Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
sehe mich um. Ich kann hier locker eine Party schmeißen oder ein nettes kleines Dinner bei Kerzenschein. Meine Gedanken schweifen ab.
„ Sagen Sie, Sully, wenn ich ein privates Dinner für zwei geben möchte, Sie verstehen schon“, ich zwinkere ihm zu und lasse den Satz offen.
„ Dann lassen Sie es mich wissen, da kann man sicher etwas arrangieren.“
„ Gut zu wissen.“
Wir gehen weiter, und hinter der nächsten Tür befindet sich ein Gästebad. Fast hätte ich vor Vergnügen aufgequietscht. Ich hatte noch nie ein Gästebad. An die Kabine grenzt ein großer Balkon mit bequemen Holzliegestühlen und einem Tisch.
„ Ich vermute, dass Sie den Balkon weniger nutzen werden, Miss.“
Ich nicke. „Die Temperaturen werden das wohl nicht zulassen. Wie schade.“
Obwohl, vielleicht werde ich ihn doch nutzen, denn die Kälte macht mir nichts aus. Wir werden sehen. Sully schließt die Tür und wir gelangen in den Schlafbereich. Er ist ausgestattet mit einem Kingsize-Bett, das in zwei getrennte Betten umgewandelt werden kann – nicht dass ich davon Gebrauch machen würde – und, ich fasse es nicht: einem begehbaren Kleiderschrank. Glory, glory, halleluja! Der Schlafbereich hat keine Fenster. Ein größeres Geschenk hätte man mir kaum machen können. Doch der Wunder sind noch nicht genug. Sully öffnet eine weitere Tür zu einem Marmorbad mit Bidet, zwei Waschbecken, Badewanne mit Whirlpool-Vorrichtung und separater Dusche. Oh ja, ich werde mich hier sehr wohl fühlen.
Nachdem wir unseren Rundgang beendet haben, öffnet Sully ein kleines Schrankfach und holt eine Fernbedienung hervor, und wieder erlebe ich ein kleines Wunder. Alles, aber auch alles lässt sich fernsteuern. Das Licht, die Vorhänge, die Klimaanlage, Musik aus einer versteckten Hi-Fi-Anlage; selbst die Temperatur der Minibar. Ich bin wirklich beeindruckt und dennoch; so schön die Suite auch ist, mir fehlt etwas Banales, aber dennoch Elementares. Mir fehlt ein Fernseher!
Ich liebe diese Dinger – so viele Realitäten, so viele Geschichten. Gute und schlechte, zugegeben. Aber nichts gaukelt einem so perfekt Realität vor wie das Fernsehprogramm. Kurz: Ich bin eine Voyeurin, die nach dem Leben anderer lechzt, und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Sully dreht sich zu mir um. „Ist alles zu ihrer Zufriedenheit, Miss?“
Ich streiche etwas geistesabwesend über die Oberfläche eines kleinen Schrankes und betrachte meine Finger anschließend penibel. Das wollte ich schon immer einmal tun. Eigentlich fehlen mir weiße Handschuhe, aber man kann nicht alles haben.
„ Es ist wirklich sehr ansprechend, Sully. Aber sagen Sie, gibt es eine extra Fernbedienung für den Fernseher?“
Es war als Scherz gemeint, aber Sully eilt fast hastig überstürzt zu einer Art Schrank und öffnet die Tür.
Dahinter kommt ein Flachbildschirm zum Vorschein, und natürlich eine Fernbedienung. Ich bin entzückt.
„ Dankeschön, Sully.“
Er lächelt. „Darf ich Ihre Koffer herbringen lassen?“
„ Natürlich. Ich würde gerne auspacken und mich einrichten.“ Wieder sehe ich mich in der Suite um und sammle meine Kräfte für den nächsten Schritt. Ich drehe mich um.
„ Ach, Sully?“
Er ist schon fast auf dem Weg durch die Tür hinaus. Ich fixiere den Punkt zwischen seinen Augenbrauen, so dass ich ihm in beide Augen gleichzeitig sehen kann.
„ Sie sind verantwortlich für meine Sicherheit, habe ich recht?“
Er nickt. „Ja, Miss.“
„ Gut.“ Ich konzentriere mich und lege einen Teil meiner Kraft in die nächsten Worte. „Ich wünsche tagsüber nicht gestört zu werden, von nichts und niemandem. Ich bin auch für niemanden zu sprechen.“
Er stiert mich an wie ein hypnotisiertes Kaninchen und ich lasse meine Worte in seinen Geist sickern. Er leistet nicht viel Widerstand. Es ist, als würde man Butter mit einem scharfen Messer durchschneiden.
„ Wiederhole es.“ Meine Stimme hat an Intensität verloren.
„ Sie wünschen tagsüber nicht gestört zu werden. Von nichts und niemandem, und Sie sind für niemanden zu sprechen.“ Seine Augen sind leer.
„ Ganz genau.“ Der Befehl sitzt dort wo er sein soll. Ich ziehe mich zurück und lasse ihn aufwachen. „Vielen Dank, Sully.“ Aufmunternd lächele ich ihn an.
Er blinzelt ein paar Mal verwirrt und schaut dann zu mir. „Wie bitte?“
„ Ich sagte danke, Sully. Vielen Dank. Ich werde mich hier sicher sehr wohl fühlen. Buchen Sie sich ein angemessenes Trinkgeld auf meine Rechnung.“
Er wird
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