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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Der Kommentar über das andere Geschlecht ließ Grahams Stiefsohn die Nase rümpfen. Der schlanke Junge nahm sich einen Saftkarton aus dem Kühlschrank, steckte den Strohhalm hinein und leerte die Packung.
    »Es gibt heute Spaghetti zum Abendessen.«
    » Sehr gut!« Die Skateboard-Verletzung und die Mitschülerinnen waren im selben Moment vergessen. Er rannte zur Treppe und wich den Büchern aus, die auf den unteren Stufen gestapelt waren und irgendwann mal weggeräumt werden sollten.
    »Mütze!«, rief Graham. »Im Haus …«
    Der Junge riss sich die Mütze vom Kopf und lief weiter nach oben.
    »Nicht so stürmisch«, mahnte Graham. »Dein Arm …«
    »Es geht ihm gut«, wiederholte Brynn, hängte ihre dunkelgrüne Jacke in den Flurschrank und kam zurück in die Küche. Nach den Maßstäben des Mittelwestens war sie hübsch. Ihre hohen Wangenknochen verliehen ihr ein leicht indianisches Aussehen, obwohl sie ausschließlich norwegisch-irischer Abstammung war, und zwar in etwa dem Verhältnis, das ihr Name erkennen ließ: Kristen Brynn McKenzie. Nicht zuletzt wegen ihres straff im Nacken zusammengefassten schulterlangen Haars hielten die Leute sie bisweilen für eine ehemalige Balletttänzerin, die sich ohne großes Bedauern in einem Leben mit Konfektionsgröße 40 eingerichtet hatte. In Wirklichkeit aber hatte Brynn noch nie außerhalb einer Tanzschule oder Diskothek getanzt.
    Ihr einziges Zugeständnis an die Eitelkeit war das Zupfen und Bleichen ihrer Augenbrauen; einige längerfristige Maßnahmen waren zwar geplant, bis jetzt aber noch nicht umgesetzt
worden. Falls es etwas Unvollkommenes an ihr gab, dann ihren Unterkiefer, der von vorn betrachtet ein wenig schief war. Graham sagte, er finde das bezaubernd und sexy. Brynn hasste diesen Makel.
    »Sein Arm …«, setzte Graham erneut an. »Er ist nicht gebrochen?«
    »Nein. Er hat sich bloß ein paar Abschürfungen zugezogen. In dem Alter steckt er so etwas problemlos weg.« Sie sah zu dem großen Topf. Ihr Mann machte gute Pasta.
    »Da bin ich aber erleichtert.« Es war warm in der Küche. Der einen Meter neunzig große Graham Boyd krempelte die Ärmel hoch und enthüllte dadurch starke Muskeln und zwei eigene kleine Narben. Er trug eine Armbanduhr, deren Goldüberzug weitgehend abgeschabt war, und als einzigen Schmuck seinen zerkratzten und glanzlosen Ehering. Brynns Exemplar sah nicht viel besser aus, gleich neben dem Verlobungsring, der genau einen Monat länger an ihrem Finger steckte.
    Graham öffnete einige Dosen Schältomaten. Die scharfe runde Klinge des Öffners fraß sich unter seinen großen Händen mühelos durch das Metall. Er drehte die Herdflamme herunter. Im Topf brutzelten Zwiebeln. »Müde?«
    »Es geht.«
    Sie war um halb sechs aus dem Haus gegangen, deutlich vor Beginn der Tagschicht, denn sie hatte erst noch bei einem Wohnwagenpark vorbeischauen wollen, in dem es tags zuvor zu einem lautstarken Ehestreit gekommen war. Es hatte keine Verhaftung gegeben, und das Paar war sich am Ende reumütig und unter Tränen um den Hals gefallen. Aber Brynn wollte sichergehen, dass die dicke Make-up-Schicht auf dem Gesicht der Frau keinen Bluterguss verdeckte, den die Polizei nicht hatte sehen sollen.
    Nein, hatte Brynn sich um sechs Uhr morgens vergewissert: Die Frau war einfach nur stark geschminkt.
    Nach dem überaus frühen Start hatte sie vorgehabt, auch
entsprechend früh Feierabend zu machen - nun ja, früh für ihre Verhältnisse, also um siebzehn Uhr -, doch dann hatte eine befreundete Rettungssanitäterin sie angerufen und als Erstes gesagt: »Brynn, es geht ihm gut.«
    Zehn Minuten später war sie bei Joey im Krankenhaus gewesen.
    Nun zupfte sie an der gelbbraunen Uniformbluse des Sheriff’s Department. »Ich muss dringend duschen.«
    Graham musterte die drei Regalfächer mit den ungefähr fünfzig Kochbüchern. Die meisten davon hatte Anna mitgebracht, als sie nach ihrer Behandlung zu ihnen gezogen war, doch es war Graham, der in letzter Zeit Gebrauch davon machte, seit er diese Haushaltspflicht übernommen hatte. Seine Schwiegermutter war zu krank gewesen, um zu kochen - und Brynn? Nun, es handelte sich nicht gerade um eine ihrer Stärken.
    »Oh, ich habe den Käse vergessen«, sagte Graham und suchte vergeblich in dem Schrank mit den Lebensmitteln. »Das ist doch nicht zu fassen.« Er ging zurück zum Topf und zerrieb etwas Oregano zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Wie war dein Tag?«, fragte Brynn.
    Er erzählte von einem defekten

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