Nachtgefluester 01 - Der gefaehrliche Verehrer
einem Seufzer und ließ sich gegen Boyds starken Körper sinken.
Er musste vorsichtig sein. Sehr vorsichtig. Ihre völlige Hingabe brachte sein Verlangen zum Kochen. Er ignorierte es. Im Moment brauchte sie Trost, keine Leidenschaft. Es durfte keine Rolle spielen, dass seine Sinne von ihr aufgewühlt waren, von dem weichen Nachgeben ihres Körpers, dem vollen Geschmack ihres Mundes. Es durfte keine Rolle spielen, dass die Luft dicker geworden war, sodass jeder Atemzug, den er nahm, mit ihrem Duft erfüllt war.
Er wusste, dass er sie bloß auf das Bett zwischen die zerwühlten Laken zurückzulegen brauchte. Sich über sie zu schieben brauchte. Sie würde nicht widerstehen. Vielleicht würde sie sogar die Hitze und die Ablenkung begrüßen. Den zeitlichen Aufschub. Aber er wollte viel mehr für sie sein.
Mit seinen eigenen Dämonen kämpfend, presste er die Lippen gegen ihre Stirn und legte dann seine Wange an ihr Haar.
»Besser?«
Sie nickte, während sie stoßweise Atem holte. Sie war nicht sicher, ob sie sprechen konnte. Wie konnte sie ihm sagen, dass sie so verharren wollte, seine Arme um sie geschlungen, sein Herz an ihrem schlagend? Er musste sie für eine Närrin halten.
»Ich … äh … wusste gar nicht, dass Sie ein so netter Kerl sein können, Fletcher.«
Er wollte seufzen, grinste jedoch. »Ich habe eben meine guten Momente.«
»Ja. Nun, das ging wirklich weit über das normale Maß an Pflichterfüllung hinaus.«
Vielleicht, aber nur vielleicht wollte sie gar nicht sticheln. Er zog sich zurück, legte seine Hand unter ihr Kinn. »Ich bin nicht im Dienst. Wenn ich Sie küsse, hat das nichts mit meinem Job zu tun. Kapiert?«
Sie hatte ihm danken und nicht ihn verärgern wollen. In seinen Augen stand eine Warnung, die sie die Stirn runzeln ließ. »Sicher.«
»Sicher«, wiederholte er, stand auf und steckte die Hände gereizt in die Hosentaschen.
Erst jetzt bemerkte sie, dass er nur seine Jeans trug, am Bund offen und tief heruntergerutscht. Das ruckartige Zusammenziehen ihres Magens hatte nichts mit Angst zu tun und machte sie für einen Moment sprachlos.
Sie wollte ihn. Nicht nur von ihm gehalten werden, nicht nur für ein paar heiße Küsse. Und sicher nicht als Trost. Sie wollte ihn im Bett, wie sie nie einen anderen Mann gewollt hatte. Sie sah ihn an – die langen, schlanken, goldenen Linien seines Oberkörpers, die schmale Hüfte, das Muskelspiel in seinen Armen, als er die Fäuste ballte –, und sie konnte sich vorstellen, wie es war, zu berühren und berührt zu werden, leidenschaftlich verschlungen im Bett herumzurollen, zu reiten und geritten zu werden. Seine Stimme durchbrach ihre Fantasien.
»Was, zum Teufel, ist los mit Ihnen?«
»Wie?«
Er zog die Augenbrauen zusammen und wippte auf den Fersen, während sie ihn verwirrt anstarrte. »Schweifen Ihre Gedanken ab, O’Roarke?«
»Ich … äh …« Ihr Mund war trocken, und sie verspürte einen harten Druck im Unterleib. Was würde er sagen, wenn sie ihm gestand, wohin ihre Gedanken sie gerade geführt hatten? Sie schloss die Augen. »Oh Mann«, flüsterte sie. »Ich glaube, ich brauche Kaffee.« Und einen Sprung in einen kalten See.
»Ihre Schwester hat welchen gemacht.« Da saß sie vor ihm, trug ein Football-Jersey der Broncos, das zwei Nummern zu groß war. Das knallige Orange passte kaum zu verführerischen Dessous. Trotzdem, wenn er noch einen Moment hier stehen blieb, würde er auf die Knie fallen und um Gnade flehen. »Wie wär’s mit Frühstück?« Seine Stimme war nicht im Geringsten freundlich.
»Ich esse nie was.«
»Heute schon. In zehn Minuten.«
»Hören Sie, Schlaumeier …«
»Machen Sie was mit Ihren Haaren«, sagte er, während er aus dem Zimmer ging. »Sie sehen schrecklich aus.«
Er fand Deborah unten in der Küche, vollständig angezogen und an einer Tasse Kaffee nippend. Offenbar hatte sie auf ihn gewartet. Sobald er eintrat, sprang sie auf.
»Es geht ihr gut«, sagte er knapp. »Ich mache ihr Frühstück.«
Obwohl sie fragend die Brauen hob, nickte sie. »Setzen Sie sich, und ich mache euch beiden was.«
»Ich dachte, Sie müssen früh zum Unterricht.«
»Den lasse ich ausfallen.«
Er holte sich Kaffee. »Dann wird sie auf uns beide sauer sein.«
Sie lächelte. »Sie kennen meine Schwester schon recht gut.«
»Nicht gut genug.« Er trank seinen halben Kaffee und fühlte sich fast wieder wie ein Mensch. Er musste an Cilla denken. »Wie viel Zeit haben Sie noch?«
»Etwa fünf
Weitere Kostenlose Bücher