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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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einmal Drogenrazzien in der Wildnis durchführen.
    Brynn zählte zu den wenigen Deputys des Departments, die jedes Jahr außerhalb von Madison am taktischen Auffrischungskurs der Staatspolizei teilnahmen. Das Zugriffs- und Festnahmetraining beinhaltete eine Lehrstunde über Pflanzen: welche davon gefährlich waren, welche sich gut zur Tarnung eigneten und welche sich sogar als lebensrettend erweisen konnten (schon ein junger Hartholzbaum bot Schutz vor einer aus kurzer Distanz abgefeuerten Kugel).
    Das Holster mit Brynns Dienstwaffe, einer Glock, Kaliber Neunmillimeter, hing hoch an ihrem Gürtel. Die großen Ford Crown Victorias, die als Streifenwagen des Sheriff’s Department zum Einsatz kamen, boten jede Menge Platz, aber hier im Schalensitz des Honda drückte der Sicherheitsgurt den rechteckigen Schlitten der Pistole fest gegen ihren Hüftknochen. Das würde einen blauen Fleck geben. Brynn rutschte abermals herum und schaltete das Radio ein, erst den öffentlich-rechtlichen Sender, dann Country, dann Talk, dann den Wetterkanal. Sie schaltete es wieder aus.
    Ein paar Lastwagen und Pickups kamen ihr entgegen. Doch es wurden rasch weniger, und schon bald hatte Brynn die Straße für sich allein. Es ging nun bergauf, und sie sah den Abendstern am Himmel. Die Hügelkämme wurden schroffer und felsiger, und immer mehr deutete auf die nahen Seen hin: Rohrkolben, Fieberklee, Silber- und hellgelbes Riedgras. In einem Tümpel stand reglos ein Reiher. Sein Schnabel und sein Blick waren genau auf Brynn gerichtet.

    Sie erschauderte, trotz einer Außentemperatur von zwölf oder dreizehn Grad. Es war die trostlose Gegend, die sie frösteln ließ.
    Brynn schaltete die Scheinwerfer des Honda ein. Ihr Mobiltelefon klingelte. »Hallo, Tom.«
    »Noch mal danke, dass Sie eingesprungen sind, Brynn.«
    »Kein Problem.«
    »Todd hat einige Nachforschungen angestellt.« Dahl erklärte, er könne das Ehepaar immer noch nicht telefonisch erreichen. Angeblich hielten sich im Haus lediglich Steven und Emma Feldman sowie Emmas ehemalige Arbeitskollegin auf, die aus Chicago angereist war.
    »Nur die drei?«
    »Soweit wir wissen. Über Steven gibt es nichts Außergewöhnliches zu berichten. Er arbeitet für die Stadt. Aber Emma, seine Frau … die ist interessanter. Sie ist Anwältin bei einer großen Kanzlei in Milwaukee. Wie es scheint, könnte sie im Zusammenhang mit einem ihrer Fälle oder Abschlüsse irgendeinen großen Betrug aufgedeckt haben.«
    »Welcher Art?«
    »Die Einzelheiten kenne ich nicht. Ein Freund bei der Polizei von Milwaukee hat mir davon erzählt.«
    »Demnach ist sie womöglich eine Zeugin oder Informantin.«
    »Kann sein.«
    »Und der Notruf? Was genau hat Feldman gesagt?«
    »Nur ›Dies‹.«
    Sie wartete. »Das habe ich nicht verstanden. Was?«
    Ein Kichern. »Ihre Ohren sind völlig in Ordnung. Er hat tatsächlich nur das Wort ›Dies‹ gesagt. D-I-E-S.«
    »Das war alles?«
    »Ja«, bestätigte Dahl. »Aber das hier könnte eine große Sache sein. Todd hat mit dem FBI in Milwaukee gesprochen.«
    »Das Bureau wurde eingeschaltet? Junge, Junge. Hat die Frau Drohungen erhalten?«

    »Keine, von denen man weiß. Aber mein Vater hat immer gesagt: Wer droht, handelt meistens nicht. Und wer handelt, droht meistens nicht.«
    Brynns Magen zog sich zusammen - einerseits vor Besorgnis, andererseits aber auch vor Erregung. Das schwerste Vergehen, mit dem sie es - abgesehen von den Verkehrsdelikten - im letzten Monat zu tun gehabt hatte, war ein seelisch gestörter Teenager gewesen, der mit einem Baseballschläger in der Southland Mall ein paar Schaufensterscheiben zertrümmert und die Kunden eingeschüchtert hatte. Es war eine heikle Situation gewesen, aber Brynn hatte die Lage in einem kurzen persönlichen Gespräch entschärfen können und den wütenden Jungen angelächelt, während ihr Herz nur ein klein wenig schneller als normal schlug.
    »Passen Sie auf sich auf, Brynn. Verschaffen Sie sich aus einiger Entfernung einen Überblick. Seien Sie nicht leichtsinnig. Sobald Ihnen etwas seltsam vorkommt, rufen Sie Verstärkung und warten ab.«
    »Natürlich«, sagte sie. Und fügte in Gedanken hinzu: nur falls alle Stricke reißen. Sie klappte das Telefon zu und legte es in den Getränkehalter.
    Das erinnerte sie daran, dass sie Durst hatte - und Hunger. Doch sie schob den Gedanken beiseite; keines der vier Restaurants, an denen sie auf den letzten fünfzehn Kilometern vorbeigekommen war, hatte geöffnet gehabt. Sie würde

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