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Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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gefragt. Nun begriff sie. Das Haus stand vor einem grünen Kiefernwald, einer strahlenden
Verkörperung des Wortes »immergrün«. Sie hatte die Bäume jeden Tag gesehen, sie aber nie richtig wahrgenommen.
    Der Mann hörte den Camry kommen und warf einen Blick über die Schulter. Er hielt mitten im Pinselstrich inne, stieg langsam die Leiter herab, stellte den Farbeimer auf den Werktisch, den er aufgebaut hatte, und wickelte den Pinsel in Plastikfolie ein, damit der Latexlack auf den Borsten nicht eintrocknen würde. Keith Marshall war so gewissenhaft wie immer.
    Brynn hielt vor der Garage an. Joey stieg aus und nahm seinen Koffer von der Rückbank.
    »Hallo, Dad!«
    Keith umarmte seinen Sohn. Joey ließ es geschehen und rannte dann ins Haus. »Tschüs, Mom!«
    »Ich hole dich am Montag von der Schule ab!«
    »Vergiss die Kekse nicht!«
    Ihr Exmann schien etwas sagen zu wollen, blieb dann aber doch stumm, während Brynn den Motor abschaltete und aus dem Wagen stieg. In den letzten zwei Jahren hatte sie nie mehr als sechzig Sekunden hier verbracht, wenn sie Joey zu einem Besuch bei seinem Vater absetzte.
    »Hallo«, sagte sie.
    Keith nickte. Sein Haar wies erste graue Strähnen auf, aber er hatte in den letzten zehn Jahren nicht ein Pfund zugenommen. Er musste über einen beneidenswerten Stoffwechsel verfügen. Und na ja, er trieb außerdem viel Sport.
    Nun kam er zu ihr und schloss sie kurz in die Arme. Nicht zu fest, nicht zu sanft. Und sie wurde an seine guten Seiten erinnert, von denen es viele gab. Er war natürlich ein Cowboy, aber im klassischen Sinne des Filmhelden und nicht wie der arme Eric Munce, dessen Vorstellung von Polizeiarbeit nichts mit Selbstvertrauen und Gelassenheit zu tun gehabt hatte, sondern mit Waffen und Dramatik.
    »Also, wie ist es dir ergangen?«, fragte sie.
    »Nicht schlecht. Viel zu tun. Möchtest du was trinken?«

    Sie schüttelte den Kopf und schaute die Hausfassade empor. »Gute Farbe.«
    »War bei Home Depot im Sonderangebot.«
    »Was habt ihr beide dieses Wochenende vor?«
    »Wir gehen angeln. Und heute Abend findet bei den Bogles eine Grillparty statt. Joey mag Clay.«
    »Er ist ein guter Junge.«
    »Ja, ist er. Sein Vater hat eine Lacrosse-Ausrüstung. Die wollen wir mal ausprobieren.«
    »Gibt es eine Sportart, die dieser Junge nicht mag?« Brynn lächelte. »Spielst du auch?«
    »Ich dachte mir, ich versuche es mal.«
    »Ich reite wieder.«
    »Wirklich?«
    »Wenn ich Zeit habe. Einmal pro Woche oder so.«
    Sie und Keith hatten einige Male einen nahen Reitstall aufgesucht. Ihr Exmann war allerdings nicht der geborene Reiter.
    »Letztes Mal habe ich Joey mitgenommen. Er war gut, aber er hasst den Helm.«
    »Typisch Joey. Ich werde dafür sorgen, dass er beim Lacrosse einen trägt - und den Gesichtsschutz.« Keith wandte den Blick ab. »Wir gehen allein hin. Nur wir zwei Jungs.«
    Nach all den Jahren, der Scheidung und einer weitgehend bewältigten, wenn auch nicht vergessenen Vergangenheit schien Keith immer noch ein schlechtes Gewissen zu bekommen, weil er sich mit anderen Frauen traf. Brynn fand das lustig. Und charmant.
    »Wie läuft es bei der Staatspolizei?«
    »So wie immer. Ich hab gehört, die Frau wurde erwischt. Die du in der besagten Nacht gerettet hast.«
    Die ich gerettet habe … »So kann man’s auch ausdrücken. Sie hat eine Verfahrensabsprache getroffen.«
    »Stimmen die Gerüchte? War es wirklich so schlimm?«
    Als Keith von den Ereignissen am Lake Mondac erfuhr, hatte
er bei Brynn angerufen und sich nach ihrem Befinden erkundigt. Sie war zu dem Zeitpunkt nicht zu Hause, und Graham ging ans Telefon. Obwohl die Männer stets höflich miteinander umgegangen waren, hielt Keith das Gespräch kurz und gab sich mit der Auskunft zufrieden, Brynn sei in Sicherheit. Den Rest der Informationen hatte er wahrscheinlich den Nachrichten und seinen beruflichen Kontakten entnommen.
    Während sie nun am Geländer der vorderen Veranda lehnten, schilderte Brynn ihm den Ablauf des Abends. Zumindest in groben Zügen. Keith hob eine Augenbraue. Am meisten interessierten ihn seltsamerweise weder die Schusswechsel noch die Bolas oder der Speer, sondern der Kompass. »Den hast du selbst gemacht?«
    »Ja.«
    Er lächelte breit, was selten vorkam, und wollte die Einzelheiten wissen.
    Dann herrschte eine Weile Schweigen, das immer schwerer auf ihnen zu lasten schien. Als klar war, dass Brynn nicht wie üblich in ihr Auto steigen und wegfahren würde, sagte Keith: »Ich habe den Boden der

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