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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
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sicher und eliminierten jeden, der ihren Plan bewusst oder unbewusst gefährden konnte. Manny schien Teil ihres Plans zu sein. Aber was würden sie hinterher mit ihr machen? »Wie ist er gestorben?«
    »Schuss in den Hinterkopf, vermutlich, als er gerade Futter für die Hunde aus seinem Schuppen holen wollte. Da ist alles voller Blut und Hirnmasse.«
    »Wo bist du jetzt? Was ist das für ein Krach?«
    Jake lauschte, während sein Bruder das Haus in Paterson und den Zustand der Hunde beschrieb. »Die Polizei ist jetzt hier. Wir warten auf die Leute vom Tierschutz und den Leichenwagen von der Gerichtsmedizin.«
    »Die sollen die Leiche nicht bewegen«, sagte Jake schon im Stehen. »Ich will sie in situ sehen.«
    »Aber für den Fall ist der Gerichtsmediziner von Passaic County zuständig«, wandte Sam ein.
    »Ist mir egal, wer da zuständig ist. Sorg einfach dafür, dass die Leiche nicht bewegt wird, ehe ich da bin.«

52
    Elena ging vor Manny in die Hocke und begann, die Fesseln an ihren Fußknöcheln zu lösen. Jähe Hoffnung verlieh Manny neue Kraft. Wenn man sie woanders hinbrachte, ergab sich vielleicht eine Gelegenheit zur Flucht. Dann begriff sie, was wirklich vor sich ging, und die Hoffnung verpuffte. Elena wollte, dass sie vor dem Hund weglaufen konnten, weil das eine noch eindrucksvollere Show abgab.
    Manny beobachtete Elena bei der Arbeit und überlegte, welche Möglichkeiten sie hatte. Sie könnte abwarten, bis Elena auch bei Travis die Fesseln löste, und ihr dann einen so festen Tritt gegen den Kopf verpassen, dass sie das Bewusstsein verlor. Vielleicht bestand doch noch eine Chance, Dr. Costello allein zur Vernunft zu bringen. Es war ziemlich gewagt, aber …
    Das Gefühl, beobachtet zu werden, ließ sie aufblicken. Dr. Costello hatte die Pistole auf sie gerichtet. Erstaunlich, wie dieser kleine schwarze Gegenstand alle Kraft aus ihren Beinen sog.
    Nachdem sie Travis losgebunden hatte, holte Elena ihr Handy hervor und wählte. »Dr. Rosen? Sitzen Sie vor Ihrem Computer?«
    Manny spürte, wie ihr Herz einen Gang höher schaltete. Jakes Namen zu hören, zu wissen, dass er am anderen Ende der Leitung war. »Jake!«, rief sie.
    Elena winkte verärgert ab, wie eine Mutter, die ihre quengeligen Kinder zum Schweigen bringt. »Es tut nichts zur Sache, wer ich bin«, sagte sie ins Telefon. »Gehen Sie sofort auf die Webseite www-the-disappeared-dot-com. Da können Sie sich etwas Interessantes anschauen.«
    Manny blickte zu der Kamera hoch. Konnte Jake sie jetzt sehen? Sie hören?
    »Dr. Rosen?« Elena hustete, sprach dann weiter. »Sehen Sie, was ich sehe? Gut. Dann sehen Sie auch die Liste von anderen Leuten, die Sie dazu bringen müssen, diese Webseite aufzurufen, angefangen mit Lucinda Bettis und den anderen sowie den Sandovals. Und stellen Sie sich darauf ein, dass Ihr Telefon nicht mehr stillstehen wird. Wir haben nämlich eine E-Mail von dem Vampir an sämtliche Nachrichtenagenturen der Stadt geschickt. Und wir haben Sie mitsamt Telefonnummer als Kontaktperson angegeben. Nur Sie können erklären, was hier passiert und warum.«
    Elena schwieg einen Moment, während Jake ihr antwortete, sorgsam darauf bedacht, aus dem Blickfeld der Kamera zu bleiben. »Nun, Dr. Rosen, Sie werden bestimmt verstehen, warum ich Ihnen nicht sagen kann, wo die beiden sind. Aber Sie sind ein intelligenter Mann. Genau deshalb haben wir Sie ja ausgesucht. Ich bin sicher, Sie werden sie retten … letzten Endes.«
    Dann packte Elena ihren Mann am Arm und zog ihn aus dem Raum.
    Die Tür fiel zu.
    Sie waren mit dem Pitbull allein.

53
    Jake starrte auf seinen Computerbildschirm. So muss es sein, wenn man unter visueller Agnosie leidet, jener seltenen Störung, bei der die visuelle Wahrnehmung völlig in Ordnung ist, das Gesehene aber nicht mehr gedeutet werden kann.
    Zuerst hatte er geglaubt, dass der Anruf mit der Aufforderung, diese Webseite anzuklicken, ein Scherz war, und er hatte sie nur sicherheitshalber aufgerufen. Und jetzt sah er nicht wie erwartet einen leeren Bildschirm oder eine Pornoseite vor sich, sondern grauenhaft klar und deutlich die Frau, die er liebte, und ihren Mandanten, gefesselt in einem leeren Raum zusammen mit einem Käfig, in dem sich irgendein Tier befand.
    Und es handelte sich offenbar um ein Livebild. Was bedeutete, dass Manny, wenn sie auf dem Monitor den Kopf schüttelte, tatsächlich gleichzeitig irgendwo in einem Raum den Kopf schüttelte, wo er sie sehen, aber nicht finden konnte. Plötzlich

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