Nachtgefluester 01 - Der gefaehrliche Verehrer
Suche nach der warmen, seidigen Haut darunter. Er nahm, eroberte, erforschte, bis das Verlangen in seinem Körper schmerzhaft wurde.
Zu schnell, warnte er sich selbst. Zu früh. Für sie beide. Er hielt sie ruhig fest, hob den Kopf und wartete, bis sie wieder zu sich kam.
Sie zwang sich, die Augen zu öffnen, und sah nur sein Gesicht. Sie rang nach Luft und nahm nur seinen Geschmack wahr. Ihr schwindelte, und sie presste eine Hand an ihre Schläfe und ließ sie wieder sinken.
»Hören Sie, Boyd …«
»Sie können ja tatsächlich meinen Vornamen aussprechen!« Bevor sie ihn stoppen konnte, strich er über ihr Haar mit einer so beiläufig intimen Geste, dass ihr Puls erneut hochschnellte. »Soll das bedeuten, dass Sie den Vornamen eines Mannes erst benutzen, wenn Sie ihn geküsst haben?«
»Es bedeutet überhaupt nichts.« Sie stand auf in der Hoffnung, schneller die Kraft in ihren Beinen zurückzugewinnen, wenn sie auf und ab ging. »Offenbar sind wir vom Thema abgekommen.«
»Es gibt mehr als ein Thema.« Er lehnte sich zurück und fand es ein Vergnügen, ihr zuzusehen, wie sie sich bewegte. Es war schon etwas Feines, den Schwung langer weiblicher Beine zu beobachten. Während sie, vor nervöser Energie knisternd, auf und ab lief, legte er einen Arm über die Rücklehne der Couch und streckte seine Beine aus.
»Für mich gibt es nur ein Thema.« Sie warf ihm einen Blick über die Schulter zu. »Das sollten Sie sich lieber merken.«
»Okay, dann reiten wir eben auf diesem einen eine Weile herum.« Er konnte warten, hatte er doch die feste Absicht, bald wieder das Thema zu wechseln. »Sie scheinen die verquere Ansicht zu haben, dass Männer nur von Ihrer Stimme, von Ihrer Vorstellung im Radio angelockt werden. Ich glaube, wir haben gerade bewiesen, dass Sie falsch liegen.«
»Was gerade passiert ist, beweist gar nichts.« Falls es etwas gab, das sie noch zorniger machen konnte als sein träges, geduldiges Lächeln, so hatte sie es noch nicht gefunden. »Auf jeden Fall hat das nichts mit dem Mann zu tun, der mich anruft.«
»Sie sind eine kluge Frau, Cilla. Benutzen Sie Ihren Kopf. Er ist auf Sie fixiert, aber nicht seinetwegen. Er will Sie für etwas bezahlen lassen, das Sie einem anderen Mann angetan haben. Jemandem, den Sie kannten«, fuhr er fort, als sie nach einer Zigarette griff. »Jemandem, der eine Beziehung mit Ihnen hatte.«
»Ich habe Ihnen schon gesagt, dass es da niemanden gibt.«
»Jetzt gibt es niemanden.«
»Jetzt nicht, davor nicht, seit Jahren nicht.«
Nachdem er diese Woge der Leidenschaft erlebt hatte, fiel es ihm mehr als schwer, das zu glauben. Dennoch nickte er. »Dann hat es Ihnen nicht viel bedeutet. Vielleicht ist dies das Problem.«
»Um Himmels willen, Fletcher, ich gehe nicht einmal mit Männern aus. Ich habe dazu weder Zeit noch Lust.«
»Über Ihre Lüste sprechen wir später.«
Ermattet wandte sie sich ab und starrte durch die Scheibe. »Verdammt, Boyd, verschwinden Sie aus meinem Leben.«
»Es ist Ihr Leben, über das wir sprechen.« In seiner Stimme schwang eine Schärfe mit, die sie den heftigen Kommentar zurückhalten ließ, der ihr auf der Zunge lag. »Wenn es in Denver niemanden gegeben hat, werden wir uns weiter zurückarbeiten. Aber ich will, dass Sie nachdenken, und zwar angestrengt nachdenken. Wer hat Interesse an Ihnen gezeigt? Jemand, der den Sender mehr als einmal anruft. Der Sie bittet, sich mit ihm zu treffen, der persönliche Fragen stellt. Jemand, der sich Ihnen genähert hat, der Sie eingeladen hat, der irgendetwas versucht hat.«
Sie ließ ein kurzes humorloses Lachen hören. »Das waren Sie.«
»Erinnern Sie mich daran, dass ich mich selbst überprüfen werde.« Seine Stimme war trügerisch sanft, doch Cilla hörte den Ärger und die Frustration darin. »Wer noch, Cilla?«
»Es gibt niemanden, der mich bedrängt hat.« Sich nach einem Moment, einem einzigen Moment Seelenfrieden sehnend, presste sie ihre Handballen gegen die Augen. »Ich bekomme Anrufe. Aber das soll doch so sein. Manche Männer bitten mich um eine Verabredung, manche schicken sogar Geschenke. Sie wissen schon, der Pralinen-und-Blumen-Typ. Es ist nichts Unheimliches an einem Strauß Rosen, oder?«
»Aber sehr viel Unheimliches an Morddrohungen, oder?«
Sie wollte ruhig und sachlich bleiben, konnte jedoch die Härte nicht aus ihrer Stimme verbannen. »Ich kann mich nicht an jeden erinnern, der angerufen und mit mir über die Ätherwellen geflirtet hat. Wenn ich jemanden
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