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Nachtblüten

Nachtblüten

Titel: Nachtblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalen Nabb
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diese salbungsvoll beflissenen Priester, die immer so selbstgefällig und ölig grinsend um den Papst herumscharwenzelten, wenn man ihn im Fernsehen sah. Kein Zweifel, wenn die je zu Wort kamen, war es die gleiche Geschichte: der Heilige Vater dies und der Heilige Vater das… nach dem Attentat, wie lange war das her… die Zeit verging ja so rasch.
    »Hier entlang, bitte.« Porteous öffnete eine Tür. Ein leuchtendes Karree aus frischem Grün und Goldtönen. Der Maresciallo blinzelte und setzte seine Sonnenbrille wieder auf. Sie gingen zwischen Zitronenbäumen entlang, viele davon mannshoch, und wieder, wie zu Hause in seiner Küche, umwehte den Maresciallo der herbe Geruch seiner Heimat und Kindheit. Aber diese Zitronenbäume standen in verzierten Terrakottakübeln Spalier und säumten einen langen Kiesweg, an dessen anderem Ende man eine Limonaia erkannte, ein Freilichttreibhaus, dessen hohe Bogentüren hinter den geöffneten braunen Läden nur angelehnt waren. Links und rechts vom Weg trennten kurzgeschorene Hecken die verschiedenen Beete des Küchengartens voneinander. Der Maresciallo, der sich immer fürs Essen interessierte, schaute sich aufmerksam an, was da so alles angebaut wurde, und entdeckte zu seinem Erstaunen zwischen den üblichen Gemüsen und Salaten auch eine Maisparzelle. Vermutlich unterhielt man auf einem Anwesen dieser Größe, und er wußte, daß die Villa L’Uliveto über einen riesigen Grundbesitz verfügte, auch einen Hühnerhof. Trotzdem war das hier ein ungewöhnlicher Platz für den Anbau von Hühnerfutter. Freilich, der Mann war Ausländer, aber seine Gärtner doch sicher nicht… Auf halbem Wege zur Limonaia bogen sie nach links in einen Wandelgang ein, der auf eine kunstvoll getrimmte und von jungen Zypressen beschirmte Hecke zuführte. Durch eine schmale Öffnung und einen Torbogen in einer bemoosten Steinmauer gelangten sie über ein paar Stufen hinunter in ein verschwiegenes Gartengeviert, das auf der anderen Seite von einer hohen Mauer begrenzt wurde. Vom Eingang her fiel der Blick über einen Seerosenteich auf eine Laube am anderen Ende des Gartens, der dem Maresciallo vorkam wie ein Saal unter freiem Himmel. Zur Rechten sah man über eine niedrige, von hohen Zypressen flankierte Balustrade den historischen Stadtkern unter seiner Abgaswolke liegen. Nach links, in Richtung des Haupthauses, führte eine Steintreppe auf eine halbrunde Terrasse zu, die von einer hohen Hecke umschlossen war. Deren grüne Nischen zierten marmorne Statuen. Allerdings waren zwei der Nischen leer, wie der Maresciallo bemerkte, als sie auf einem erhöhten Fußweg zu der Laube geführt wurden, die sich auf einem kreisrunden Sockel erhob und deren weinlaubbekränztes, schmiedeeisernes Dach hinten durch eine Wölbung in der bemoosten Gartenmauer und vorn von zwei steinernen Säulen getragen wurde. In ihrem grünen Schatten saß in einem tiefen Korbsessel der Hausherr, Sir Christopher, neben sich ein Tischchen mit Malutensilien und ein halbfertiges Bild auf einer Staffelei. Ein Rollstuhl war nirgends zu sehen, obwohl der Maresciallo im Schutz seiner dunklen Brillengläser danach Ausschau hielt, und Sir Christopher erhob sich, wenn auch etwas schwerfällig, zu ihrer Begrüßung. Vielleicht war es der Gedanke an einen Rollstuhl, gepaart mit der Erinnerung an seine Mutter nach ihrem Schlaganfall – jedenfalls hatte der Maresciallo einen alten Mann erwartet, in Decken gehüllt, vielleicht sogar mit Pantoffeln an den Füßen. Doch Sir Christopher war zwar blaß und sah müde aus, aber er trug einen cremefarbenen Leinenanzug mit einer gemusterten Fliege. Er wirkte nicht eigentlich krank, und er war jünger, als der Maresciallo erwartet hatte, höchstens Ende fünfzig. Sein braunes Haar freilich war eindeutig gefärbt. Porteous stellte sie vor, und dem Maresciallo fiel auf, wie Sir Christopher ihnen die Hand gab: verbindlich lächelnd und mit der gleichen Aufmerksamkeit für beide. Also ein Kavalier, ganz im Gegensatz zu dem weichen Bürschchen, das sich jetzt zurückzog.
    »Sehr freundlich von Ihnen, daß Sie sich herbemüht haben. Wie ich von Jeremy hörte, haben wir diesmal nichts wirklich Wertvolles eingebüßt. Er erstellt gerade eine Liste der fehlenden Gegenstände, die er uns sicher gleich herausbringen wird. Vielleicht möchten Sie sich solange zu mir setzen und etwas trinken?«
    Sie nahmen Platz. Der Capitano lehnte die angebotene Erfrischung ab, und der Maresciallo, wiewohl beeindruckt von der Auswahl an

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