Nachtkrieger
Platz in der Hölle sichern, und das wohl bis in alle Ewigkeit. Denn sie gedachte, bei nächster Gelegenheit darauf zurückzukommen. Möglichst bald, und bei dieser Aussicht schmolz sie beinahe dahin.
Versunken in ihre Gedanken, die um besagten Honig kreisten, stand Alaida auf der Treppe, als Ari sie schließlich bemerkte. Sogleich erhob er sich und fragte: »Benötigt Ihr etwas, My Lady?«
»Mmm?« Sie brauchte einen Augenblick, um wieder klar denken zu können – und sie war sich sicher, Sir Ari sah ihr an, wie sehr sie glühte. »Oh, nein,
Messire.
Mir wurde lediglich das Geplapper der Frauen zu viel«, sagte Alaida. Sie machte eine vage Geste in Richtung ihres Zimmers, wo Mildryths Beschwerden über ihren Ehemann von lautem Gelächter begleitet wurden. »Mir dröhnt schon der Kopf von dem Lärm. Was schreibt Ihr dort,
Messire?
«
»Eine Chronik.« Ari beugte sich über sein Werk und blies vorsichtig darauf, damit die Tinte schneller trocknete.
»Obliegt das nicht eigentlich den Mönchen?«
»Ich bin kein Mönch, My Lady. So viel kann ich Euch versichern«, antwortete Ari lachend.
»Das ist mir bereits zu Ohren gekommen«, sagte Alaida und ging die Treppe hinunter. »Lest mir doch vor, was Ihr geschrieben habt.«
Ari bedeckte die frisch geschriebene Seite mit einem Stück Ziegenleder, schlug das Buch zu und schloss es ab, bevor Alaida einen Blick auf den Inhalt werfen konnte. »Nein, My Lady«, sagte er. »Es würde mich beschämen, wenn Euch auffiele, wie wenig ich mit Worten umgehen kann.«
»Pah! Ich höre doch jeden Tag, wie geschliffen Ihr Euch auszudrücken wisst, Sir. Ihr geht mit Worten um wie ein Goldschmied mit seinen Werkzeugen.« Alaida sah, dass Ari unsicher wurde, und hakte nach. »Ich könnte Euch sogar die Anweisung erteilen, mir vorzulesen, was Ihr geschrieben habt.«
Mit ernstem Gesichtsausdruck sah Ari auf sein Buch und dann zu Alaida. »Tut das bitte nicht, My Lady. Denn ich fürchte, ich müsste Euch den Gehorsam verweigern.«
Sein Widerstand machte Alaida nur umso neugieriger, aber sie wusste, dass sie an diesem Tag nicht mehr aus ihm herausbringen würde. »Ich wollte Euch lediglich überzeugen,
Messire,
keineswegs etwas befehlen«, sagte sie leichthin, als sei ihr die Angelegenheit ohnehin nicht so wichtig. »Wenn Eure Geschichte so schlecht ist, solltet Ihr sie lieber für Euch behalten. Aber Ihr könntet mir stattdessen eine andere erzählen. Was die Frauen so von sich geben, langweilt mich allmählich.«
Sogleich hellte sich Aris Miene auf. Dennoch ruhte seine Hand nach wir vor auf dem Buch, als fürchte er, Alaida könne es ihm entreißen. »Wieder etwas über einen Drachen, My Lady?«
»Nein, dieses Mal lieber über ein anderes Ungeheuer. Wie wäre es …«
»M’Lady!«, wurde Alaida jäh von Tom unterbrochen. Mit glühenden Wangen war er zur Tür hereingestürmt, das hölzerne Übungsschwert noch in der Hand. »Ein Mann steht vor dem Tor. Er sagt, er bringt eine Nachricht vom König.«
»Tja, My Lady«, sagte Ari gleichmütig und griff nach seinem Buch, um es in Sicherheit zu bringen. »Offenbar bedarf es keiner Geschichte, um Eure Langeweile zu vertreiben.«
Mit einer Mischung aus Neugierde und böser Vorahnung nahm Ivo das gefaltete Pergament, das der Bote des Königs an diesem Tag überbracht hatte, in Empfang und bedeutete Brand, ihm nach oben zu folgen.
Alaida erhob sich, als Ivo das Gemach betrat, und ihm schien, ihr Leibesumfang hatte seit dem vergangenen Morgen abermals zugenommen.
»Habt Ihr …«, begann sie und unterbrach sich, als sie sah, dass Ivo die Nachricht des Königs bereits erhalten hatte. Aufgeregt faltete sie die Hände und sagte: »Ihr habt die Nachricht also erhalten. Der Bote brachte sie kurz nach dem Mittagessen. Was steht dort?«
Ivo gab ihr einen Kuss auf die Wange und lächelte über ihre Ungeduld. »Sei ebenfalls gegrüßt, Frau. Mach nicht so ein besorgtes Gesicht. Es ist doch nur eine Nachricht.«
»Vom König«, gab Alaida wenig begeistert zurück. »Was in den meisten Fallen nichts Gutes verheißt.«
»Ich habe bislang sowohl gute als auch schlechte Nachrichten von William erhalten«, sagte Ivo. »Wir wollen erst einmal sehen, worum es in dieser hier geht, bevor wir das Schlimmste vermuten. Geh hinunter zum Essen. Ich komme gleich nach.«
Er wartete, bis sich die Tür hinter Alaida und ihren Mägden geschlossen hatte. Dann brach er das königliche Siegel auf. Die Nachricht war in klaren Worten verfasst, die Ivo
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