Nackt schlafen ist bio
die auf ein brennendes Kaminfeuer gerichtet ist, aber die Idee war bei all ihrer Lächerlichkeit so brillant, so hightech-technikfeindlich und so wahnsinnig ironisch, dass sie mich sofort in ihren Bann zog und ich volle zwanzig Minuten zugucken musste.
Unterdessen gingen mir verschiedene Fragen durch den Kopf:
Wer ist für dieses Kaminfeuer zuständig?
Schürt jemand das Feuer?
Wie hoch sind die Produktionskosten des Fire Log Channel?
Welche Sorte Holz wird dafür verwendet?
Gibt es davor ein Casting für die Holzscheite?
Übermittelt das Muster der Flammen subtile Botschaften?
Wer ist die Zielgruppe? Holzfäller? Pyromanen? Pyromanische Holzfäller?
Gibt es eine weitere Staffel? Ein Fire Log -Serienfinale: Das große Löschen?
Ja, ich war wirklich nicht weit von der Frage entfernt, ob es Fortsetzungen dieser Show gab – laut Sender war die Zuschauernachfrage nach Fire Log so groß, dass die Produzenten die Serie gezwungenermaßen bis Ende Februar verlängerten und sogar noch auf einem zweiten Kanal ausstrahlten.
So ist, wie es der elektronische Bildschirmtext verlockend formulierte, »Ihr Feuer im Nu entfacht«. Allerdings, dachte ich – ich habe schon Feuer gefangen.
Mit der Zeit merkte ich jedoch, dass das übertragene Feuer zwar geringfügig Energie durch die Erwärmung des Bildschirms abgab, was aber nicht ausreichte, damit mir wirklich warm wurde. Also beschloss ich, ein richtiges Feuer zu machen. Zwar waren »ökologische« Holzspanpressscheite vorhanden, die mit Bienenwachs statt Petroleum getränkt waren und zumindest nach Angaben des Herstellers deutlich sauberer verbrannten als Scheitholz, sowie nachhaltige, aus altem Kaffeesatz erzeugte Brennscheite, doch die altmodische Kanadierin in mir hielt stur an der Überzeugung fest, dass die umweltfreundlichste Methode darin bestand, draußen auf dem Boden herumliegende trockene Äste aufzusammeln.
Ein echtes Kaminfeuer in Gang zu bringen und zu unterhalten ist allerdings eine wahre Herausforderung. Wie schon »Funktionsweise unserer Hausgeräte« sollte auch »Feuer machen« zu den Pflichtfächern in unserem modernen Erziehungssystem gehören.
8. FEBRUAR , 345. TAG
Nur Nahrungsmittel aus der Region Ontario essen
Wenn ich noch ein einziges Mal Rote Bete essen muss, kann ich für nichts mehr garantieren.
13. FEBRUAR , 350. TAG
Direktflüge nehmen
Jacob und ich sind übereingekommen, dass wir uns zu unserem ersten Rendezvous in Spanien treffen wollen. In Anbetracht der Tatsache, dass wir sowieso jeden Tag miteinander sprechen, samt Rezitation von Keats-Gedichten und Liebesschwüren, ist es durchaus sinnvoll, dass wir auch mal versuchen, uns zu küssen – es wäre ja immerhin noch denkbar, dass wir unsere Position auf der von platonisch bis erotisch reichenden Liebesskala dramatisch überschätzen. Das sollten wir lieber früher als später herausfinden.
Ursprünglich hatten wir uns an einem etwas ausgefalleneren Ort verabreden wollen – ich plädierte für Montenegro, er favorisierte Estland oder den Libanon –, doch obwohl ich im April keinen ökologischen Beschränkungen mehr unterliege, erschien es mir doch ein bisschen übertrieben, irgendwohin zu fliegen, wo man Anschlussflüge nehmen und dann noch ein Auto mieten musste, ganz zu schweigen von Grenzkontrollen und politischen Spannungen; nichts ist romantischer Stimmung abträglicher als ein Militärputsch. Also einigten wir uns schließlich darauf, uns irgendwo in der Mitte zwischen Toronto und dem Nahen Osten zu treffen, und buchten zwei möglichst direkte Flüge ins südspanische Málaga. Ich hoffe, es wird auch ein Direktflug zu einem ungetrübten, völlig unkomplizierten einwöchigen Rendezvous mit einem meiner besten Freunde.
14. FEBRUAR , 351. TAG
Holz mit einer Mixtur aus Zitrone, Essig und Olivenöl polieren
So wie andere Leute ihre Blässe nicht bemerken, bis sie nach einem langen, dunklen Winter den Badeanzug anziehen und am helllichten Tag an den Strand gehen, fällt auch mir erst in einer »normalen« Umgebung auf, wie ökologisch ich geworden bin. Mag mir auch ein gelegentlicher Bagel mit nicht biologischem Frischkäse oder ein dreißig Sekunden langer Gebrauch des Föhns Kopfzerbrechen bereiten, wird mir meine ökologische Lebensweise doch frappierend bewusst, sobald ich das Haus verlasse.
Im vergangenen Monat hatte ich beispielsweise Hitzewallungen und befürchtete schon, es könnten Anzeichen einer verfrühten Menopause sein. Aber dann stellte ich fest, dass ich
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