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Nacktbadestrand

Nacktbadestrand

Titel: Nacktbadestrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Vavrik
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höflich. Ich bot ihm sofort das Du an. Er sagte, dass die Autofahrt schneller verlaufen sei, als er erwartet hatte. Er sei schon eine halbe Stunde im Nachbarort spazieren gegangen.
    Ich lud ihn in meine Wohnung ein. Wir stiegen in sein Auto und fuhren zu mir.
    Es war natürlich klar, worauf das hinauslaufen würde. Ich kochte Kaffee und wollte ihn fragen, ob er schon einmal etwas mit einer älteren Dame wie mir gehabt hatte. Stattdessen machte ich ihm ein Kompliment über sein dichtes Haar. Er nahm einen Schluck Kaffee und griff mir mit den Fingerkuppen hinters Ohr.
    Â»Ich bin ja glücklich«, sagte er, »und meine Frau ist auch glücklich, glaube ich. Aber etwas fehlte mir immer. Dir fehlt auch etwas, nicht?«
    Â»Das kann man so sagen.«
    Â»Bin ich der erste jüngere Mann für dich?«, kehrte er die Frage um, die ich selbst stellen wollte.
    Â»Ja«, antwortete ich.
    Es gefiel mir, dass er die Initiative ergriff.
    Â»Ich bin also so etwas wie eine Jungfrau«, sagte ich. »Du musst aufpassen. Wer weiß, ob ich noch weiß, wie das geht.«
    Â»Man verlernt es nicht«, lachte er und küsste mich auf die Wange.
    Wie Autofahren, dachte ich. Autofahren hatte ich während des Winters nicht verlernt. Aber mit jemandem schlafen? Nach vierzig Jahren? Sex? Was ist der Maßstab dafür, dass man gut darin ist? Wenn er glücklich macht? Mich hat er mit ganz wenigen Ausnahmen nie glücklich gemacht und auch bei diesen Ausnahmen nicht richtig. Folglich konnte ich es nie. Folglich nützte es nichts, dass man es nicht verlernt.
    Ich wollte noch etwas Zeit vergehen lassen, ehe wir das Schlafzimmer betreten würden. Ich fragte ihn noch ein wenig nach seiner Familie. Und jetzt fragte ich ihn auch, ob er öfter zu anderen Frauen gehe. Er verneinte. Dass er auch unerfahren sei in dieser Sache, lachte er.
    Â»Ich bin eigentlich ganz treu, aber seit einem Jahr bin ich irgendwie unglücklich. Und jetzt habe ich es nicht mehr ausgehalten«, sagte er.
    Â»Und ich bin immerhin keine Konkurrenz für deine Frau«, sagte ich. »Langfristig.«
    In meiner ersten Ehe hatte mein Mann, der ebenfalls Unternehmer gewesen war, aber nicht besonders erfolgreich, überhaupt keine Zeit für mich gehabt. Ich weiß nicht, ob er eine Geliebte hatte, es interessierte mich auch nicht besonders. Er war oft auf Reisen. Und wenn er da war, schlief er kaum mit mir.
    Ich hatte ein sehr vertrautes Verhältnis zu einem seiner Freunde, der hauptberuflich Tänzer und nebenbei Amateurboxer war. Sein Körper war beeindruckend schön gebaut und herrlich durchtrainiert. Wir kannten uns viele Jahre lang, ich kannte auchseine Frau und ihren gemeinsamen Sohn. Als er mir dann eines Abends den Spiegelsaal zeigte, in dem er seine Choreographien einübte, fielen wir übereinander her. Ich war damals dreißig, und es war das erste Mal, dass ich ein männliches Glied sah. Mein Mann hatte sich immer nur auf mich gelegt, und was unten passierte, hatte ich bestenfalls fühlen können. Kaiserin Maria Theresia soll sich darüber beschwert haben, dass man dabei nicht stricken kann.
    Mit dem Tänzer war es das erste Mal, dass es mir Spaß machte, ich hatte damals zum ersten Mal etwas wie einen Höhepunkt. Dabei hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits zwei meiner drei Söhne geboren.
    Noch ein paar Mal habe ich meinen ersten Mann mit dem Tänzer betrogen. Irgendwann kam er dahinter. Für ihn war es der Anfang einer schweren Krise. Wir ließen uns scheiden. Wie auf Befehl von oben gingen seine Firmen fast gleichzeitig in Konkurs, und er wurde wegen Vergehen, die ich nie richtig begriff, zu einer Haftstrafe verurteilt.
    Mir war immer klar gewesen, dass der Tänzer seine Frau niemals für mich verlassen würde. Einfach schon deshalb, weil sie schwer krank war. Dann verließ er sie einige Monate nach meiner Scheidung völlig überraschend doch, aber nicht für mich: Er starb an Krebs.
    Mein Mann wollte vor, während und nach seiner Haft nichts mehr von mir wissen. Ich war danach allein mit meinen Söhnen und meinem schlechten Gewissen. Der Sex mit dem Tänzer, der blieb in den folgenden Jahrzehnten und bis heute der einzige, der mich für den Moment glücklich gemacht hatte.
    Und jetzt lagen Roberts Lippen auf meiner Wange, ich fühlte seinen Atem und dachte über Treue nach. Das hätte ich mir wirklich nicht gedacht, dass mir so etwas in so einem

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