zurück. Sie platzte ins Zimmer wie ein kalter Windhauch.
    »Es ist Zeit, Ihren Kopfverband zu wechseln«, verkündete sie.
    »Warte einfach einen Augenblick draußen, Luke.«
    »Ich werde mal nach meiner Mutter sehen. Wahrscheinlich hat sie hier schon alles auf den Kopf gestellt.«
    Nach dem Mittagessen kamen Fanny und Luke noch einmal zu mir, ehe sie wieder aufbrachen. Luke und ich machten eine Zeit aus, wann er mich am nächsten Tag anrufen würde, um mir die endgültige Fassung seiner Rede für die Abschlußfeier vorzulesen, »Ich habe noch einen Absatz hinzugefügt«, sagte er. »Und ich möchte, daß du ihn als erste hörst.«
    Am späten Nachmittag kamen Tony und Drake.
    »Wie ich höre, hat dich deine Tante besucht«, sagte Tony, nachdem er mich begrüßt hatte.
    »Ja«, erwiderte ich und wandte mich Drake zu. Er trug einen seidenen Nadelstreifanzug, der denen glich, die Tony gewöhnlich anhatte. Ich fand, daß er viel älter und reifer aussah, ganz wie ein erfolgreicher Geschäftsmann. »Drake, Tante Fanny möchte nach Hasbrouck House ziehen und dort nach dem Rechten sehen. Ich habe gesagt, daß ich damit einverstanden bin.«
    »Was? Moment mal, Annie.«
    »Nun, nun«, sagte Tony besänftigend. »Nach allem, was ich gehört habe, ist es ein großes Haus.« Ich fing den warnenden Blick auf, den er Drake zuwarf. »Tu nichts, was Annie aufregen könnte«, schien dieser Blick zu sagen. Das Feuer in Drakes Augen erlosch sogleich. Er zuckte die Achseln.
    »Das stimmt. Dann wird es wohl in Ordnung sein. Zumindest für einige Zeit. Ich werde viel zu tun haben, und du wirst in Farthy sein. Also wird sie keinem von uns beiden auf die Nerven gehen.«
    »Sie ist bemüht, sich zu ändern, Drake. Und sie möchte etwas für die Familie tun. Daher habe ich es einfach nicht übers Herz gebracht, es ihr abzuschlagen.«
    Er nickte.
    »Es ist sehr lieb von dir, Annie«, sagte Tony, »daß du dich um die Sorgen anderer Leute kümmerst, obwohl du es doch im Moment selbst so schwer hast. Ich bin so glücklich darüber, daß du nach Farthinggale kommst. Du wirst dem Haus Wärme geben. Das gab es nicht mehr seit… seit deine Mutter nicht mehr dort lebt.«
    »Und jetzt«, fügte er hastig hinzu, »habe ich eine Überraschung für dich. Dr. Malisoff hat mir gesagt, daß du zum Wochenende entlassen wirst. Einfach wunderbar, nicht wahr?«
    »O ja! Ich kann es gar nicht erwarten, hier herauszukommen«, rief ich aus.
    Tony und Drake lachten beide. Drake hatte zuvor hastig zu Tony hinübergeblickt, um zu sehen, wie er reagierte. Ich war erstaunt, wie schnell Tony Drake zu seinem Schüler gemacht hatte. Wie verändert Drake in Tonys Gegenwart war! Ich hatte ihn noch nie so ehrerbietig jemand anderem gegenüber erlebt.
    Tony ergriff meine Hand. »Ich habe gehört, daß du eine wunderbar kooperative Patientin warst. Nun, Mrs. Broadfield ist geradezu begeistert von dir«, fügte er hinzu und sah zu ihr hinüber. Statt wie gewöhnlich nur die Andeutung eines Lächelns zu zeigen, sah sie mich an und nickte. In ihrem Blick lagen aufrichtige Zuneigung und Wärme.
    »Danke«, sagte ich und lächelte der Krankenschwester zu.
    »Aber, Annie, du hast mir etwas sehr Wichtiges verheimlicht«, sagte Tony.
    »Verheimlicht?«
    »Drake hat mir erzählt, daß du eine richtige Künstlerin bist.«
    »O Drake, hast du meine Fähigkeiten nicht übertrieben?«
    »Ich habe nur die Wahrheit gesagt, Annie. Du bist gut«, erklärte er.
    »Aber ich lerne doch noch«, sagte ich zu Tony. Ich wollte nicht, daß er enttäuscht war, wenn er meine Arbeiten sah.
    »Nun, ich werde einen der besten Kunstlehrer der Stadt nach Farthinggale kommen lassen, um dir Unterricht zu geben. Ich werde es nicht zulassen, daß du dich langweilst, das verspreche ich dir. Wir brauchen ein neues Gemälde von Farthinggale Manor, und ich kann mir niemanden vorstellen, der das besser könnte als du.«
    »Aber Tony, du hast doch noch gar nicht gesehen, was ich kann.«
    »Ich denke, ich weiß, was du kannst«, sagte er, und sein scharfer, durchdringender Blick war voller Bewunderung auf mich geheftet. Nachdenklich, mit leicht zusammengekniffenen Augen stand er da, während ich ihn ansah und mich fragte, was er zu wissen glaubte. Hatte er in mir etwas entdeckt, das mir selbst noch unbekannt war? Ich war verwirrt.
    »Und noch eine Überraschung!« Tony langte in seine Tasche und zog ein kleines Schmuckkästchen hervor. Ich

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