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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Duluth einen Schlag mit dem Hockeyschläger abbekommen. Nicht besonders schlimm, nur eine Platzwunde, die mit ein paar Stichen genäht werden konnte. Bei einer anschließenden Party außerhalb des Campus der Universität hatte es Streit zwischen einigen Hockeyspielern und den Defensivspielern eines Football-Teams gegeben. Der Streit war schnell beigelegt, artete nicht in eine Schlägerei aus, aber Lucas konnte nur durch den energischen Einsatz Catrins davon abgehalten werden, sich fäusteschwingend ins Getümmel zu stürzen.
    Sie machte ihm Vorhaltungen: Er habe eine perverse Freude am physischen Kampf, und er müsse dagegen angehen, sich in den Griff bekommen. Ob er denn meine, spontanes Losschlagen sei die richtige Methode zur Lösung von Problemen. Warum er sich bei all diesen verdammten dämlichen so genannten Sportlern herumtreibe, die als Autowäscher enden würden, sobald ihre Leistungen im Sport nachließen. Er sei doch gescheiter als alle diese Typen zusammen, wie konnte er da
nur …
    So hatte sich das ein paarmal abgespielt, und sie fing wieder damit an, als sie an diesem Tag aus der Dusche kam. Er hatte schließlich die Schnauze voll davon gehabt und sie angebrüllt: Halt dein verdammtes Maul! Sie war vor ihm zurückgezuckt –hatte Angst gehabt, er würde auf sie losgehen. Das hatte ihn schockiert. Er würde sie doch um Himmels willen niemals schlagen … Er sagte es ihr. Aber sie fing wieder an, ihm Vorhaltungen zu machen.
    Er war aus dem Appartement gegangen. Runter auf die Straße, in eine Eisdiele. Als er schließlich zurückkam, lag ein Zettel auf dem Küchentresen. Sie hatte »Ich scheiß auf dich!«, drauf gekritzelt.
    Als er versuchte, sie telefonisch zu erreichen, sagte ihm ihre Zimmergenossin, Catrin wolle nichts mehr von ihm hören. Er hakte nicht nach. Er nahm weiterhin regelmäßig am Hockeytraining teil, spielte in der College-Mannschaft, versuchte, beim Studium den Kopf über Wasser zu halten. Rannte ihr nicht nach. Aber sie ging ihm nicht aus dem Kopf. Sie waren von Oktober bis Februar in seinem letzten College-Jahr zusammen gewesen. Er hatte bis dahin mit einem halben Dutzend Mädchen und Frauen Sex gehabt, aber Catrin war die Erste gewesen, die sein Interesse am Sex voll zu teilen schien. Sie hatte ein Studium daraus gemacht.
    Erinnerungen …
    Er lächelte bei diesem Gedanken vor sich hin – und merkte, dass seine Sicht auf die Fahrbahn der Interstate irgendwie getrübt war … Er sah auf den Tacho: hundertvier Stundenmeilen. Er ging ein wenig vom Gas.
    Catrin …
     
     
    Silly Hanson wohnte in einem stuckverzierten weißen Haus mit einem Dach aus orangefarbenen Ziegeln, gelegen an der Straße entlang des Lake of the Isles, einer Wohngegend reicher Leute mit von Gärtnern gepflegten Grundstücken und von Star-Architekten in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts entworfenen Villen. Ein halbes Dutzend Polizeifahrzeuge war am Bordstein vor dem Hanson-Haus vorgefahren. Ein frühmorgendlicher Rollerblader, der zu alt und zu fett und bei weitem zu reich für seine Skater-Ausrüstung wirkte, glitt auf dem zum See gelegenen Fahrradweg vorbei und sah neugierig zu der Ansammlung von Cops herüber. Klar, dass sich der Mord nun schnell herumsprechen würde. Lucas fand einen Platz für den Porsche an einem Hydranten, stieg aus und nickte einem uniformierten Cop zu, der vor der Veranda des Hauses stand.
    »Schöner Morgen«, sagte er.
    »Beschissen schön«, meinte der Cop.
    »Wenn ich wegen des Hydranten einen Strafzettel kriegen sollte …«
    »Sie kriegen keinen.«
    Lucas ging die Treppe hoch. Ein übergewichtiger, recht salopp gekleideter Cop der Mordkommission – er trug eine wattierte Nylon-Baseballjacke über einem weißen Hemd samt Krawatte – erwartete ihn auf der Veranda. Sein Gesicht wirkte übermüdet, aber er lächelte erleichtert, als er Lucas auf sich zukommen sah. »Mann, ich bin froh, dass du da bist …«
    »Was ist los?«, fragte Lucas. Zwei uniformierte Cops standen unter der Haustür und schauten zu ihnen herüber.
    »Du wirst’s nicht glauben.« Der Name des übergewichtigen Cops war Swanson.
    »Alie’e Maison ist ermordet worden«, sagte Lucas. »Das glaube ich dir ja. Wo liegt die Leiche?« Er machte einen Schritt auf die Haustür zu.
    »Die Sache ist schlimmer als das«, sagte Swanson. »Wir haben versucht, dich noch mal anzurufen, aber du warst nicht mehr zu erreichen.«
    Lucas blieb stehen. »Was ist passiert?«
    »Wann denkst du endlich dran, dein

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