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Nachtleben

Nachtleben

Titel: Nachtleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Autorennspiels.
    »Pffff«, machte Flavio und knackte mit dem Nacken. Der Tätowierte verzog sein Gesicht zu einer Fratze und riss den Mund auf. Es dauerte einen Augenblick, bis ich begriff, dass er tonlos gähnte. Er hatte Zähne wie Kieselsteine in seinem Maul. Einige Sekunden erstarrte er in dieser Haltung, bis er schnaufend ausatmete und in die gleiche mimiklose Pose zurückfiel, die er vorher innegehabt hatte. Schließlich fragte der mit dem Brillie mit osteuropäischem Akzent: »Was soll das für ein Eins-A-Geschäft sein?«
    |25| Erst zögerte ich. »Eine private Angelegenheit.«
    Pascal verzog wie vor Schmerzen das Gesicht, während der Tätowierte ein Lächeln andeutete. »Wir werden es nicht weitersagen. Besprecht es.« Er wedelte mit den Händen zwischen mir und Pascal herum, der mitten im Raum stehen geblieben war.
    »Na, was wollt ihr denn?«, fragte Pascal. Nachdem ich auf den Rucksack gedeutet hatte, öffnete er ihn und inspizierte den Inhalt. Die Kerle schauten ihm nur kurz dabei zu, bevor ihm der Tätowierte die Tüten aus der Hand nahm, sie zurückstopfte und einige Worte in seiner Muttersprache mit seinem Partner wechselte.
    »Wir nehmen das als Anzahlung«, sagte der mit dem Brillie schließlich zu Pascal, ohne Flavio und mich zu beachten.
    »Moment mal«, protestierte Flavio.
    »Wir klären das gleich, Jungs«, sagte Pascal und bedeutete Flavio, ruhig zu bleiben, aber der erhob sich.
    »Nee, wir klären das jetzt. Pass mal auf: Wir bezahlen nicht deine Schulden. Und ihr«, Flavio sah den beiden Kerlen fest in die Augen, »ihr müsst nicht glauben, dass wir das einfach so mit uns machen lassen.«
    »Flavio, das ist gerade total überflüssig«, sagte ich. Die Männer sahen ihn interessiert an, blieben aber sitzen.
    »Ey, du kannst denen doch nicht einfach unser Zeug überlassen«, fluchte Flavio, und der Glatzkopf trat einen Schritt in den Raum.
    »Ganz ruhig, Leute«, sagte Pascal, und es war nicht zu übersehen, wie aufgeregt er war.
    »Ey, ich lasse mich doch nicht von diesen Polacken-Fratzen abzocken«, ätzte Flavio weiter.
    »Das ist genau das, was ich neulich meinte, Flavio«, murmelte ich, »nicht immer gleich durchdrehen.«
    »Was wollen die Idioten denn schon machen?«
    Der Glatzkopf beantwortete die Frage, indem er in sein Jackett griff, als würde er eine Waffe aus dem Holster nehmen.
    |26| »Na, jetzt bin ich ja mal gespannt«, stachelte Flavio ihn weiter an.
    Als ich mich erhob, um gegebenenfalls dazwischengehen zu können, kam ich nur langsam aus dem Sofa hoch, und als ich schließlich stand, waren auch der Tätowierte und der mit dem Brillie auf den Beinen. Wir sahen uns abwartend an.
    »Vor den hässlichen Idioten habe ich doch keine Angst«, bollerte Flavio.
    »Halt doch einfach mal die Fresse«, zischte ich, aber da war Flavio schon dabei, sich die Jacke auszuziehen. Während der Glatzkopf auf den Fußballen wippte, pumpten die beiden anderen ihre Oberkörper auf. Gerade wollte ich zu einem Versuch ansetzen, die Sache in Ruhe zu klären, da warf Flavio seine Jacke wie einen Fehdehandschuh auf den Boden.
    Funkgerät und Headset rutschten aus der Innentasche.
    Die drei Kerle sahen sich fragend an, dann brabbelte der Tätowierte etwas vor sich hin, und seine Kollegen bekamen große Augen.
    »Polizei?«, fragte schließlich der mit dem Brillie, auf das Funkgerät deutend.
    »Nein! Nein, nein!«, rief Pascal und wollte die Situation entschärfen, aber Flavio sagte betont locker: »In Ordnung, Pascal. Danke für Ihre Mitarbeit, wir haben alles, was wir brauchen. Die Kollegen werden jetzt jede Minute bei uns sein.«
    »Ahhh«, machte Pascal, als habe er sich verbrannt, und rief: »Nein! Nein! Nein! Keine Polizei!«
    Mit skeptischem Blick sah uns der Tätowierte an, während der mit dem Brillie auf Pascal zustürmte und ihn am Nacken packte wie einen ungezogenen Köter.
    »Hast du uns an die Bullen verraten, um aus der Sache rauszukommen?«, brüllte er mit anschwellender Halsschlagader in Pascals Ohr, aber der duckte sich weg und brachte außer
Nein
nichts heraus. Der Tätowierte stapfte zum Fenster und lugte durch die Gardinen hinaus, während der Glatzkopf |27| wieder seinen Platz im Türrahmen einnahm. Die Hand noch immer im Jackett, sah er aus wie eine Testosteron-Variante von Napoleon. Für einen Moment glaubte ich tatsächlich, dass die Kerle auf den Schwindel hereinfallen und einfach abhauen würden, aber anstatt abzuwarten und das Ganze laufen zu lassen, schnappte sich Flavio

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