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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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    Über den Zwillingsstädten war es noch vornehmlich bewölkt gewesen, aber in Sheridan landeten sie unter einem kristallklaren Himmel, mit Sternen, die so strahlend glitzerten wie die, die er vor einer Woche über seinem Ferienhaus beobachtet hatte. Zwei Ford Explorer mit Signalbalken auf den Dächern warteten auf sie. Der Sheriff und zwei Deputys schüttelten ihnen die Hände, und der Sheriff fragte: »Wen wollen wir als Ersten aufsuchen? Diesen Louis Friar?«
    »Ja«, sagte Lucas. »Wenn wir ihn nicht antreffen, möchte ich auf jeden Fall mit seinen Eltern sprechen und mir sein Haus ansehen – vielleicht stoßen wir auf etwas im Zusammenhang mit der Alie’e-Sache.«
    »Wenn Sie nichts anderes vorzuweisen haben als die Notwendigkeit, sich umzusehen, wird es Schwierigkeiten mit Durchsuchungsbefehlen geben«, sagte der Sheriff. Er war ein Mann mit breiten Schultern, einem breiten Gesicht und einem Bürstenschnurrbart. Er trug Jeans und, dem Schnee angemessen, hohe Cowboystiefel. »Die Richter hier in unserer Gegend sind nicht besonders kooperativ.«
    »Wir kennen die genaue Zahl der Leute außerhalb unseres Departments, die von dem Mann wussten, der heute Abend erschossen wurde«, sagte Lucas. »Es sind fünf: Mr. Olson hier – und wir wissen, wo er sich während der Tatzeit aufgehalten hat – sowie zwei Ehepaare aus Burnt River, die sich, wie wir telefonisch geklärt haben, zu Hause aufhalten und ebenfalls nicht für die Tat in Frage kommen. Wenn aber Friar nicht hier ist – und er kann noch nicht zurück sein, wenn er den Mord begangen hat, es sei denn, er hat einen privaten Hubschrauber –, wenn er also nicht hier ist, lohnt es sich, ihn unter die Lupe zu nehmen. Er hatte früher mal eine Sex-Geschichte mit Alie’e.«
    »Ach so, jetzt weiß ich, wen Sie meinen«, sagte einer der Deputys. »Wenn es der ist, der Alie’e mal gebumst hat, kenne ich ihn. Sie nennen ihn Reverend.«
    »Meinst du, er könnte als Täter in Frage kommen?«, fragte ihn der Sheriff.
    »Soweit ich weiß, ist er allgemein beliebt«, antwortete der Deputy. »Zählt zu den guten alten Jungs. Hat sich im Lauf der Jahre höchstens ein paar kleinere Strafen eingehandelt. Bestimmt nichts Ernsthaftes.«
    »Und was ist, wenn seine Eltern ihm von Spooner erzählt haben?«, fragte Lucas.
    »Dann kriegen Sie bestimmt einen Haftbefehl gegen ihn«, sagte der Sheriff. »Vor allem, weil es um Alie’e geht.«
    »Okay, dann lassen Sie uns mal losfahren«, sagte Lucas.
     
     
    Del und Lucas stiegen beim Sheriff ein, Olson fuhr mit den beiden Deputys. Del sagte zum Sheriff: »Ich habe Ihren beiden Leuten schnell noch geflüstert, sie sollen Olson im Auge behalten. Er ist noch nicht ganz aus dem Schneider.«
    »Die Jungs werden das dann auch machen«, sagte der Sheriff. Er nahm ein Mobiltelefon aus der Tasche, schaltete es ein und drückte die Taste einer vorprogrammierten Nummer. Jemand meldete sich, und der Sheriff sagte: »Hey, Carl, ich bin’s. Hast du was zu Friar rausfinden können? Tatsächlich? Wann? Bei McLeods? Hmmm. Aha. Okay, wir fahren hin.«
    Er schaltete das Handy wieder aus, sah Lucas an. »Ihre Reise hierher war offensichtlich umsonst. Der Cop in Burnt River sagt, er hat im Yer-In-And-Out-Store einen Mann getroffen, der Friar beim Pool-Spielen mit Freunden in McLeod’s Tavern draußen am See gesehen hat. Vor einer halben Stunde.«
    »Verdammt«, knurrte Lucas.
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte der Sheriff.
    »Da wir nun schon mal hier sind, sollten wir mit ihm sprechen«, sagte Lucas. »Und dann wecken wir die Bentons und die Packards auf und hören uns an, was sie zu sagen haben. Spooners Name muss seinem Mörder durch Tom Olson, die Bentons oder die Packards bekannt geworden sein.« Aber er war sich jetzt nicht mehr ganz sicher; gab es vielleicht doch ein Leck im Department? Etwa gar Lester? Oder einer der Cops, die zu Spooners Bewachung abgestellt waren? Oder war es doch so, dass Olson log und einen Killer auf Spooner angesetzt hatte? Vielleicht einen seiner fanatischen Jünger, der glaubte, Olson sei Jesus?
    »Okay, wie Sie wollen«, sagte der Sheriff. Er verständigte über Funk seine Deputys, und sie fuhren los zu McLeods.
     
     
    McLeods sah genauso aus wie fünfhundert andere an den Seen in dieser Gegend gelegene Lokale: schneebedeckter Parkplatz mit aufgetürmten Schneewällen an den Seiten; dunkelbrauner Pseudo-Blockhausstil des Gebäudes; kleine Fenster unter dem Dachvorsprung; Weihnachtsgirlande an der Tür;

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