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Nachtkrieger

Nachtkrieger

Titel: Nachtkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Hendrix
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seine Aufzeichnungen zu lesen. Das Einzige, was sie zweifelsfrei erkennen konnte, waren kleine Zeichnungen am Rande des Textes, die verschiedene Tiere darstellten: einen Bären, einen Wolf, einen Raben – der dem von Brand glich – und etwas, was aussah wie ein Löwe. Auf der nächsten Seite fanden sich ein Hirsch sowie ein angsteinflößender Hund, ein Stier und ein Adler. Vielleicht war es sogar
ihr
Adler, da es sich ja um eine Chronik handelte. Oder es handelte sich um den Adler auf Ivos Schild. Alaida blätterte weiter und suchte nach ihrem Drachen.
    Plötzlich näherten sich Schritte. Schuldbewusst schlug sie das Buch zu und eilte die Treppe hinauf. Sir Ari tat gut daran, die Chronik wachsam zu hüten, schoss es ihr durch den Kopf, um Neugierige wie sie selbst fernzuhalten.
    Dennoch ließ sie das, was sie gesehen hatte, nicht los. Beim Abendessen, anschließend beim Schach, sogar als sie längst im Bett lag, musste sie immer wieder daran denken. Und plötzlich, während sie hinter den dicken Vorhängen ihres Himmelbetts in Halbschlaf sank, fiel ihr ein, wo sie einige dieser Tiere schon einmal gesehen hatte: auf dem Menhir, bei dem sie kürzlich erst gerastet hatten. Möglicherweise hatte Sir Ari das gezeichnet, was er gesehen hatte, und Tiere dazugemalt, die ihm selbst eingefallen waren. Aye, das war eine plausible Erklärung.
    Doch zwei Dinge ließen Alaidas Verstand auch im Halbschlaf keine Ruhe: Einige seiner Schriftzeichen waren ebenfalls auf dem Stein – der Blitz, das heilige Kreuz, die Pfeilspitze und die Heugabel.
    Sir Ari war damals aber nicht dabei gewesen.
    Mit einem Schlag war sie wieder hellwach.
     
    Einige Tage später, als Alaida über den kleinen Markt im Dorf schlenderte, grübelte sie noch immer. Der Markt war kein richtiger Markt, da das Dorf kein vom König verliehenes Marktrecht besaß. Es war ein alljährlich stattfindender Markt, auf dem ortsansässige Händler von Käse bis zu Tand alles verkauften und der zu Maria Magdalena an der Kreuzung im Dorf gleich dem Löwenzahn aus dem Boden schoss und noch einmal nach der Ernte. Alaida hoffte, etwas Hübsches zu finden, was sie Ivo bei seiner Rückkehr schenken konnte – am besten etwas, das zu dem neuen Umhang passen würde, den sie für ihn bestickte. Auf den ersten Blick hatte sie noch nichts gefunden, abgesehen von einer Flöte aus Knochen. Alaida hatte sie für einen halben Penny erstanden und Tom in die Hand gedrückt.
    »Vielen Dank, My Lady. Aber ich weiß überhaupt nicht, wie man darauf spielt.«
    »Dann wirst du es lernen«, ordnete Alaida an. »Ein wenig mehr Musik in der Halle könnte nicht schaden. Abgesehen davon kannst du damit die Damen unterhalten, wenn du künftig deinen Ritter begleitest. Esmund hier kann es dir beibringen – für einen Penny?«
    »Noch heute Abend wird er bereits ein einfaches Stück spielen können, My Lady«, sagte Esmund strahlend. »Pass gut auf, mein Junge. Ich zeige es dir.«
    Alaida überließ Tom seinem Musikunterricht und schlenderte weiter zum nächsten Stand, wo ein weiterer Künstler die Schnitzarbeiten feilbot, die er während der Wintermonate gefertigt hatte. Sie war gerade dabei, eine Fibel zu bewundern, als sie hinter sich eine wohlbekannte Stimme hörte.
    Lächelnd drehte Alaida sich um. »Merewyn. Du hier?«
    »Aye, My Lady. Mal sehen, was ich für ein paar Laib Käse kriegen kann.« Sie zeigte Alaida den Inhalt des Korbs, den sie in die Hüfte gestemmt hatte und der mehrere gesalzene und eingewickelte Laib Käse enthielt. »Ich kann Euch ein paar davon zurücklegen, falls Ihr sie haben wollt.«
    »Gern, wir nehmen alle«, sagte Alaida und winkte einen der Dienstboten, die ihr folgten, herbei, um den Käse zu übernehmen, und Geoffrey, der den Geldbeutel des Herrenhauses verwaltete, um zu bezahlen. »Haben wir noch Lauch für einen Gemüsekuchen?«
    »Jawohl, My Lady.«
    »Sehr gut. Genau das wünsche ich mir zum Abendessen. Kümmert Euch darum, Geoffrey. Anschließend könnt Ihr und die anderen tun, was euch beliebt, während ich Merewyn ein Stück begleite.«
    Merewyn verstaute die Silbermünzen, die Geoffrey ihr gegeben hatte, in ihrem Beutel und ging mit Alaida an den Ständen vorbei, bis sie den Markt und die Menschen hinter sich gelassen hatten.
    »Ich hatte noch gar keine Gelegenheit, mich bei dir zu bedanken«, sagte Alaida, sobald sie ungestört waren. »Deine Tinktur hat ihre Wirkung nicht verfehlt. Auf einmal ging alles ganz einfach.«
    »Das höre ich gern, My Lady.

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