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Nachtblüten

Nachtblüten

Titel: Nachtblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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bißchen, daß er seinen Espresso im Stehen hinunterkippen und gleich wieder zu der wartenden Klientel zurückkehren mußte, die er vor der Mittagspause heimgeschickt hatte.
    Er nickte den Wartenden zu, als er durch den Vorraum in sein Büro ging, und während er die Tür hinter sich schloß, brummelte er, Teresas Klage über die Waschund Bügelberge variierend: »Ich weiß nicht, was schlimmer ist am Urlaub, das Wegfahren oder das Wiederkommen.«
    Am Ende hatte Teresa ihre zusätzliche Arbeitslast binnen drei Tagen abgetragen. Der Maresciallo begann am vierten Tag gerade einmal Land zu sehen.
    Ein Mädchen aus Brescia, in Tränen aufgelöst: »Es sind die Schlüssel, um die ich mir Sorgen mache. Ich komme mir so töricht vor.«
    »Nein, nein, Signorina, Sie dürfen sich das nicht so zu Herzen nehmen. Wenn Sie doch sagen, man könne den Sohn Ihrer Freunde erreichen und neue Schlüssel anfertigen lassen…«
    »Aber dann müssen alle Schlösser ausgewechselt werden. Danach werden sie mich nie mehr in ihrem Haus wohnen lassen, ganz bestimmt nicht.«
    »Sie konnten nichts dafür, Signorina. Diese Handtaschenräuber sind teuflisch flink. Und nun versuchen Sie sich genau zu erinnern: Sie sagten, Sie waren auf der Piazza del Carmine. So, und war es ein Moped oder ein Roller?«
    »Ein Roller, dunkelblau.«
    »Trug der Fahrer einen Helm?«
    »Ja, auch einen dunkelblauen, mit weißen Zickzacklinien drauf, wie Blitze.«
    Ein ›alter Kunde‹ also. Dieser verdammte Bengel! Als ob seine Mutter mit ihrem aussichtslosen Kampf gegen den Krebs nicht schon genug gestraft wäre…
    Häusliche Gewalt. Eine Stammkundin, eine Walküre mit Schoßhündchen: »Wau! Wau wau wau!«
    »Schätzchen! Armes Schätzchen. Nun sei still, ist ja gut.«
    »Wau wau!«
    »Haben Sie Ihre Anwältin verständigt?«
    »Ja, natürlich. Sie meint, der Fall käme frühestens im September vor Gericht. Und in der Zwischenzeit solle ich ihn nicht ins Haus lassen. Sie haben ja keine Ahnung, wie gewalttätig er ist.«
    »Doch, Signora, das weiß ich. Sie haben mich schließlich schon mehrfach alarmiert…«
    »Das war, bevor ich die Trennung erwirkte. Sie machen sich keinen Begriff…«
    »Wau wau wau wau wau! Grrr…«
    »Also, ich glaube, sie mag Ihre Uniform nicht.«
    »Das tut mir leid.«
    »Pscht… guter Mann, ja, das ist ein lieber Mann. Schau, er will dich streicheln.«
    »Nicht auf den Schreibtisch, Signora, wenn ich bitten darf. Behalten Sie den Hund auf dem Schoß. Und wenn Ihre Anwältin Ihnen gesagt hat, Sie sollen ihn nicht hereinlassen, warum haben Sie es dann doch getan?«
    »Weil mein Schätzchen nicht fressen will, wenn er nicht da ist.«
    »Wau!«
    Ein Mann um die siebzig, wutentbrannt: »Sie und ich, wir verstehen uns! Ich habe übrigens bei der Kavallerie gedient, weiß nicht, ob ich das erwähnt habe.«
    »Doch, ich glaube schon.«
    »So eine defekte Laterne ist ja gleichsam eine Einladung an alle Straßenräuber. Ich habe an den Bürgermeister geschrieben, aber der ließ sich nicht mal zu einer Antwort herab. Darum übergebe ich den Fall jetzt Ihnen, Sie sind ein verständiger Mann.«
    »Besten Dank.«
    Ein Fahrraddiebstahl: »Wieso klaut einer so ein wertloses Vehikel? Das ist es, was ich nicht begreife.«
    »Sind Sie sicher, daß in der Nacht nicht die Straßenreinigung unterwegs war? Sie sollten bei der Kommunalpolizei nachfragen, ob die Ihr Rad nicht mitgenommen haben.«
    Eine Frau, deren Nachbar aus dem Obergeschoß allabendlich zum Fenster hinausrauchte: »Und meine Terrasse als Aschenbecher mißbraucht. Ich habe den Boden schön mit Kokosmatten ausgelegt – was, wenn die nun Feuer fangen?«
    »Ah, die Unwissenheit, Signora, was die nicht schon alles angerichtet hat. Sagen Sie ihm nur, ich wisse Bescheid, das dürfte ihn zur Räson bringen. Und wenn nicht, dann komme ich persönlich vorbei.«
    Der Katzenjäger: »Sie müssen doch etwas tun können.«
    »Ja, aber das ist bereits geschehen.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Aber es ist so.«
    Sie wohnte in einem der kleinen Reihenhäuser unten an der Ponte alla Vittoria, und einer ihrer Nachbarn, wer genau, wußte sie nicht, ballerte regelmäßig mit einer Schrotflinte aus seinem Schlafzimmerfenster und zielte aufs Geratewohl nach den Katzen. »Und gleich hinten an unsre Gärtchen grenzt ein Schulhof! Was, wenn er ein Kind trifft? Sie brauchen doch nur festzustellen, wer in der Straße eine Flinte besitzt.«
    Genau das hatten sie getan, und es stellte sich heraus, daß die

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