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Nacht über Eden

Nacht über Eden

Titel: Nacht über Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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und sah sie tadelnd an.
    »Sah aus wie eine von den alten Burgen in Europa«, beharrte sie. »Darum wär’s mir ja auch lieber, wenn du nach Hause kämst. Was willst du denn in dem alten Spukschloß? Kein Wunder, daß deine Großmutter dort verrückt geworden ist.«
    »O Ma!« stöhnte Luke.
    »Naja, Logan hat mir mal erzählt, wie Jillian – so hieß deine Großmutter – behauptet hat, die Toten hätten sie besucht«, flüsterte sie.
    Luke wandte den Blick ab. Jede Anspielung auf meinen Vater und seine Mutter bedrückte ihn.
    »Mach dir darum keine Gedanken, Tante Fanny. Tony läßt Farthy wieder herrichten, damit ich es dort bequem habe«, sagte ich. »Er hat alle möglichen Pläne…«
    »Natürlich«, sagte sie und wandte den Blick ab, als wolle sie nicht, daß ich in ihren Augen las, was sie wirklich dachte.
    »Tante Fanny, weißt du, warum meine Mutter nichts mit ihm zu tun haben wollte?«
    Sie blickte beharrlich zu Boden, und schüttelte den Kopf.
    »Da gab’s was zwischen deinem Daddy, deiner Mutter und ihm. Das is alles genau vor der Verhandlung um die Vormundschaft für Drake passiert, und zu der Zeit war das Verhältnis zwischen mir und deiner Mutter nich sehr schwesterlich. Daher hat sie mir nich alles erzählt, und ich hab auch nicht weiter gefragt. Als wir wieder Frieden geschlossen hatten, wollt sie ihre schlechten Erinnerungen wohl lieber ruhen lassen, und ich hab sie auch nich gedrängt. Aber ich bin sicher, daß sie gute Gründe dafür hatte, also solltest du dir vielleicht doch noch mal überlegen, was du machst«, fügte sie ernst hinzu.
    »Aber Tante Fanny, Drake sagt doch auch, daß Tony ein wundervoller Mann ist. Er hat bereits so viel für mich getan!
    Und Drake hat er einen Job für den Sommer versprochen!«
    »Ja, ich mein doch nur, Annie. Aber wenn du in dem Spukschloß bist, behalt ‘nen klaren Kopf, und wenn dich irgendwas stört, diese Krankenschwester oder was auch immer, dann rufst du einfach deine Tante Fanny an, und ich bin im Handumdrehen da und bring dich wieder dahin, wo du hingehörst, klar?«
    Tante Fanny hatte oft etwas eigenwillige Ansichten; trotzdem aber fragte ich mich, ob sie in Bezug auf Tony Tatterton nicht doch recht hatte. Gab es irgendeinen anderen Grund dafür, daß er all das für mich tat? War es wahr, daß der Wahnsinn diese Familie heimgesucht hatte?
    Andererseits, was konnte mir denn schon passieren? Drake und Luke waren schließlich ganz in meiner Nähe. Und eigentlich war ich ja viel näher bei Luke, wenn ich in Farthy blieb. Ich hatte geglaubt, daß seine Collegezeit in Harvard uns endgültig trennen würde, doch jetzt war genau das Gegenteil der Fall.
    »Danke, Tante Fanny. Aber ich denke, alles wird gut gehen.
    Dort bekomme ich genau die medizinische Pflege, die ich jetzt brauche.«
    »Sie hat recht, Ma.«
    »Ich weiß, daß sie jetzt ‘ne spezielle Pflege braucht, ich dachte nur… Na ja, ich bin auf alle Fälle immer da, wenn du mich brauchst. So.« Ihr Körper straffte sich wieder, und sie versuchte, ihrem Gesicht den geschäftsmäßigen Ausdruck zu geben, den sie von meiner Mutter kannte. »Anscheinend haben deine Eltern den Teil ihres Testaments, der Tony Tatterton mit allen finanziellen Angelegenheiten betraut, nie geändert. Da kann er jetzt also auch bestimmen, was mit der Fabrik wird.«
    »Und Drake wird auch viel damit zu tun haben. Eines Tages wird er sie sicherlich selbst leiten.«
    »Mein Vater wär stolz drauf«, sagte sie und strahlte. Dann blickte sie uns nachdenklich an. »Luke und du, ihr seid jetzt meine ganze Familie, und ich werd versuchen, mein Bestes für euch zu tun. Glaubt mir, ich werd wirklich versuchen, mich mehr zusammenzureißen als früher. Das schwöre ich euch.«
    »Danke, Tante Fanny«, sagte ich. Ich war dankbar für ihre guten Absichten. Allerdings nahm ich an, daß sie einige Mühe haben würde, sie zu verwirklichen.
    Wir küßten uns auf die Wange, und ich sah, daß Tränen in ihren Augen glänzten.
    »Ich werd mal eben in diese komische Cafeteria gehen und
    ‘nen Kaffee trinken. Hab Luke versprochen, euch ‘ne Weile allein zu lassen, obwohl ich nich verstehe, warum ihr Geheimnisse vor mir haben müßt.« Sie sah Luke argwöhnisch an.
    Luke errötete.
    »Es sind keine Geheimnisse, Ma, das habe ich dir doch gesagt.«
    »Na gut, is ja okay. Ich komm in zehn Minuten wieder.«
    Sie erhob sich, drückte meine Hand und ging. Sobald sie das Zimmer verlassen hatte, rückte Luke näher an mein Bett. Ich ergriff seine

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