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Nachtklinge: Roman (German Edition)

Nachtklinge: Roman (German Edition)

Titel: Nachtklinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Courtenay Grimwood
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holen.«
    »Ich kann zu Fuß gehen«, protestierte Desdaio.
    »In der Gondel seid Ihr sicherer.«
    »Ganz abgesehen davon, dass es sich nicht schickt, nachts ohne Begleitung durch die Straßen zu laufen«, fügte Giulietta eisig hinzu. »Falls Ihr Euch noch für Schicklichkeit interessiert.«
    »Das sagt ausgerechnet die Frau, die …«
    »Pietro!«, sagte Tycho schnell.
    Der Junge bugsierte Desdaio entschlossen von der
altana.
An der Tür blieb Desdaio stehen und drehte sich um.
    »Wir sprechen später darüber«, sagte Tycho.
    Sie nickte und ging, ohne den vorgeschriebenen Hofknicks und ohne von Giulietta Notiz zu nehmen. Eilige Schritte waren im Flur zu vernehmen, dann Elizavets Stimme. Kurz darauf öffnete sich knarrend die Eingangstür und in die Stille hinein erklang ein Schluchzen.
    »Musstest du so gemein zu ihr sein?« Tycho blickte Giulietta vorwurfsvoll an.
    »Wie bitte?«
    »Du hast mich ganz genau verstanden.«
    Er sah zum Nachthimmel, wo der Mond bald wieder seine Bahn ziehen würde, und hörte das leise Rascheln von Seide. »Tu es nicht«, sagte er, »ich schlage nämlich zurück.«
    »Ein wirklicher Edelmann schlägt keine Frau.«
    »Ich bin kein wirklicher Edelmann.«
    »Der König, dessen Frau ich hätte werden sollen, hat dich zum Ritter geschlagen. Mein Mann stand im Kampf an deiner Seite. Marco und meine Tante haben dir dieses Haus zugesprochen.« Sie funkelte ihn an, die Hände in die Hüften gestemmt. Dann erlosch die Feindseligkeit in ihren Augen so plötzlich wie ein Segel, das in der Windstille zusammenfällt. »Was habe ich getan, um eine solche Behandlung zu verdienen?«, fragte sie mit bebender Unterlippe.
    Sie meinte es ernst.
    »Ich habe dir das Leben gerettet«, gab er etwas sanfter zurück. »Zum Dank hast du mich aus deinem Haus geworfen und mir gesagt, ich solle mich nie mehr blicken lassen. Du hast behauptet, ich hätte dich ausgenutzt, und du wolltest mich nie wieder sehen.«
    »Und nun hast du dich Desdaio zugewandt?«
    »Sie ist eine Freundin, und sie ist einsam. Nur aus diesem Grund war sie hier.«
    »Außer Atilo weiß jeder in der Stadt, was es mit eurer sogenannten Freundschaft auf sich hat. Weißt du denn nicht, was die Leute über sie reden? Oder über dich?« Prinzessin Giulietta kämpfte vergebens mit den Tränen.
    »Desdaio liebt nur Atilo.«
    »Bist du so dumm, oder hast du wirklich keine Ahnung, was sie für dich empfindet?«
    »Desdaio hält mich für einen Dämon.«
    Giulietta klappte den Mund zu, blickte ihn durchdringend an und erwartete offenbar eine Erklärung.
    »Ich habe ihr einmal von meiner Kindheit erzählt.«
    »Von der ich überhaupt nichts weiß.«
    »Man hat mich sieben Jahre lang wie einen Hund angekettet. Ich habe im Dreck geschlafen. Ein hoher Herr versetzte mir einen Tritt, weil ich ihm im Weg war; dann hat er auf mich herabgepisst. Das hat mir das Leben gerettet, denn ich war bereits halb erfroren.«
    Tycho blickte über die Dächer hinweg. Wie sollte er die zermürbenden Angriffskriege der Skaelingar beschreiben? Bjornvin schien so fern. Die Skaelingar waren schon vor seiner Geburt übermächtige Gegner gewesen.
    »Unsere Feinde kämpften nackt, mit Äxten, Bögen und Messern. Sie bemalten sich feuerrot, und ihre Haut glänzte ölig in der Nacht. Sie haben uns aufgeschlitzt, schnitten unseren Frauen die Brüste ab, steckten Säuglinge auf ihre Speere. Ihr Anführer hatte Hörner …«
    Als er den Ausdruck auf Giuliettas Gesicht sah, verstummte er.
    Genau so hatte Desdaio ausgesehen, als er ihr von Bjornvin erzählte. Er hatte erwartet, dass Giulietta ihn mit Fragen bestürmen oder ihn warnen würde, niemandem etwas von seiner Vergangenheit zu erzählen. Stattdessen bekreuzigte sie sich und ging wortlos davon.
    Tycho ließ sie gehen.
    Erst später fiel ihm auf, dass er vergessen hatte zu fragen, aus welchem Grund sie zu ihm gekommen war.

19
    A ls Herr Tycho Bell’ Angelo Scuro am nächsten Morgen aufgefordert wurde, sich mittags im Palazzo Ducale zu einem Treffen mit dem Regenten einzufinden, war das zwar kein Befehl, aber auch keine Einladung. Vor dem Haus warteten Wachleute auf ihn.
    »Das schwarze Wams.«
    Elizavet nahm das Kleidungsstück aus der Truhe und strich mit dem Daumen über den Stoff. Er fühlte sich sonderbar an.
    »Die Seide ist geölt. Dr. Crow hat das Wams für mich gemacht.«
    Beim Namen des Alchemisten setzte das Mädchen eine finstere Miene auf.
    »Die schwarzen Beinkleider, passende Handschuhe und Stiefel.«
    Tycho zog sich

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