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Nachtjaeger

Nachtjaeger

Titel: Nachtjaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. T. Geissinger
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einzige Leibwandler war …«
    »Was zum Teufel heißt das?« Jenna entwand ihm ihren Arm und beugte sich vor, um ihn durchdringend anzusehen. »Weymouth hat das auch bereits zu mir gesagt, an jenem Abend bei der Ratsversammlung. Was bedeutet das?«
    Leander starrte sie mit hochgezogenen Augenbrauen überrascht an. »Das musst du doch wissen«, erwiderte er. »Du musst es gesehen haben, als du ein Kind warst. Deine Mutter muss es dir erzählt haben …«
    Jenna schüttelte den Kopf.
    Leander nahm sanft ihre Hände in die seinen. »Es ist ein Begriff, den wir von den Indianern übernommen haben. Es ist das einzige Wort, das unserer Meinung nach beschreibt, wozu er in der Lage war.«
    »Wozu war er in der Lage?«, hauchte Jenna.
    Leander zögerte. Er strich mit seinem Daumen über ihre Hände, um sie so zu liebkosen und zu wärmen. »Jenna, dein Vater konnte sich in jede Gestalt verwandeln, in die er sich verwandeln wollte«, sagte er leise. »Nicht nur in Nebel oder in einen Panther. In jedes Tier auf diesem Planeten. Er konnte zu jedem Menschen werden, dem er ähneln wollte. Er konnte alle organischen Formen annehmen, zu allen Elementen werden und zu allen unbelebten Dingen. Wind. Wasser. Feuer. Ein Baum. Eine Lampe. Einfach alles.«
    Sie starrte ihn atemlos an. Ihr Puls schlug so laut, dass er sein Echo in seinen eigenen Ohren zu hören glaubte.
    Dann gab sie einen Ton von sich, den er nicht ganz einzuordnen vermochte. Sie dachte an jene Nacht auf der Veranda in Hawaii, die schon so lange vorbei war. An ihren Vater. An die Krähe. An den Schmetterling.
    Leander lächelte, als er sah, wie sich in ihrem Gesicht etwas änderte. Er hob die Hand, um ihr über die Wange zu streichen.
    »Wo war ich? O ja, zweitens gab es da Morgans Bericht von deinen verblüffenden Fähigkeiten, die der Rat ebenfalls mit einbezog. Und schließlich die Tatsache, dass du dein Leben riskiert hast, um Daria zu retten, was, wie sogar Durga zugeben musste, etwas ist, das nur jemand mit einem reinen Herzen tun würde. Danach wurde beschlossen, dass, nach abgeschlossener Beweisaufnahme, du die Königin bist.«
    Jenna schluckte und winselte. Ihr Atem kam nur noch stoßweise. »Nach abgeschlossener Beweisaufnahme? Aber ich … Ich kann mich nur in Nebel verwandeln … und dann einmal in einen Panther.«
    Sein Finger strich immer wieder über ihre Wange, während sein Lächeln breiter wurde. »Die Ikati haben eine uralte Regel: Blut folgt Blut. Wozu dein Vater in der Lage war, das könnte sich auch in deinem Blut wiederfinden. Höchstwahrscheinlich tut es das auch. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass wir alle recht gespannt sind, es herauszufinden.«
    Auf seiner Wange zeigte sich ein Grübchen. »Einige von uns mehr als die anderen.«
    Jenna starrte ihn an. Sie nahm mehrmals Anlauf, um etwas zu sagen, fand jedoch nicht die richtigen Worte.
    »Ich … Ich …«, brachte sie schließlich heraus. Sie senkte den Blick wieder auf das Bett und malte dann mit einem Finger Kreise auf den Pelzüberwurf zwischen ihnen. »Ich verstehe. Ja. Das ist alles sehr … interessant.« Bebend holte sie Luft. »Kann man wohl so sagen. Aber …«
    Sie richtete den Blick direkt auf ihn und sah ihn mit ihren kühlen grünen Augen ruhig an.
    »Ich will nicht eure Königin sein.«
    »Vielleicht ein anderer Titel?«, schlug er vor, während er sie nicht aus den Augen ließ. »Herzogin? Kaiserin? Diejenige, der man Gehorsam schuldet?«
    Ihre Miene wurde säuerlich. »Ihr Engländer seid viel zu titelversessen.«
    Er antwortete ihr nicht, sondern wartete, ohne den Blick von ihr abzuwenden.
    »Was soll es bringen, über ein Volk zu … herrschen, das nichts selbst bestimmen kann, das sein Schicksal nicht in der Hand hat – über ein Volk, das nicht einmal entscheiden darf, wer wen heiraten darf? Über Leute, die mich dafür hassen, weil ich etwas habe, was sie nicht haben: Freiheit.« Sie senkte den Blick und schüttelte den Kopf. »Ich habe es dir schon einmal gesagt. Du hast keine Ahnung, wie wunderbar es ist, frei zu sein. Wenn ich die … Wie immer du mich nennen willst … wenn ich also diese Königin bin und eine Wahl habe, dann wähle ich meine Freiheit.«
    »Dann hast du also nicht den Wunsch, das Gesetz zu ändern«, stellte Leander nüchtern fest.
    »Ändern?« Sie runzelte die Stirn, während er sie gelassen ansah. Er hatte etwas rätselhaft Schönes an sich, und sie bewunderte das Licht, das rotgolden über seine Haut spielte. »Was meinst du mit ändern?«
    »Na

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