Nackt schlafen ist bio
zerbrochenes Glas. Ich hatte zwar bis jetzt noch nichts gegessen, konnte mich aber nun entspannen und dankte allen überschwänglich. Mason bekam den Öko-Hauptpreis (eine Stofftasche mit recycelten Putzschwämmen, einer Ausgabe der Zeitschrift Plenty , Naturkosmetikprodukten und noch ein paar Öko-Kinkerlitzchen, die sich im Lauf der Zeit bei mir angesammelt hatten), dann schickte ich alle ihrer Wege. Als mein Vater, meine Schwester und Brandon die Straße hinuntergingen, trat ich vor meine eigene Haustür, lächelte und überlegte, um wie vieles besser meine Gartenmöbel hier auf der Veranda statt auf dem winzigen Balkon meiner Wohnung zur Geltung kommen würden.
Meine Gartenmöbel.
Wo waren meine Gartenmöbel?
Oh, ja, ich wusste, wo sie waren. Sie standen zusammen mit anderem Kram in zwei großen Spinden ganz unten in der Tiefgarage, die zu meiner alten Wohnung gehörte. Irgendwie hatte ich diese Sachen komplett vergessen – nicht nur die Korbstühle und den Tisch, sondern auch mein altes Fahrrad, die zusätzlichen Bretter für mein Bücherregal, eine Lampe, mehrere Schachteln mit Fotoalben und Sportausrüstung.
Am liebsten hätte ich geheult, aber dazu hatte ich jetzt keine Zeit.
Stattdessen rannte ich zurück, klingelte beim Hausmeister und flehte ihn an, mich hereinzulassen, damit ich an die Spinde kam, dann rief ich meinen Vater an.
»Du wirst mich hassen«, sagte ich mit meiner mitleiderregendsten Stimme.
»Oje. Was ist los?«
»Der Umzug ist noch nicht zu Ende. Da ist noch Zeug in der Garage, das ich völlig vergessen habe, und ich brauche wirklich ganz, ganz dringend eure Hilfe für eine weitere Fuhre – na ja, vielleicht werden es auch zwei.«
Er antwortete, er würde mit Emma und Brandon kommen, aber sie würden gerade einen Happen essen, es würde also noch eine halbe Stunde dauern.
Und so wartete ich. Dabei blieb ich gezwungenermaßen in der Garage, denn wäre ich rausgegangen, hätte ich mich wieder ausgesperrt, und ohne Funkschlüssel für Treppenhaus und Fahrstuhl kam ich nicht einmal bis zur Eingangshalle. Zu allem Überfluss hatte mein Handy nur Empfang, wenn ich fast auf Straßenhöhe direkt neben dem sich automatisch öffnenden Tor stand. Zwanzig Minuten später sah man die gute Miss Green as a Thistle auf dem schmutzigen Betonboden einer Tiefgarage kauern, den hängenden Kopf auf die eine Hand gestützt, die andere mit einem pinkfarbenen Handy in die Luft gereckt in der Hoffnung, zum einen wenigstens noch ein schwaches Signal zu empfangen und zum anderen, dass niemand zwei Ebenen tiefer gerade versuchte, ihr Fahrrad und ihre Gartenmöbel zu klauen, die sie dort auf dem leeren Stellplatz zurückgelassen hatte.
Wie sich herausstellte, hatte Jacob in dieser Zeit zweimal anzurufen versucht, war aber nicht durchgekommen. Er hatte aber eine reizende Nachricht hinterlassen, er hoffe, mein Öko-Umzug habe gut geklappt, und er schicke mir vom anderen Ende der Welt die besten Wünsche für einen stressfreien Ablauf. Ich hörte seine Nachricht dreimal ab.
Um Mitternacht befand sich dann wirklich alles in meinem neuen Haus. Ich klappte das Notebook auf und klickte in meinem Musikordner Bob Dylan an, dann beschloss ich, mit meinen Öko-Regeln zu geliefertem Essen, ökologischen Milchprodukten und Fleisch aus artgerechter Haltung zu brechen, und bestellte mir eine Peperoni-Pizza. Denn alles, was aufwändiger war, als zehn Ziffern in mein Handy einzutippen, schaffte ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.
Kaum hatte ich aufgelegt, ließ ich mich auf Freds Matratze fallen und schloss die Augen. Kurz danach stimmte Bob Tangled Up in Blue an. Ich stieß einen tiefen Seufzer aus und beschloss, dieses Drei-Wünsche-Spiel mit mir zu spielen – wenn ich in dieser Sekunde drei Wünsche frei hätte, welche wären das?
Der erste war einfach: dass dieses Öko-Jahr endlich vorbei war. Ich hatte das Gefühl, an einem Punkt angelangt zu sein, wo ich genug darüber gelernt hatte, was es hieß, Umweltschützerin zu sein, verantwortungsbewusst zu leben und die Erde zu respektieren, indem ich außerordentlich achtsam mit ihren Ressourcen umging, die mit jeder Toilettenspülung, jedem eingeschalteten Licht und jeder Zeitung auf der Türschwelle vermindert wurden. Noch immer bemühte ich mich gern um ökologisch korrektes Verhalten, mir gefiel es nach wie vor, im ständigen Austausch mit all meinen Lesern zu stehen – egal, ob sie mich anfeuerten oder kritisierten –, aber die Anstrengung, die es mich kostete, mit
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