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Nacktbadestrand

Nacktbadestrand

Titel: Nacktbadestrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Vavrik
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mit Unterhaltung statt mit ernster Politik zu befassen, lachte ich laut über seinen cholerischen, heiseren Tonfall.
    Er wunderte sich darüber, fragte, ob ich nicht seiner Meinung sei. »Nein, nein«, sagte ich, »ich bin ganz deiner Meinung.« Dannbedankte ich mich für seinen Anruf, und wir beschlossen, weiterhin in Kontakt zu bleiben.
    Für das Mittagessen zog ich fröhlich alle Jalousien hoch und alle Vorhänge zur Seite. Als Hure hatte mich Josef gestern beschimpft, erinnerte ich mich gut gelaunt. Als hätte ich das in meinem Alter nötig! In meinem Alter stehe ich doch über solchen Dingen! Wenn jemand glaubt, er könne mit mir machen, was er will, irrt er, überlegte ich, während ich an einer Kartoffel kaute.
    Nach dem Essen beschloss ich, ein bisschen zu schreiben. Seit einiger Zeit verfasste ich nun schon Geschichten, die inzwischen so lüstern und pornographisch waren, dass sie niemand je veröffentlichen würde.
    Aber mich machten sie glücklich. Es war, als würde ich mein Herz aufs Papier legen, die Ränder genau nachziehen und es dann mit Farben ausmalen, die wild waren, als wären sie aus dem Blütenstaub und dem Nektar der seltensten giftigen Pflanzen des Urwalds gewonnen worden.
    Die Helligkeit und die Wärme des frühen Sommers lockten mich hinaus, aber nicht zu einem Spaziergang, sondern um etwas zu erledigen, etwas zu tun. Ich sah also nach, was im Kühlschrank und in den Regalen fehlte, und ging zuerst zur Bank, dann in den Supermarkt. Neben den Dingen meines täglichen Bedarfs besorgte ich mehrere Tafeln Schokolade und einige Zeitschriften.
    Zu Hause legte ich mich in die Badewanne, blätterte durch die bunten Seiten, las Artikel über Mode, über Theateraufführungen und Kinopremieren, brach von der Schokolade Rippe um Rippe ab, kurz gesagt: Ich tat das, von dem viele Frauen sagen, dass es am allerglücklichsten mache.
    Am liebsten mochte ich die Kolumne »Pandoras Box« in der Zeitschrift Wiener. Die schrieb eine Frau, die offenbar gute Kontakte zu den oberen Zehntausend Wiens hatte und die völlighemmungslos von Sexspielzeugen und Gruppenorgien erzählte. Ich stellte mir vor, wie die wilden, bösen, gefährlichen Farben aus der Büchse der Pandora entweichen, weil eine alte unruhige Frau wie ich sie geöffnet hat. Jetzt sind sie überall auf der Welt, und es ist sogar gut so.
    Diese Kolumne hatte mich erst auf die Idee gebracht, erotische Geschichten zu verfassen, und manchmal fragte ich mich, ob ich sie nicht auch unter einem Pseudonym veröffentlichen sollte. Aber darauf kam es mir im Grunde nicht an. In Wahrheit schrieb ich sie als Ersatz für fehlenden Körperkontakt.
    Zuerst hatte ich in meinen Geschichten meine Erlebnisse mit Männern beschrieben, so verändert, wie sie mit ein bisschen Glück hätten sein können. Dann erfand ich eigene, neue pornographische Geschichten über junge Menschen. Seitdem ich nach dem Besuch bei dem Arzt in Wiener Neudorf beschlossen hatte, mir selbst Männer zu suchen, änderten sich meine Phantasien. Die Hauptperson war jetzt häufig eine Frau meines Alters.
    Das Telefon läutete. Es war wohl der neue Mann, der mich zurückrief. Das freute mich, aber die Badewanne verließ ich deswegen nicht. So sollte es erst gar nicht anfangen. Man bestimmte nicht über mich. Ich bestimmte über mich.
    Ich las noch zwei Kolumnen. Dann wusch ich mir das Haar, föhnte es lang. Im Bademantel spazierte ich zum Telefon. Zuerst rief ich meinen jüngsten Sohn an. Er sagte zu, mich bald besuchen zu kommen. Dann rief ich meinen ältesten Sohn an und ließ mir von seiner Arbeit und seiner Familie erzählen. Das tat gut. An meinen mittleren Sohn dachte ich nur, wir hatten den Kontakt zueinander abgebrochen. Erst dann wählte ich die Nummer von Robert Pospisil, dem Unternehmer aus Graz.

11
    Ich wartete auf Robert auf dem Hauptplatz vor dem Schloss, nicht im Café, um die Möglichkeit zu haben, ihn gleich wieder nach Hause zu schicken, wenn er mir nicht gefallen sollte. Er reiste in einem großen schwarzen Wagen an, den er mir am Telefon beschrieben hatte, parkte vor der Kirche und stieg aus.
    Er gefiel mir schon aus der Ferne. Er hatte auch äußerlich alles, was sich ein Mann wünschen konnte. Er war groß und schlank, wirkte gepflegt, sportlich und agil. Ich winkte ihm von meiner Sitzbank aus zu.
    Er kam zu mir und grüßte

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