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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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ausleuchtete. Alles, was Lucas von Alie’e Maison sehen konnte, war einer ihrer nackten Füße, der hinter dem Bett hervorschaute; die Leiche lag zwischen dem Bett und der Wand.
    Lucas wartete, bis der Videomann fertig war, schaute dann über den Bettrand. Die Tote lag auf dem Rücken, eine Hand über dem Kopf ausgestreckt, die andere unter dem Rücken eingeklemmt. Ihr hauchdünnes grünes Kleid war bis zur Brust hochgeschoben; vom Nabel an war der Körper nackt. Ihre Hüfte lag schräg verkantet an der Wand, und die Knöchel waren gekreuzt, aber falsch herum: Der Fußknöchel, der auf dem Boden liegen musste, lag über dem anderen.
    »Sieht aus, als ob man sie in diese Ecke geworfen hätte«, sagte Lucas.
    Einer der Cops an der Tür nickte. »Das dachten wir auch. Der Mörder hat versucht, sie zu verstecken.«
    »Aber nicht sehr sorgfältig. Man sieht ja die Füße.«
    »Aber wenn man von der Tür aus nur einen schnellen Blick ins Zimmer wirft, sieht man sie wahrscheinlich nicht.«
    »Wer hat sie gefunden?«, fragte Lucas.
    »Ein Partygast.« Der Cop sah in sein Notizbuch. »Eine Frau namens Rowena Cooper. Sie wusste, dass Maison hierher gegangen war, nahm an, sie hätte sich zu einem Schläfchen hingelegt. Cooper kam her, um zu schauen, ob sie inzwischen wieder wach wäre. Sie sagt, sie hätte die Tür aufgemacht, aber nichts sehen können, also hätte sie das Licht angemacht. Sie wollte schon wieder gehen, als sie Maisons Schlüpfer auf dem Boden liegen sah. Sie ging hin, um ihn aufzuheben, und da sah sie die Füße. Fing fürchterlich an zu schreien.«
    »Wo ist Cooper jetzt?«
    Der Cop nickte in Richtung auf das andere Ende des Hauses. »In der Bibliothek. Wir haben Sloan verständigt; er kommt, um mit ihr zu reden.«
    »Sehr gut.« Sloan war der gewiefteste Verhörspezialist des Morddezernats. Lucas schaute sich noch einmal im Zimmer um. Die Bettdecken passten farblich zu den Vorhängen und dem Teppich. »Die Fenster waren geschlossen?«, fragte er.
    »In diesem Zimmer, ja. Aber ein Stück den Flur runter war ein Fenster offen.«
    »Zeigen Sie mir das.«
    »Sehen Sie sich das erst noch an«, sagte der Cop. Er beugte sich vor und deutete mit dem Zeigefinger auf die Innenseite des linken Ellbogens der Leiche.
    Selbst wenn er den Bluterguss nicht erkannt hätte, wäre Lucas klar gewesen, was der Cop meinte. Sie hatte an der Nadel gehangen … Er seufzte, nickte dem Cop zu und sagte: »Komm, Swanson!« Dann ging er zurück in den Flur. Swanson folgte ihm dichtauf.
    »Hör zu, du weißt, was auf uns zukommen wird, also müssen wir alles hier ganz penibel dokumentieren«, sagte Lucas. » Alles. Ich will, dass jede Ecke ausgekehrt und ausgesaugt wird und Proben genommen werden. Ich will, dass jeder nur mögliche Test gemacht wird, bei beiden Leichen. Ich will, dass wir jeden der Teilnehmer an der Party verhören – lasst jeden Einzelnen eine Liste von den Teilnehmern aufstellen, die er kennt, und zwar nicht nur mit den gottverdammten Vornamen.«
    »Okay.«
    »Wer übernimmt, wenn du gehst?«
    »Ich glaube … Thompson.«
    »Weise ihn gründlich ein. Und sorge dafür, dass wirklich alles veranlasst wird. Wir scheuen keine Kosten und lassen jeden wissenschaftlichen Test machen, den man sich nur denken kann.« Er sah zurück zum Gästezimmer. »Hast du dir ihre Fingernägel angesehen?«
    »Ja. Absolut sauber. Natürlich lassen wir einen Abstrich aus ihrer Vagina machen und auf Sperma untersuchen.«
    »Und das Blut, wir müssen auch sofort das Blut untersuchen lassen. Ich will wissen, welchen Dreck sie sich geschossen hat.«
    »Heroin.«
    »Ja, sicher, aber ich will es bestätigt haben.«
    »Rufst du Del an?«
    »Ja, gleich.«
    »In dem Büro ist ein Telefon«, sagte Swanson. »Ich habe es für eingehende Anrufe freihalten lassen.«
    »Zeig mir jetzt das unverschlossene Fenster … Bei diesem Haus hat man nicht den Eindruck, dass da irgendwelche Fenster offen stehen könnten.«
    »Hanson sagt, das wäre auch nie der Fall«, bestätigte Swanson. »Aber sie hat sie vor zwei Wochen putzen lassen, und dabei wurden sie alle geöffnet – sie haben einen Kippmechanismus, sodass man beide Seiten von innen putzen kann.«
    »Und?«
    »Naja, das Fenster könnte seit damals offen stehen. Hanson sagt, sie wär’ nicht rumgelaufen und hätte die Verriegelung kontrolliert. Sie ging davon aus, sie wären selbstverständlich wieder zugemacht worden.«
    Das unverschlossene Fenster befand sich in einem anderen Gästezimmer, eine Tür

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