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Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01)

Titel: Nachtschwarze Küsse - Scent of Darkness (Darkness Chosen 01) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Dodd
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heimgebracht, und außergewöhnliche Umstände verlangten nun mal nach außergewöhnlichen Maßnahmen.
    Konstantine hatte sich nämlich fest vorgenommen, vor seinem Tod einen Enkel in den Armen zu wiegen.

    Wenn alles so gelaufen wäre, wie er und Zorana es vor fünfunddreißig Jahren geplant hatten, als sie in dieses Land kamen, würde er jetzt über Adrik sprechen …
    Die Gäste fassten sich wieder und warteten gespannt. Sie wussten um seine Betroffenheit und respektierten seinen tiefen Kummer.
    Adrik war ihnen abtrünnig geworden. Verloren wegen der Verworfenheit seiner Seele. Verloren an die Verlockungen des Pakts.
    Konstantine tat einen langen, stoßweisen Atemzug. Bog die Schultern nach hinten und wischte den Schmerz in seiner Brust entschlossen beiseite. Breit grinsend deutete er auf Firebird. »Und schließlich haben wir da noch meine kleine Tochter. Heute feiern wir nicht nur den Unabhängigkeitstag der Vereinigten Staaten, sondern auch Firebirds einundzwanzigsten Geburtstag.« Es war unfassbar, selbst nach all den Jahren!, schoss es ihm durch den Kopf. In seiner Familie hatte es seit über einem Jahrtausend keine Mädchengeburt mehr gegeben. Bis er Vater einer Tochter geworden war. Firebird war sein kleines Mädchen, sein Baby, sein Wunder.
    Von Liebe und Dankbarkeit überwältigt, fehlten ihm die Worte, und er bewunderte sie stumm. Sie war wunderschön, mit blonden Haaren, die sie jungenhaft kurz geschnitten trug, und willensstarken, strahlend blauen Augen. O ja, seine Tochter hatte ihren eigenen Kopf. Schon als kleines Kind war sie beharrlich hinter ihren großen Brüdern hergestolpert, sie hatte hartnäckig für ihre Gymnastikkür trainiert und sich das Laufen wieder beigebracht, als die Holme des Barrens brachen und ein komplizierter Beinbruch ihren Traum von einer großen Sportlerkarriere beendet hatte.
    Heute Abend strahlten ihre Augen allerdings nicht so hell wie sonst.
    Sie war in ihrem letzten Collegejahr erwachsen geworden.
Sie war jetzt eine Frau, mit den kleinen Ticks und Geheimnissen einer Frau.
    Wieso fiel ihm das jetzt erst auf?
    »Meine Firebird ist eine Schönheit, und sie ist bei Weitem intelligenter als ihre Brüder.«
    Ihre beiden Brüder knufften Firebird sanft in die Seite. Ihre Schwester hätten sie glatt in Watte gepackt.
    »Sie bestand die Aufnahmeprüfungen an vier Colleges.« Wie um seine Worte zu unterstreichen, hob Konstantine vier Finger. »Sie war an der Brown, einer äußerst renommierten Schule. Dort schaffte sie in nur drei Jahren einen Abschluss als Softwareprogrammiererin und ihr Diplom in Japanisch.« Er schlug sich stolz auf die Brust. »Und jetzt fragen Sie sich bestimmt, wozu eine Frau die ganze Bildung braucht, was?«
    Seine Zuhörer lachten von Neuem.
    »Ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht. Welcher Mann will schon eine Frau, die mehr Grips hat als er?«, sinnierte er laut.
    »Ist dir wohl noch nicht aufgefallen, dass die Frauen in der überwiegenden Zahl der Fälle mehr draufhaben als ihre Männer«, versetzte Zorana trocken.
    Das aufbrandende Gelächter der Gäste nahm Konstantine vorübergehend den Wind aus den Segeln, und er hob sich seine Antwort auf, bis der Tumult verebbte. Dann schüttelte er bekümmert den Kopf. »Da sehen Sie, was ich durchmache. Zwei ledige Söhne, eine blitzgescheite Tochter und eine aufsässige Ehefrau. Ich hab wahrhaftig mein Päckchen zu tragen.«
    »Ach, Sie Ärmster. Wenn ich irgendwann mal Zeit finde, werde ich Sie tüchtig bedauern«, meinte Sharon Szarvas lakonisch. Sie war die Frau von River Szarvas, einem Einwanderer aus Osteuropa, und hatte keinen Funken Mitleid mit Konstantines scheinbar angeknackstem männlichem Ego.
    Dafür kannte sie ihn zu gut. Er verfügte über ein ausgeprägtes
Selbstbewusstsein, das sich durch nichts und niemanden erschüttern ließ. »Ich finde, meine Tochter sollte das Haus hüten, aber meine Frau, meine Zorana, ist dagegen. Sie möchte, dass unsere kleine Firebird flügge wird und sich in der Welt umschaut. Eines Tages kommt unsere wilde Hummel bestimmt wieder zu uns zurück.« Er nötigte sich ein Lächeln ab, wie um Firebird zu zeigen, dass es ihm mit seinen Worten ernst war, obschon es ihm mal wieder das Herz brach.
    Sie lächelte zurück, ihre Lippen formten ein »Danke, Papa«.
    An ihren ehrgeizigen Plänen war er nicht ganz unschuldig. Ein bisschen lag es auch an seinen Söhnen. Sie hatte die Jungs glühend beneidet, weil sie Freiheiten genossen, die einem Mädchen versagt blieben.

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