Nachtflamme: Roman (German Edition)
überladen für dich. Zu viele …« Sie ließ die Hand kreisen. »Rüschen.«
»Aber mir gefällt die Stickerei. Das ganze Kleid funkelt.«
»Nein«, sagte Layla, und Quinn seufzte.
»Das nächste.«
»Das ist besser«, meinte Cybil. »Das sage ich nicht nur, weil ich es ausgesucht habe. Aber das wird das wichtigste Kleid deines Lebens, und es ist immer noch nicht das richtige. Viel zu würdevoll.«
»Aber ich sehe so elegant aus.« Quinn drehte sich mit glänzenden Augen vor dem Spiegel. »Ich weiß nicht, fast königlich. Layla?«
»Bei deiner Größe und deiner Figur kannst du es tragen, und die Linie ist klassisch. Aber nein.«
Nach zwei weiteren Versuchen und Ablehnungen machte Quinn in Büstenhalter und Strumpfhose eine Teepause. »Vielleicht sollten wir einfach durchbrennen. Wir könnten nach Vegas fahren, uns von einem Elvis-Imitator trauen lassen. Das würde bestimmt Spaß machen.«
»Deine Mutter würde dich umbringen«, sagte Cybil. Sie brach eins der dünnen Plätzchen in der Hälfte durch und bot Quinn eine Hälfte an. »Und Cals Mutter auch.«
»Vielleicht bin ich einfach nicht der Typ für ein langes Hochzeitskleid. Vielleicht wäre ein Cocktailkleid besser. Es muss ja nicht immer so förmlich sein«, meinte Quinn. Sie stellte ihre Teetasse ab und griff nach einem anderen Kleid. »In diesem Rock habe ich wahrscheinlich einen Quadratarsch«, stellte sie fest. Sie warf Layla einen entschuldigenden Blick zu. »Das hast du ausgesucht.«
»In erster Linie muss es dir gefallen«, erwiderte Layla.
»Wir könnten auch alles ganz schlicht halten, mit einer Hochzeit im Garten. Alles andere ist doch übertrieben«, sagte Quinn, während sie sich von Layla und Cybil in das Kleid helfen ließ. »Ich liebe Cal. Ich will Cal heiraten. Das und unsere Freundschaft soll an diesem Tag gefeiert werden. Was bedeutet da schon so ein blödes Kleid?«
Als Layla zurücktrat, drehte sie sich um. »Oh, mein Gott.« Atemlos blickte sie an sich herunter. Das herzförmige, mit Glasperlen bestickte Mieder des trägerlosen Kleides betonte ihre gebräunten Arme und Schultern, und von der schmalen Taille aus fiel der Taftrock in weichen Rüschen.
Quinn berührte das Kleid vorsichtig mit den Fingerspitzen. »Cyb?«
»Gott.« Cybil trocknete eine Träne. »Ich habe nicht erwartet, dass ich so reagieren würde. Himmel, Q, es ist perfekt. Du bist perfekt.«
»Bitte, sag mir, dass es meinen Hintern nicht zu dick aussehen lässt. Du kannst ja lügen, wenn es sein muss.«
»Dein Hintern sieht toll aus. Oh, verdammt, ich brauche ein Taschentuch.«
»Weißt du noch, was ich eben darüber gesagt habe, wie unwichtig das Kleid und das ganze Drum und Dran ist? Vergiss es! Layla, wie findest du es?« Quinn schloss die Augen.
»Das brauche ich dir nicht erst zu sagen. Du weißt, dass es dein Kleid ist.«
Der Frühling brachte Farbe nach Hollow, mit grünen Wiesen am Teich im Park, mit blühenden Bäumen im Wald und an der Straße. Die Tage wurden länger und wärmer, und man konnte spüren, wie der Sommer näher rückte.
Veranden wurden frisch gestrichen, und die Gärten waren voller bunter, duftender Blumen. Rasenmäher summten, und der Duft von frisch gemähtem Gras lag in der Luft. Kinder spielten Baseball, und Männer säuberten ihre Grills.
Mit dem Frühling wurden die Träume heftiger.
Fox wachte in kaltem Schweiß gebadet auf. Er roch immer noch das Blut, das Höllenfeuer, die verkohlten Leichen der Verdammten. Seine Kehle schmerzte, so laut hatte er im Schlaf geschrien. Er war gerannt, und seine Lungen brannten noch von der Anstrengung. Er war durch die verlassenen Straßen von Hollow gelaufen, überall um ihn herum hatten Häuser in Flammen gestanden, während er versuchte, zu Layla zu gelangen, bevor sie …
Er tastete neben sich; sie war weg.
Er sprang aus dem Bett und schlüpfte schon im Laufen in Boxershorts. Er rief nach ihr, aber er wusste, noch bevor er die offene Tür sah, wohin ihr eigener Traum sie gelockt hatte.
Dann rannte er in die Frühlingsnacht, rannte wie in seinem Traum mit bloßen Füßen über Pflaster, Asphalt und Glas. Rauch hing in den verlassenen Straßen, brannte ihm in den Augen, er lief an brennenden Gebäuden vorbei. Es ist nicht real, sagte er sich. Die Feuer waren Lügen, aber die Gefahr war real. Er rannte immer weiter.
Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er sie sah. Wie ein Gespenst glitt sie durch den Rauch und die falschen Flammen. Er rief nach ihr, aber sie blieb nicht
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