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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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unverhohlen dringlich schienen. »Vor Tagesanbruch.«
    »Das heißt also, wir reiten morgen bei Sonnenuntergang los. Dann kann ich mich noch von Merewyn verabschieden.«
    »Aye.« Ivo nickte. Er wünschte, ihm bliebe eine Nacht mehr, bevor er Alaida das Herz schwer machen musste.
    Doch da dies nicht der Fall war, ging er die Treppe hinunter, um es ihr zu sagen.

Kapitel 22
    S eltsam, wie wenig sich der Tagesablauf verändert hatte, seit Ivo fort war, dachte Alaida, während sie Tom zusah, der unter Oswalds wachsamen Augen eine Strohpuppe mit seinem hölzernen Schwert attackierte. Das Gesinde ging seinen täglichen Pflichten nach. Die Motte wuchs gen Himmel. Alaidas Leib gewann an Umfang. Und Sir Ari schrieb noch immer, derzeit nur in sein Buch, da keine Notwendigkeit bestand, Nachrichten zu hinterlassen. So nahm das Leben jeden Tag seinen gewohnten Lauf.
    Jeden
Tag.
    An den Abenden und bei Nacht war alles anders. Die Abende und Nächte waren es, in denen Alaida bewusst wurde, wie sehr Ivo ihr fehlte. Die Halle schien leer ohne den Hausherrn an der Hohen Tafel. Und das Bett schien kalt ohne ihren Gemahl an ihrer Seite. Doch das allein war es nicht. Sie vermisste ihn schmerzhaft, und das hatte weder damit zu tun, dass ihr Körper sich nach seiner Berührung sehnte, noch damit, dass Alnwick herrenlos war.
    Fast drei Monate war Ivo bereits fort, und sie sehnte sich danach, dass er zurückkehrte. Sie wollte mit ihm Schach spielen, ihr Essen mit ihm teilen, ihm bei Nacht Belanglosigkeiten zuflüstern, mit ihm streiten oder ihn mit Brand lachen hören. All diese kleinen Dinge waren es, die ihr fehlten. Sie sehnte sich nach seiner Nähe, selbst dann, wenn er seinen rätselhaften Angelegenheiten nachging und nur die Nächte mit ihr teilte.
    Ihre Hand ruhte auf ihrem Leib, und sie spürte, dass sich etwas bewegte – flatterte, wie ein Vögelchen.
Das
war etwas, was sich verändert hatte. Bald nach Ivos Abreise hatte sich das Baby zum ersten Mal geregt, und seitdem wünschte sie, er wäre bei ihr, um es ebenfalls fühlen zu können. Wie gern hätte sie sein Gesicht gesehen, um festzustellen, ob er das Kind wirklich wollte. Als sie daran dachte, bewegte sich das Baby abermals, ein wenig stärker dieses Mal, ganz so, als könne es ihre Gedanken lesen.
    »
Ich
jedenfalls freue mich auf dich, mein Vögelchen«, sprach sie beruhigend auf das Ungeborene ein. »Wenn dein Vater erst einmal deine Bekanntschaft gemacht hat, wird es ihm ebenso gehen. Keine Sorge.«
    Alaida machte sich auf ihren üblichen Weg zur
garderobe,
wohin sie bereits hatte gehen wollen, bevor ihre Gedanken abgeschweift waren. Anschließend schaute sie in der Küche vorbei, um sich wie so oft zu vergewissern, dass der Koch seine Gewürze hatte, die er an diesem Tag brauchte. Nachdem sie einen Apfel aus der Vorratskammer stibitzt hatte, ging sie zurück in die Halle. Tom und Oswald waren nicht mehr dort. Überrascht stellte sie fest, dass auch Sir Ari verschwunden war. Sein Buch jedoch lag auf dem Tisch.
    Vorsichtig näherte sie sich, um einen Blick darauf zu werfen. Der Einband war einfach, aber stabil – zwei Holzbretter, überzogen mit gekochtem Leder, und mit zwei Schnallen zum Verschließen. Die Schnallen waren nicht geschlossen. Es schien verlockend, einen Blick hineinzuwerfen – was Alaida jedoch vollkommen fernlag.
    »Wo ist Sir Ari?«, fragte sie einen der Knechte, der gerade die Halle durchquerte.
    »Es gibt Streit bei der Motte zwischen zwei Gruppen von Arbeitern. Sir Ari und Oswald haben sich auf den Weg gemacht, um nach dem Rechten zu sehen.«
    Der Knecht eilte davon, um seiner Arbeit nachzugehen. Und sogleich war Alaida, als flüstere ihr das Buch zu:
So ein Streit kann durchaus eine Weile dauern.
    Sie wusste, dass sie eigentlich kein Recht dazu hatte. Doch sie warf hastig einen Blick über die Schulter und schlug das Buch auf – um festzustellen, dass sie nicht ein einziges Wort entziffern konnte.
    Was immer Sir Ari aufgeschrieben hatte, er hatte sich einer fremden Schrift bedient, deren Zeichen Alaida vage bekannt schienen, jedoch weder Ähnlichkeit mit der Schrift hatten, in der die lateinischen oder französischen Texte geschrieben waren, die sie kannte. Enttäuscht blätterte sie einige Seiten weiter, um sich zu vergewissern, dass alles, was das Buch enthielt, in der unbekannten Schrift geschrieben war.
    Warum Sir Ari ein solches Geheimnis um seine Chronik machte, war ihr ein Rätsel. Auf Alnwick wäre ohnehin niemand in der Lage gewesen,

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