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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
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»Keine Sorge. Ich kenne jemanden, der Zeit hat und uns vielleicht helfen kann.« Für diese Aufgabe war Sam, Jakes notorisch arbeitsloser Bruder, bestens geeignet.
    Mrs Heaton blickte sie aus braunen Augen herzergreifend hoffnungsvoll an, und Manny spürte, wie die Last der Sorge von den Schultern der Mutter auf ihre eigenen überging. Sie hoffte nur, dass sie auch stark genug war, diese Bürde zu tragen.

7
    Wir sind nicht mit einer Kaution einverstanden.« Lisnek lehnte sich in seinem Schreibtischsessel zurück, wodurch sich der blaue Oxfordstoff des Hemdes über seinem Bauch spannte. »Wir wollen ihn bis zum Prozess in Haft behalten.«
    Manny war wie vom Donner gerührt. »Der Junge hatte noch nie irgendwelchen Ärger mit der Polizei. Er kommt aus einer schwer arbeitenden Familie mit begrenzten finanziellen Mitteln. Bei ihm besteht keine Fluchtgefahr. Wieso sind Sie gegen eine Kaution?«
    »Wir haben den Verdacht, dass er einer größeren Verschwörergruppe angehört. Das hier haben wir in seinem Rucksack gefunden.« Lisnek hielt ein eselsohriges Taschenbuch hoch – Den Koran verstehen von Imam Abu Rezi.
    »Pflichtlektüre für den Kurs in vergleichender Religionswissenschaft am Monet«, erklärte Manny.
    Lisnek zuckte die Achseln. »Wäre nicht das erste Mal, dass Schüler durch ihren Unterrichtsstoff übermäßig beeinflusst wurden. Die Polizei hat gerade telefonisch durchgegeben, was die Durchsuchung von Travis’ Zimmer ergeben hat. Der Bursche hat ein ganzes Bücherregal voll mit muslimischer Theologie, islamischem Fundamentalismus, Dschihad und so weiter. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Thema an Privatschulen so gründlich behandelt wird.«
    Manny sprang auf. »Das ist doch absurd. Selbst in diesen verrückten Zeiten wird kein Richter in New Jersey einen Kautionsantrag ablehnen, bloß weil ihm das Lektürematerial des Verdächtigen nicht gefällt.« Aber noch während sie das aussprach, beschlichen sie nagende Zweifel. Warum sollte ein christlich erzogener Teenager so viele Bücher über den Islam besitzen? Hatte Travis irgendwelche politischen Motive, die er ihr oder seiner Mutter verheimlichte?
    »Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse, Ms Manfreda. Ich habe nie behauptet, das wäre alles, was wir haben. Es gibt einen soliden kriminaltechnischen Beweis für Mr Heatons Beteiligung an der Tat. Ein Bissabdruck in einem Apfel.«
    »Ein Bissabdruck in einem Apfel beweist, dass mein Mandant ein Terrorist ist? War es ein Granny Smith oder ein Golden Delicious? Ich kann Ihnen nicht mehr folgen.«
    »Wir haben einen Augenzeugen, Mr Park Sung Ho, Verkäufer im Lebensmittelladen Happy Garden auf der Washington Street. Mr Heaton und seine Freunde haben dort Getränke und etwas zu essen gekauft. Sie haben Mr Park ein bisschen getriezt, beim Bezahlen Geld hin und her geschoben, versucht, ihn zu verwirren. Er hat sie genau im Auge behalten und gesehen, wie Mr Heaton beim Hinausgehen einen Apfel von der Auslage neben der Tür stibitzt hat. Mr Park ist hinterher, aber bis er um die Theke herum und zur Tür gelaufen war, hatten die Jungs bereits die Straßenecke mit dem Briefkasten erreicht. Er hat gesehen, wie der mit dem Apfel einmal reingebissen und ihn in die Gosse geworfen hat. Dann hat der Junge sich gebückt, etwas unter den Briefkasten gelegt, und alle sind losgerannt. Wenige Sekunden später flog der Briefkasten in die Luft.«
    Mannys Miene blieb ausdruckslos, aber innerlich kochte sie. Diese verbotene Frucht hatte Travis praktischerweise vergessen zu erwähnen. »Und Sie haben den Apfel sichergestellt.«
    »Allerdings. Und wir werden beweisen, dass er Mr Heatons Bissabdruck trägt.«
    Manny war verwirrt. Warum konzentrierten die sich auf den Bissabdruck? Wenn jemand in etwas hineinbiss, blieben unvermeidlich Speichelspuren zurück, die auf DNS getestet werden konnten. Ein DNS-Abgleich bot absolute Gewissheit, wohingegen der forensische Vergleich von Bissspuren durchaus spekulativ war. Leise Hoffnung keimte in ihr auf.
    »Sie testen den Apfel natürlich auch auf die DNS meines Mandanten?«
    Lisnek blickte nach unten auf seine abgewetzten Halbschuhe. »Äh … das ist in der Mache.«
    Manny witterte etwas Ausweichendes in seiner Antwort. Wahrscheinlich hatten sie das Beweisstück irgendwie falsch gehandhabt. Sie ließ nicht zu, dass das Lächeln in ihrem Innern bis zu den Lippen gelangte. Dieser Trottel hatte nichts in der Hand, und das wusste er auch.
    Manny zwang Lisnek, ihr in die Augen zu sehen, und

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