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Nachtflamme: Roman (German Edition)

Nachtflamme: Roman (German Edition)

Titel: Nachtflamme: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Schultern. »Was siehst du?«
    Der Junge, der kein Junge war, hüpfte den Zaun entlang, unter ihm züngelten Flammen empor und verbrannten die Hortensien zu Asche.
    »Ich muss gehen. Ich muss zu Cal und Gage. Jetzt sofort, Dad. Ich muss …«
    »Ja, lauf.« Brian stellte keine Fragen. »Los.«
    Fox rannte aus dem Haus, den Bürgersteig entlang zum Platz. Der Ort sah für ihn nicht mehr so aus wie sonst. Im Geiste sah Fox ihn schon wieder so, wie er in jener furchtbaren Woche im Juli vor sieben Jahren gewesen war.
    Feuer und Blut, dachte er, wie in seinem Traum.
    Er stürmte ins Bowl-a-Rama, wo die Sommerwettbewerbe in vollem Gang waren. Das Donnern der Kugeln, das Krachen der Pins dröhnte in seinem Kopf. Er rannte direkt zum Empfang, wo Cal arbeitete.
    »Wo ist Gage?«, fragte er.
    »Himmel, was ist denn mit dir los?«
    »Wo ist Gage?«, wiederholte Fox, und Cals amüsierter Blick wurde ernst. »Drüben in der Spielhalle. Er … da kommt er gerade.«
    Gage kam angeschlendert. »Na, meine Damen! Was …« Sein fröhliches Grinsen erstarb, als er Fox’ Gesicht sah. »Was ist passiert?«
    »Er ist wieder da«, antwortete Fox. »Er ist zurückgekommen.«

1
     
    Hawkins Hollow, März 2008
    Fox erinnerte sich an viele Details dieses längst vergangenen Tages im Juni. An den Riss im linken Hosenbein seines Vaters, an den Duft nach Kaffee und Zwiebeln in Ma’s Pantry, an das Knistern des Papiers, als er und sein Vater die Slim Jims in Mrs Larsons Küche aufgerissen hatten.
    Aber abgesehen von dem Schock und der Angst, die er empfunden hatte, erinnerte er sich vor allem daran, dass sein Vater ihm vertraut hatte.
    Er hatte Fox auch an seinem zehnten Geburtstag vertraut, als Fox mit Gage nach Hause gekommen war, beide Jungen schmutzig, erschöpft und außer sich vor Angst wegen einer Geschichte, die kein Erwachsener glauben würde.
    Natürlich hatten sie sich Sorgen gemacht, dachte Fox. Er sah immer noch vor sich, wie seine Eltern einander angeblickt hatten, als er ihnen erzählte, dass in der Lichtung, wo der Heidenstein stand, etwas Schwarzes, Mächtiges ausgebrochen war.
    Aber sie hatten es nicht als Ausgeburt seiner Fantasie abgetan, hatten ihn noch nicht einmal dafür ausgeschimpft, dass er die Nacht nicht bei Cal verbracht hatte, sondern mit seinen Freunden ihren gemeinsamen zehnten Geburtstag im Wald westlich von der Stadt gefeiert hatte.
    Sie hatten zugehört. Und als Cals Eltern zu ihnen gekommen waren, hatten sie ebenfalls zugehört.
    Fox blickte auf die dünne Narbe an seinem Handgelenk.
    Es war die einzige Narbe an seinem Körper. Sie hatten sich vor fast einundzwanzig Jahren mit Cals Pfadfindermesser das Handgelenk aufgeritzt, um sich Blutsbrüderschaft zu schwören. Vor jener Nacht, vor diesem Ritual hatte er andere Blessuren gehabt – welcher aktive, zehnjährige Junge hatte das nicht? Aber bis auf diese eine Narbe waren sie alle spurlos verschwunden – und seitdem war weiterhin jede neue Wunde verheilt, ohne eine Spur zu hinterlassen.
    Dass sie ihr Blut vermischt hatten, hatte den Dämon, der seit Jahrhunderten dort gefangen gewesen war, befreit. Sieben Nächte lang war er durch Hawkins Hollow gerast.
    Zuerst dachten sie, sie hätten ihn besiegt, drei Zehnjährige, die gegen die dunklen Mächte kämpften. Aber er war wiedergekommen, sieben Jahre später, und wieder war sieben Nächte lang die Hölle los gewesen. In der Woche, bevor sie vierundzwanzig wurden, war er auch wiedergekommen.
    Auch diesen Sommer würde es wieder passieren. Die ersten Vorboten machten sich bereits bemerkbar.
    Doch jetzt war alles anders. Sie waren besser vorbereitet, wussten mehr. Und dieses Mal ging es nicht nur um ihn, Cal und Gage. Mit den drei Frauen, die nach Hollow gekommen waren und die genau wie sie über ihre Vorfahren mit dem Dämon verbunden waren, waren sie zu sechst.
    Sie waren keine Kinder mehr, dachte Fox, als er auf der Main Street vor dem Stadthaus hielt, in dem sich seine Kanzlei und seine Wohnung befanden. Der Dämon, der sich einmal Lazarus Twisse genannt hatte, hatte bestimmt auch einige Überraschungen auf Lager, wenn er bedachte, was sie zu sechst vor ein paar Wochen am Heidenstein erlebt hatten.
    Er ergriff seine Aktentasche und ging zum Haus. Es hatte Fox einiges an Schweiß und finanziellen Drahtseilakten gekostet, das alte Steingebäude zu kaufen. Die ersten zwei Jahre waren mager gewesen – mehr als das, eigentlich hatte er am Existenzminimum dahinvegetiert. Aber der Kampf hatte sich gelohnt, denn

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