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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Hand und umschloß sie.
    »Wie ist es dir wirklich ergangen, Annie?«
    »Es war sehr schwer, Luke. Vor allem, wenn ich wach bin und nachdenke, holt mich immer wieder die Erinnerung ein.
    Und dann muß ich wieder weinen«, wimmerte ich, und ich begann erneut zu schluchzen. Ich weinte, bis Luke sich auf mein Bett setzte und mich in seine starken Arme nahm. So verharrten wir, bis mein Herz wieder regelmäßig schlug und meine Tränen versiegt waren.
    »Ich wünschte, ich könnte mehr für dich tun.« Er senkte den Blick und sah dann rasch wieder zu mir auf. »Ich habe geträumt, daß ich das College abgeschlossen hätte und Arzt wäre. Ich konnte dich behandeln und habe dich ganz schnell wieder gesund gemacht.«
    »Du wirst ein wunderbarer Arzt werden, Luke«, sagte ich.
    »Ich wünschte, ich wäre es jetzt schon.« Er sah mich eindringlich an.
    »Ihr seid alle wunderbar«, rief ich. »Drake kommt jeden Tag, und Tony tut so viel für uns!« Er nickte. »Nun gehe ich also wirklich nach Farthy. Ich wünschte nur, es wäre aus einem anderen Anlaß.«
    »Ich werde dich besuchen. Wenn sie mich zu dir lassen!«
    »Natürlich werden sie dich zu mir lassen«, versicherte ich ihm zuversichtlich.
    »Ich werde kommen, sobald ich kann. Und wenn du noch im Rollstuhl sitzt, werde ich dich überall herumfahren, und wir werden all die Dinge sehen, von denen wir geträumt haben.«
    »Du könntest mich vielleicht zum Grab meiner Eltern bringen, falls ich vorher nicht dorthin kommen sollte«, sagte ich feierlich.
    »Oh, das würde ich gerne tun, Annie. Ich meine…«
    »Vielleicht kann ich mich ja auch bald allein mit meinem Rollstuhl fortbewegen. Dann könnten wir uns trennen und versuchen, einander zu treffen, als wäre es das erste Mal… so wie wir es uns immer erträumt haben«, sagte ich rasch. Ich durfte einfach nicht zulassen, daß Farthy, unser Märchenschloß, zu einem traurigen, düsteren Ort wurde.
    »Ja, und dann werden wir zu dem großen Swimmingpool und dem Tennisplatz hinuntergehen…«
    »Wirst du dann immer noch mein Prinz sein?« neckte ich ihn.
    »Jetzt mehr denn je.« Er stand auf und nahm eine vornehme Haltung ein. »Meine Dame«, sagte er und machte mit dem Arm eine schwungvolle Geste. »Darf ich Sie heute morgen durch die Gärten fahren? Wir werden uns zum Pavillon begeben und dort einen kühlen Pfefferminzdrink zu uns nehmen.«
    »Versprechen Sie, anschließend mit mir in den Konzertsaal zu gehen, Prinz Luke?«
    »Ihr Wunsch ist mir Befehl, meine Dame«, sagte er, kniete sich neben das Bett, ergriff meine Hand und führte sie zu seinen Lippen. Er küßte meine Finger und stand auf. Seine Augen leuchteten auf, als ihm ein anderes unserer Märchenspiele in den Sinn kam.
    »Oder wir könnten wieder die Aristokraten der Südstaaten spielen«, schlug er vor.
    »Und uns für die eleganten Dinnerparties anziehen?« fragte ich lächelnd.
    »Natürlich. Ich werde einen Smoking tragen, und du wirst die breite Treppe hinabschweben und aussehen wie Scarlett O’Hara in ›Vom Winde verweht‹. Und du wirst sagen…«
    »Ich werde sagen: Oh, Luke Casteel, wie schön, Sie hier zu sehen.«
    »Annie, Sie sind schöner denn je«, antwortete er wie Clark Gable in dem Film. »Aber ich muß auf der Hut sein. Ich weiß, wie Sie die Männer mit Ihrer betörenden Schönheit verwirren.«
    »Oh nein, nicht Sie, Luke. Ich würde Sie nie verwirren wollen.«
    »O Annie, aber ich würde mich von niemandem lieber verwirren lassen als von Ihnen«, sagte er mit solcher Aufrichtigkeit, daß es mir für einen Augenblick die Sprache verschlug.
    »So etwas sollten Sie nicht zu mir sagen, Luke Casteel«, hauchte ich schließlich atemlos.
    Wir lachten beide, und dann blickte ich zu ihm auf.
    »Luke, es gibt noch etwas anderes, was ich gerne sehen würde.«
    »Und was wäre das?« fragte er, und seine saphirblauen Augen strahlten.
    »Eine Hütte, die hinter dem Irrgarten liegt. Ich habe das Gefühl, daß ich sie sehen muß.«
    »Dann werden wir es tun. Gemeinsam«, fügte er verschwörerisch hinzu.
    »Das hoffe ich, Luke. Versprich es mir, versprich es mir wirklich.« Um meiner Bitte mehr Nachdruck zu verleihen, drückte ich seine Hand.
    »Alles, was ich dir verspreche, meine ich völlig ernst«, sagte er mit belegter Stimme. In diesem Augenblick sah er reifer und entschlossener aus als je zuvor. Für einen Augenblick versanken unsere Blicke ineinander, und in seinen Augen las ich seine Liebe zu mir. Sie war wie ein klarer, warmer See, groß genug, um

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